Bundesregierung blockiert Klimagas-Grenzwert für leichte Nutzfahrzeuge
Geschrieben am 11-11-2010 |
Berlin (ots) - Fortsetzung einer Tradition: Erneut steht die
Bundesregierung beim EU-Klimaschutz im Interesse der
Automobilindustrie auf der Bremse - 1997 scheiterte eine EU-weite
Begrenzung der Klimagasemissionen für Pkw an der damaligen
Umweltministerin Angela Merkel, 2007 an der Bundeskanzlerin Merkel
und 2010 verhindert die Autokanzlerin Merkel erneut die notwendige
Begrenzung von Spritverbrauch und CO2-Emissionen bei leichten
Nutzfahrzeugen - DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch: "Wie beim
Atomausstieg vertritt Merkel die Interessen großer Konzerne"
Deutschland blockiert erneut die Festlegung eines ambitionierten
CO2-Grenzwerts auf europäischer Ebene - diesmal für leichte
Nutzfahrzeuge. Bundeskanzlerin Angela Merkel sperrt sich bisher gegen
eine mögliche EU-Entscheidung für ein Langfristziel von deutlich
unter 155 g CO2/km und droht mit Blockade im Europäischen Rat. "Wenn
es um industriepolitische Interessen geht, können sich die deutschen
Automobilhersteller darauf verlassen, dass die Bundesregierung ihnen
den Weg frei räumt. Das schadet in diesem Fall nicht nur dem Klima,
sondern verlängert auch die Bedrohung der Bürgerinnen und Bürger
durch übermotorisierte Renn-Transporter in die Zukunft, die mit Tempo
200 über deutsche Autobahnen brettern", sagt der
Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH), Jürgen
Resch.
Der federführende Umweltausschuss des europäischen Parlaments
hatte bereits im September auch aufgrund des massiven Drucks von
Seiten der Industrielobby den Grenzwertvorschlag der Kommission von
135 g CO2/km für 2020 abgeschwächt und ein Langfristziel von 140 g
CO2/km beschlossen. Doch selbst dieser wenig ambitionierte Wert geht
der deutschen Automobilindustrie zu weit. Wie bereits vor drei Jahren
bei den Grenzwerten für Pkw soll nun die Kanzlerin für besonders
günstig zu produzierende Nutzfahrzeugmotoren in die Bresche springen,
die leider auch überdurchschnittlich viel Sprit verbrauchen. Dazu
werden jetzt die anderen EU-Länder massiv gedrängt, das Langfristziel
weiter anzuheben. Andernfalls droht die Bundesregierung mit Blockade
im Europäischen Rat. Ein Zielwert von 155 g CO2/km käme einem
Freibrief für die Hersteller gleich, weiterzumachen wie bisher, da
ihn bereits heute zahlreiche Fahrzeuge auch deutscher Hersteller
unterschreiten.
Leichte Nutzfahrzeuge werden vor allem von Handwerkern und
Transportdienstleistern genutzt. Für sie ist ein niedriger
Spritverbrauch wegen der in der Regel enormen Jahreslaufleistung der
Transporter bei der Kaufentscheidung besonders wichtig. Die
Entlastung des Klimas und des eigenen Geldbeutels gehen Hand in Hand.
Eine Vielzahl der bereits im Pkw-Bereich eingesetzten
Reduktionsmaßnahmen wie Start-Stopp-Automatik, Motor-Downsizing,
Direktschaltgetriebe, Hybridtechnologie, Hochdruckeinspritzung,
verbesserte Aerodynamik können nach Überzeugung der DUH problemlos
auch bei leichten Nutzfahrzeugen zur Emissionsreduktion eingesetzt
werden. Wegen der im Pkw-Bereich eingeführten und schon bewährten
Einspartechniken können Hersteller wie VW oder Mercedes den von der
EU-Kommission für 2020 vorgeschlagenen Grenzwert von 135 g CO2/km
binnen weniger Jahre erreichen. Zuletzt zeigten das die bei
Nutzfahrzeuge IAA im September 2010 ausgestellten Fahrzeuge "Trotz
dieser Fakten behauptet der VDA wahrheitswidrig, dass die im
Umweltausschuss des EU-Parlaments bereits abgeschwächten Ziele
unrealistisch seien", kritisiert Resch. "Vor drei Jahren sind die
Parlamentarier bei der Festlegung von CO2-Grenzwerten für PKW den
gleichen fadenscheinigen Argumenten des VDA und der von ihm
vertretenen Autobauer VW, Daimler, BMW, Ford und Opel auf den Leim
gegangen. In der Folge haben uns die japanischen aber auch
italienischen und französischen Autobauer bei der Reduktion von
Spritverbrauch und CO2-Emissionen gezeigt wie es geht". Resch rief
die Parlamentarier dazu auf denselben Fehler nicht noch einmal zu
machen.
Besonders ärgerlich sei die Debatte über die Verbrauchszielwerte
bei leichten Nutzfahrzeugen mit Blick auf die bevorstehende
Weltklimakonferenz im mexikanischen Cancun. Die Bundesregierung
geriere sich immer noch als Antreiber im globalen Klimaschutz und
blockiere regelmäßig alle Bemühungen, wenn Klimaschutz im
Automobilbereich konkret werde. "Diese Politik setzt nicht nur unsere
Technologieführerschaft aufs Spiel, sie blamiert Deutschland auch vor
der Weltöffentlichkeit, so Resch.
Originaltext: Deutsche Umwelthilfe e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/22521
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Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer, Hackescher Markt 4, 10178
Berlin; Mobil: 0171 3649170, resch@duh.de
Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik und Presse, Hackescher Markt 4,
10178 Berlin, Tel.: 030 24008670, Mobil:0171 5660577, E-Mail:
rosenkranz@duh.de
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