Länderetats drohen wegen AKW-Laufzeitverlängerung unkalkulierbare Risiken
Geschrieben am 05-11-2010 |
Berlin (ots) - Wegen Entschädigungsvorschrift im Atomgesetz können
sich Atomkonzerne die finanziellen Aufwendungen für anstehende
Sicherheitsnachrüstungen bei den Ländern wiederholen - Deutsche
Umwelthilfe empfiehlt AKW-Standortländern im Bundesrat die Anrufung
des Vermittlungsausschusses - Ziel: Streichung der
Entschädigungsvorschrift in § 18 Abs. 3 Atomgesetz
In Schreiben an die Staatskanzleien, die Finanzministerien und die
Atomaufsichtsministerien der fünf AKW-Standortländer hat die Deutsche
Umwelthilfe e. V. (DUH) auf unkalkulierbare Risiken für die
jeweiligen Länderetats hingewiesen, die sich aus der im Bundestag
beschlossenen Laufzeitverlängerung alter Atomkraftwerke ergeben. Nach
einer fast vergessenen Bestimmung in Absatz 3 des Paragrafen 18 des
Atomgesetzes von 1959 können die AKW-Betreiber bei nachträglichen
Sicherheitsauflagen von den Standortländern Entschädigungen für die
Kosten verlangen, die anfallen, um die Jahrzehnte alten Meiler für
zusätzliche acht bis 14 Betriebsjahre zu ertüchtigen. Die DUH
empfiehlt den betroffenen Bundesländern Schleswig-Holstein,
Niedersachsen, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern in den Schreiben
deshalb, am 26. November im Bundesrat wegen der nicht absehbaren
Belastungen den Vermittlungsausschuss anzurufen. Ziel müsse es sein,
Paragraph 18 Absatz 3 des Atomgesetzes ersatzlos zu streichen.
"Es gehört zu den vornehmsten Pflichten der Landesregierungen,
ihre Steuerzahler vor unnötigen Belastungen zu schützen", sagt
DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake. Die Konzerne würden mit der
Laufzeitverlängerung Milliarden verdienen, gleichzeitig könnten sie
jedoch versuchen, die anfallenden Nachrüstungskosten auf die
Steuerzahler abzuwälzen.
Die Leiterin Klimaschutz und Energiewende der DUH, Rechtsanwältin
Cornelia Ziehm, erklärt, dass der Rechtsanspruch der Konzerne auf
Entschädigungszahlungen der Länder nach dem Wortlaut des Paragraphen
18 Absatz 3 auch für nachträgliche Auflagen gelte. In der
juristischen Literatur sei umstritten, ob dies für jede nachträgliche
Auflage gelte oder nur für solche gilt, die einem Widerruf
gleichkommen. Im zweiten Fall gäbe der Paragraph jedoch keinen Sinn,
weil eine solche Auflage rechtswidrig wäre. Höchstrichterliche
Rechtsprechung zur Auslegung des § 18 Abs. 3 gäbe es nicht. Auf die
fünf Länder mit Atomaufsichtsbehörden komme daher durch die
Laufzeitverlängerung ein unkalkulierbares finanzielles Risiko zu.
Sicherheitsnachrüstungen, die in nachträglichen Auflagen der
Atomaufsichten festgelegt werden, gelten auch der Bundesregierung und
den AKW-freundlichen Standortländern als unausweichliche
Voraussetzung für einen Weiterbetrieb der Atomkraftwerke über die
bisher festgelegte Laufzeit von nominell 32 Jahren hinaus.
Die Vorstellung, das künftig Länderfinanzminister gemeinsam mit
den Konzernen gegen drohende, teure Nachrüst-Auflagen argumentieren
könnten, um die Etats ihrer jeweiligen Bundesländer vor
milliardenschweren Sonderlasten zu schützen, sei ebenso realistisch
wie bedrohlich - gerade weil die AKW mit zunehmendem Alter immer
störanfälliger werden. "Die einzige realistische Lösung dieses
Folgeproblems der Entscheidung über die Laufzeitverlängerung ist die
die ersatzlose Streichung der entsprechenden Bestimmung im
Atomgesetz", sagt Ziehm. Dies könnte der Bundesrat erreichen, wenn er
mit Mehrheit den Vermittlungsausschuss aus Bundestag und Bundesrat
anrufe.
Originaltext: Deutsche Umwelthilfe e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/22521
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_22521.rss2
Pressekontakt:
Rainer Baake, Bundesgeschäftsführer, Hackescher Markt 4, 10178
Berlin; Mobil: 0151 55016943, Tel.: 030 2400867-0, E-Mail:
baake@duh.de
Dr. Cornelia Ziehm, Leiterin Klimaschutz und Energiewende, Hackescher
Markt 4, 10178 Berlin; Mobil: 0160 94182496; Tel.: 030 2400867-0,
E-Mail: ziehm@duh.de
Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik und Presse, Hackescher Markt 4,
10178 Berlin; Mobil: 0171 5660577, Tel.: 030 2400867-0, E-Mail:
rosenkranz@duh.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
299099
weitere Artikel:
- Protestdemokratie Deutschland. Stuttgart 21 ist überall / Nils Schmid und Thomas Strobl zu Gast bei "2+Leif" / Am 8. November 2010, 23.00 Uhr im SWR Fernsehen Mainz (ots) - In Stuttgart muss der frühere CDU-Generalsekretär
Heiner Geißler zwischen Gegnern und Befürwortern des Bahnhofsprojekts
schlichten. Das öffentliche Interesse am Kampf um Stuttgart 21 ist
längst national geworden. Stundenlange Schlichtungssitzungen finden
erstaunliche Resonanz in Live-Übertragungen des SWR. Und hinter den
Friedenskulissen scheuen die Lager nicht vor üblen Anschuldigungen
zurück. Warum hat ein regionales Großprojekt eine solche Symbolkraft?
Hebeln außerparlamentarische Initiativen mehr und mehr demokratische mehr...
- EU-Kommission prüft WestLB / Bad Bank-Umstrukturierung noch genauer Brüssel / Berlin (ots) - Die Europäische Kommission hat ihre
laufende Untersuchung in der Beihilfesache Westdeutsche Landesbank
(WestLB) ausgeweitet. Sie ist zu dem Schluss gekommen, dass die Bank
schätzungsweise 3,4 Milliarden Euro mehr an staatlichem Geld erhalten
hat, als dies im Rahmen der Auslagerung der wertgeminderten Aktiva in
eine Bad Bank vorgesehen war. Die Beihilfe, die zu der von der WestLB
seit der Finanzkrise bereits erhaltenen Unterstützung hinzukommt,
kann von der Kommission erst genehmigt werden, wenn zusätzliche mehr...
- Der Tagesspiegel: Westerwelle sieht positive Signale aus Moskau vor Nato-Gipfel Berlin (ots) - Berlin - Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hat
die Teilnahme des russischen Präsidenten Dmitri Medwedew am
Nato-Gipfel in Lissabon begrüßt. Auch dass Russland erwäge, sich an
der Raketenabwehr zu beteiligen, sei "ein sehr positives Signal",
sagte er in einem gemeinsamen Interview mit seinem polnischen
Amtskollegen Radoslaw Sikorski dem Berliner "Tagesspiegel" und der
polnischen Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" (Freitagsausgaben). "All
das zeigt, dass Moskau bereit ist, international eine
verantwortungsvolle Rolle mehr...
- Internationaler Greenpeace-Chef ruft zu friedlichem Castor-Protest auf/ Kumi Naidoo spricht am Samstag zu Demonstranten im Wendland Hamburg (ots) - Der Geschäftsführer von Greenpeace International,
Kumi Naidoo, ruft die Demonstranten zum friedlichen massenhaften
Protest gegen den geplanten Castor-Transport auf. Der 45-jährige
Südafrikaner trifft heute Abend im Wendland ein und wird morgen
Mittag bei der Auftaktkundgebung zur Großdemonstration in Dannenberg
eine Rede halten. Zur Demonstration werden 30.000 Teilnehmer
erwartet. Heute Nachmittag soll der Zug mit dem hochradioaktiven
Atommüll aus der Wiederaufbereitungsanlage in La Hague (Frankreich)
ins niedersächsische mehr...
- Henke: Ärzte werden sich keiner Fremdherrschaft beugen Berlin (ots) - "Wir appellieren an die Bundesregierung, der
BDA/DGB-Initiative zur Festschreibung der Tarifeinheit nicht zu
folgen. Es gibt keinen gesetzgeberischen Handlungsbedarf. Die
Rechtslage ist klar und eindeutig. Wer Tarifautonomie will, muss die
neue Tarifvielfalt als etwas Unabweisbares akzeptieren, das unsere
plural verfasste Gesellschaftsordnung geradezu erfordert", sagte
heute Rudolf Henke, 1. Vorsitzender des Marburger Bundes, vor dem
Auftakt der 118. Hauptversammlung der Ärztegewerkschaft in Berlin.
Die Mitglieder mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|