Börsen-Zeitung: Schlag ins Gesicht, Kommentar von Sebastian Schmid zum US-Urteil gegen den Softwarekonzern SAP zur Zahlung von 1,3 Mrd. Dollar Schadenersatz an den Konkurrenten Oracle
Geschrieben am 24-11-2010 |
Frankfurt (ots) - Schallender hätte die Ohrfeige kaum ausfallen
können, die acht US-Geschworene dem deutschen Softwarekonzern SAP
verpasst haben. Wegen Industriespionage und Urheberrechtsverletzungen
sollen die Walldorfer 1,3 Mrd. Dollar ausgerechnet an den Erzrivalen
Oracle zahlen. Jahrelang hatte SAP die milliardenschweren Forderungen
von Oracle-CEO Larry Ellison als überzogen bezeichnet. Bis zuletzt
wurde nur ein niedriger dreistelliger Millionenbetrag für den
Rechtsstreit vorgehalten. Umso peinlicher fällt nun die juristische
Niederlage aus.
Die SAP-Argumentation, eine Strafe dürfe maximal 40 Mill. Dollar
betragen, hatte durchaus Grundlage. Deren US-Tochter TomorrowNow,über
die der Datenklau erfolgte, kostete beim Kauf im Januar 2005 nur 10
Mill. Dollar und setzte entsprechend wenig um. Wie Oracle auf einen
Milliardenschaden kommt, mag daher kaum einleuchten. Es gab zwar
unlängst ähnlich hohe Schadenersatzzahlungen in der IT-Industrie: So
berappte etwa Intel 2009 gut 1,25 Mrd. Dollar, um neben einigen
Patentrechtsverletzungen auch grobe wettbewerbsrechtliche Verstöße
gegen den Wettbewerber AMD zu sühnen. Intel hatte AMD zuvor
allerdings auch fast in den Ruin getrieben.
Ein vergleichbarer "Erfolg" war SAP nicht beschieden. Zwar hatten
die Walldorfer TomorrowNow erworben, um Oracle Wartungskunden
abzujagen. Dies gelang allerdings nur in 85 Fällen. Die zusätzlichen
Erlöse lagen bestenfalls im niedrigen zweistelligen Millionenbereich.
Es ist allerdings verwunderlich, dass SAP zu der Fehleinschätzung
kam, das Gericht richte sich bei der Urteilshöhe nach dem maximal
angefallenen Nutzen einer Urheberrechtsverletzung. Für das
US-Justizsystem ist es nicht untypisch, dass die Strafe den Schaden
um ein Vielfaches übersteigt.
Angesichts der wohl anfallenden Gesamtbelastung von 1,5 Mrd.
Dollar inklusive Anwaltskosten stellt sich die Frage der
Verantwortung nicht nur vor Gericht. Für den Gewinn einiger Kunden
hat Europas größter Softwarekonzern seine Reputation riskiert und
auch beschädigt - selbst wenn die Strafe noch reduziert würde. Der
heutige Co-CEO Bill McDermott war während der Datendiebstähle Chef
des US-Geschäfts von SAP, zu dem TomorrowNow gehörte. Auch für ihn
ist das Urteil ein Schlag ins Gesicht. Neun Monate nach dem Abgang
von Léo Apotheker droht SAP vielleicht schon die nächste
Führungskrise.
(Börsen-Zeitung, 25.11.2010)
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