Börsen-Zeitung: Sinnlose Überflussproduktion, Kommentar von Christopher Kalbhenn zur Derivate-Schwemme an den deutschen Börsen
Geschrieben am 02-11-2010 |
Frankfurt (ots) - Als mit dem Untergang von Lehman Brothers
erstmals ein Emittent ausfiel und Tausende Anleger ihr in den
Produkten des US-Hauses investiertes Geld verloren, schien der
Zertifikatemarkt keine Zukunft mehr zu haben. Rund zwei Jahre später
reibt man sich verwundert die Augen. Erstmals in der Geschichte des
Marktes sind an den deutschen Börsen mehr als 500000 Produkte
gelistet! Als hätte es nie eine Krise gegeben, beschleunigt sich die
Massenproduktion der Branche immer weiter.
Hintergrund ist der harte Wettbewerb der Zertifikatebranche. Um
Marktanteile zu gewinnen oder zu halten, werden für möglichst jeden
Anlegertyp und möglichst jede Marktlage die passenden Produkte auf
möglichst viele Basiswerte aufgelegt. In diesem Rennen sind
diejenigen Emittenten die Gewinner, bei denen Anleger auf der Suche
nach einem geeigneten Produkt in der Regel auch fündig werden.
Begünstigt wird die Entwicklung auch durch die Gebührenstrukturen.
Pro Emittent gilt eine Obergrenze bei den Listing-Gebühren von 50000
Euro pro Monat. Wer diese Grenze erreicht, kann quasi unbegrenzt
weiter emittieren, ohne dass sich die Listing-Gebühren erhöhen.
Doch wozu soll dieses Treiben gut sein? Für den Anleger hat es
zunächst den angenehmen Effekt, dass ihm mehr Investmentmöglichkeiten
zur Verfügung stehen als jemals zuvor. Einen hochhebligen
Knock-out-Schein auf den Nebenwert XY, weil der vor einem Ausbruch
nach oben stehen könnte? Kein Problem, ein entsprechendes Produkt
wird sich schon finden. Mit über 500000 Produkten ist jedoch eine
Dimension erreicht, die weit über den Bedarf der deutschen Anleger
hinausgeht, von der Möglichkeit, den Dschungel noch zu durchblicken,
ganz zu schweigen. Wie viel Überfluss hier produziert wird, belegt
die Tatsache, dass in mehr als 80% der Zertifikate nie auch nur eine
einzige Transaktion stattfindet.
Die Überproduktion hat zudem negative Folgen. Da für die an Zahl
zunehmenden Produkte ständig Kauf- und Verkaufskurse zu stellen sind,
müssen umfangreiche IT-Kapazitäten vorgehalten werden, die zudem in
der Lage sein müssen, auch in turbulenten und damit sehr aktiven
Marktphasen dem zu erwartenden Datensturm standzuhalten. Das
erfordert erhebliche Investitionen und kommt die Börsen und die
Zertifikatebranche teuer zu stehen.
(Börsen-Zeitung, 3.11.2010)
Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
298424
weitere Artikel:
- WAZ: Vergleichen und sparen. Kommentar von Sven Frohwein Essen (ots) - Der Kampf um den Fluggast ist hart - so hart, dass
sich die Billigflieger mit immer neuen Supersondersparangeboten
gegenseitig unterbieten. Der Bürger ist es nämlich mittlerweile
gewohnt, für 19 Euro nach Barcelona oder für 29 Euro nach Rom zu
fliegen. Dass das nicht kostendeckend für die Fluggesellschaften sein
kann, versteht sich fast von selbst.
Doch anstatt ihren Kunden die Wahrheit zu sagen, sprich den
Flugpreis anzuheben, lassen sich die Airlines immer neue Maschen
einfallen, durch versteckte Preiserhöhungen mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Energie / Öl / Großbritannien Osnabrück (ots) - Im Strudel
Kaum haben sich die Rußwolken des brennenden Öls im Golf von
Mexiko verzogen, kommt die Sonne für BP wieder durch. Einem Verlust
von über 12 Milliarden Euro im zweiten Quartal des Jahres steht
aktuell schon wieder ein Gewinn von fast 1,3 Milliarden Euro
gegenüber.
Der britische Ölmulti erholt sich schnell, auch wenn der Gewinn im
Jahresvergleich über 60 Prozent niedriger liegt. Aber BP steht im
Vergleich zu seinen Konkurrenten schlecht da. So steigerte der ewige
Rivale Shell im gleichen Zeitraum mehr...
- Rheinische Post: Dreiste Zahnärzte Düsseldorf (ots) - Kommentar von Antje Höning
Wie an so vielen Stellen im Gesundheitswesen läuft auch bei der
Honorierung der Zahnärzte einiges schief. Jede Kasse hat für
Zahnbehandlungen all ihrer Patienten ein festes Budget. Das wird zum
Problem, wenn sich die Mitgliederstruktur einer Kasse plötzlich
ändert und sie - wie bei etlichen AOK und Innungskassen geschehen -
viele jüngere Menschen gewinnt. Denn anders als beim Hausarzt fallen
beim Zahnarzt die meisten Ausgaben für Jüngere an. Zahnerhaltung ist
eben oft aufwendiger mehr...
- Donner & Reuschel bietet Banking App für iPad / Donner & Reuschel bietet innovative Applikation für iPhone und iPad / höchster Sicherheitsstandard / Online-Banking jederzeit und überall möglich Hamburg (ots) - Ab sofort steht Kunden der Privatbank Donner &
Reuschel im AppleStore die kostenlose Mobile-Banking Software "Donner
& Reuschel Banking" für das iPad zur Verfügung. Nachdem die Anwendung
zunächst für das iPhone entwickelt wurde, können Nutzer des iPads nun
ebenfalls jederzeit und überall ihre Bankgeschäfte erledigen.
Für die Initialisierung des Apps wird ein Konto bei Donner &
Reuschel benötigt. Voraussetzung ist außerdem die Freischaltung zum
HBCI oder PIN/TAN-Verfahren in der Version 2.2 bzw. 3.0. Zusätzlich mehr...
- stern-Umfrage: Breite Mehrheit für bescheidene Lohnerhöhungen Hamburg (ots) - Angesicht der boomenden Konjunktur in Deutschland
hält die überwältigende Mehrheit der Arbeitnehmer (81 Prozent) eine
eigene Gehaltserhöhung für gerechtfertigt. Das ergab eine Umfrage des
Hamburger Magazins stern unter 1000 repräsentativ ausgewählten
Beschäftigten in Deutschland. 17 Prozent sagten, mit Blick auf die
Situation in ihrem Betrieb komme eine Lohnerhöhung für sie nicht in
Frage.
Aber auch von denen, die eine Gehaltserhöhung für gerechtfertigt
halten, träumt nur eine Minderheit von einem dicken Lohnplus. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|