Neue OZ: Kommentar zu EU / Agrar
Geschrieben am 18-11-2010 |
Osnabrück (ots) - Hehre Ziele
Grüner und gerechter: EU-Kommissar Dacian Ciolos verfolgt bei
seinen Vorschlägen für eine Agrarreform zweifellos hehre und
unterstützenswerte Ziele. Er legt den Finger in eine offene Wunde.
Ungerechtigkeiten bei der Verteilung der Subventionen sind
offensichtlich. Wenn jeder Bauer pro Hektar gleich viel Geld aus
Brüssel bekommt, ist derjenige benachteiligt, der umweltschonender
produziert und deshalb mehr Arbeitskräfte benötigt. Zudem stammen die
heutigen Regeln für die Verteilung der direkten Beihilfen noch aus
der Zeit vor der EU-Osterweiterung. Seither haben sich aber viele
Wirtschaftsfaktoren in den einzelnen Ländern geändert, nicht zuletzt
die Löhne. Diese Verschiebungen müssen ebenso berücksichtigt werden
wie ökologische Aspekte.
Allzu große Veränderungen sind freilich nicht zu erwarten. Denn
die hoch industrialisierten Flächenländer Frankreich und Deutschland,
große Profiteure des gegenwärtigen Subventionssystems, wehren sich
gegen tief greifende Reformen. Das ist zunächst einfach nur
egoistisch. Zugleich gibt es aber auch gute Gründe, die
Agrarproduktion nicht zu bremsen. Denn angesichts der stark
wachsenden Weltbevölkerung wird die Nachfrage nach Lebensmitteln
kräftig steigen. Wer trotzdem seine Landwirtschaft vernachlässigt,
der riskiert, von anderen abhängig zu werden - keine gute
Vorstellung.
Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung
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