15,5% der Bevölkerung im Jahr 2008 armutsgefährdet
Geschrieben am 29-10-2010 |
Wiesbaden (ots) - Wie das Statistische Bundesamt (Destatis)
mitteilt, waren im Jahr 2008 durchschnittlich 15,5% der Bevölkerung
Deutschlands armutsgefährdet. Das Armutsgefährdungsniveau blieb damit
gegenüber dem Jahr 2007 (15,2%) nahezu konstant. Dieses Ergebnis
wurde aus der Erhebung LEBEN IN EUROPA 2009 ermittelt.
LEBEN IN EUROPA stellt die amtlichen Sozialindikatoren zu Armut
und sozialer Ausgrenzung für Deutschland ("Bundesindikatoren")
bereit. Die Indikatoren sind EU-weit vergleichbar. Im Jahr 2009
wurden für die Erhebung 13 087 Haushalte mit insgesamt 23 832
Personen ab 16 Jahren zu ihren Einkommen und Lebensbedingungen
befragt. Armutsgefährdet war, wer nach Einbeziehung staatlicher
Transferleistungen ein Einkommen von weniger als 11 151 Euro im Jahr
(929 Euro monatlich) zur Verfügung hatte. Bezugszeitraum für die
Erhebung der Einkommen war das Vorjahr (2008).
Arbeitslose waren im Jahr 2008 am stärksten armutsgefährdet
(62,0%). Aber auch Menschen in Arbeit waren betroffen: im Jahr 2008
war etwa jede/r fünfzehnte Erwerbstätige (6,8%) armutsgefährdet
("Arbeitsarmut"). Ruheständler/innen lagen mit 14,9% knapp unter dem
Durchschnittswert für Deutschland insgesamt.
In Haushalten von allein Erziehenden lag bei mehr als jeder
dritten Person (37,5%) im Jahr 2008 eine Armutsgefährdung vor. 29,3%
der allein lebenden Menschen verfügten im Jahr 2008 über ein
Einkommen unterhalb des Schwellenwertes. Dagegen waren lediglich 7,7%
der Personen in Haushalten von zwei Erwachsenen mit zwei Kindern
armutsgefährdet.
Frauen (16,3%) waren häufiger armutsgefährdet als Männer (14,7%),
das galt insbesondere in der Altersklasse ab 65 Jahren (Frauen:
17,0%; Männer: 12,9%).
Ergebnisse aus LEBEN IN EUROPA sowie methodische Erläuterungen und
Publikationen sind auch über die Themenseite des Statistischen
Bundesamtes erhältlich. Das Statistische Amt der Europäischen
Gemeinschaften (Eurostat) hat die Ergebnisse der deutschen EU-SILC
(European Union Statistics on Income and Living Conditions) Erhebung
2009 am 15. Oktober 2010 in seiner Datenbank veröffentlicht.
Für weitere amtliche EU-Statistiken steht unter
www.eds-destatis.de der Europäische Datenservice (EDS) zur Verfügung.
Eine zusätzliche Tabelle bietet die Online-Fassung dieser
Pressemitteilung unter www.destatis.de.
Weitere Auskünfte gibt:
Zweigstelle Bonn, Silvia Deckl, Telefon: (0611) 75-8697, E-Mail:
private-haushalte@destatis.de
Erläuterungen zur Erhebung LEBEN IN EUROPA und zur Berechnung der
Armutsgefährdungsquote:
EU-SILC (englisch: Community Statistics on Income and Living
Conditions) ist die EU-weit vergleichbare Datenquelle über Einkommen,
Armut und Lebensbedingungen in Europa. Für die Statistik gelten in
allen Mitgliedstaaten einheitliche Definitionen sowie methodische
Mindeststandards. Die amtliche Erhebung, deren Durchführung und
Aufbereitung den Mitgliedstaaten obliegt, wird in Deutschland seit
2005 jährlich unter der Bezeichnung LEBEN IN EUROPA durchgeführt. Ein
Kernindikator, der aus LEBEN IN EUROPA ermittelt wird, ist die
Armutsgefährdungsquote. Sie gibt an, wie hoch der Anteil der
armutsgefährdeten Personen an der Gesamtbevölkerung ist. Zur
Berechnung der Armutsgefährdungsquote wird zunächst das von allen
Haushaltsmitgliedern tatsächlich erzielte Haushaltseinkommen des
Vorjahres herangezogen (bei LEBEN IN EUROPA 2009 bezieht sich das
Haushaltseinkommen auf das Jahr 2008). Es setzt sich zusammen aus dem
Einkommen aus selbstständiger und unselbstständiger Erwerbstätigkeit,
dem Einkommen aus Vermögen, Renten und Pensionen sowie empfangenen
laufenden Transfers - wie zum Beispiel Arbeitslosengeld, Sozialhilfe
oder Kindergeld. Direkte Steuern und Sozialbeiträge sind abgezogen.
Dieses Haushaltseinkommen wird auf die Personen des Haushalts nach
einem Gewichtungsschlüssel (Äquivalenzskala) verteilt, der
unterschiedliche Haushaltsstrukturen berücksichtigt sowie den
Umstand, dass Personen in einem Haushalt durch das Zusammenleben
Einspareffekte bei den laufenden Kosten erzielen.
Die Äquivalenzskala weist jeder Person im Haushalt ein Gewicht zu.
Nach der modifizierten OECD-Skala, die bei EU-SILC angewendet wird,
erhält die erste erwachsene Person stets das Gewicht 1. Jede weitere
Person erhält ein Gewicht, das die Größenordnung des Mehrbedarfs
berücksichtigen soll, der durch diese Person entsteht: Weitere
Erwachsene und Kinder ab 14 Jahren erhalten das Gewicht 0,5, Kinder
unter 14 Jahren das Gewicht 0,3. So ergibt sich bei einer Familie mit
zwei Kindern unter 14 Jahren beispielsweise das Gesamtgewicht 2,1.
Das verfügbare Haushaltseinkommen wird nun durch die Summe der
Gewichte dividiert. Das so ermittelte Einkommen der Personen wird als
"bedarfsgewichtetes Äquivalenzeinkommen" bezeichnet und jeder Person
im Haushalt als persönliches Äquivalenzeinkommen zugeschrieben. Zu
beachten ist, dass es sich beim Äquivalenzeinkommen um eine fiktive
Rechengröße handelt.
Um das mittlere Einkommen zu ermitteln, wird der Median
(Zentralwert) verwendet. Dabei werden die Personen ihrem
Äquivalenzeinkommen nach aufsteigend sortiert. Der Median ist der
Einkommenswert derjenigen Person, die die Bevölkerung in genau zwei
Hälften teilt. Das heißt, die eine Hälfte hat mehr, die andere
weniger Einkommen zur Verfügung. 60% dieses Medianwertes stellen den
Schwellenwert für Armutsgefährdung dar.
Originaltext: Statistisches Bundesamt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/32102
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_32102.rss2
Rückfragen an obigen Ansprechpartner oder an:
Statistisches Bundesamt
Pressestelle
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