Bonner Mediziner klären Ursache einer gefürchteten OP-Komplikation auf
Geschrieben am 28-11-2010 |
Bonn (ots) -
Sperrfrist: 28.11.2010 19:00
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.
Eine gefürchtete Komplikation nach Operationen am Verdauungssystem
ist die Lähmung des kompletten Darmtrakts. Mediziner der Universität
Bonn haben nun die Ursache für diesen "postoperativen Ileus"
gefunden: Demnach sorgen bestimmte Immunzellen zunächst für eine
lokale Entzündung in der Nähe des operierten Gebiets. Mit dem
Blutstrom gelangen die Abwehrzellen jedoch auch zu anderen
Darmbereichen. Dort sorgen sie dafür, dass sich die Entzündung auf
das komplette Organ ausdehnt. Die Arbeit erscheint in der
Dezemberausgabe von "Nature Medicine" (doi: 10.1038/nm.2255).
Der postoperative Ileus ist eine sehr häufige Komplikation. Folge
sind Bauchbeschwerden und eine erhöhte Infektionsrate; zudem müssen
frisch operierte Patienten oft durch Infusionen ernährt werden. Das
führt zu erheblichen Kosten. "Zur Zeit gibt es weder eine Therapie
noch eine Prophylaxe", betont Professor Dr. Jörg Kalff von der
Chirurgischen Klinik der Uni Bonn.
Zusammen mit seinem Kollegen Professor Dr. Christian Kurts ist er
den Ursachen der Darmlähmung auf die Spur gekommen. Verantwortlich
sind demnach zwei Komponenten des Immunsystems: die so genannten
T-Helfer-Zellen sowie die dendritischen Zellen, die diese T-Zellen
regulieren.
Bei Darmoperationen kommt es zwangsläufig zu einem Gewebeschaden,
den die dendritischen Zellen wahrnehmen. Sie alarmieren dann die
T-Zellen, die ihrerseits eine örtlich begrenzte Entzündung
hervorrufen. Folge ist eine lokale Lähmung der Darmmuskulatur. Zudem
gelangen einige T-Zellen in den Blutkreislauf und gelangen dadurch in
andere Bereiche des Magen-Darm-Trakts. Da sie jedoch nach wie vor
aktiviert sind, rufen sie auch dort eine Entzündung hervor. Auf diese
Weise kommt es zur Lähmung des gesamten Magen-Darm-Trakts.
Aus der Entdeckung ergeben sich neue Ansätze für Diagnose und
Therapie: Die Ärzte können beispielsweise die im Blut zirkulierenden
T-Zellen nachweisen und so den Verlauf der Erkrankung messen. "Wir
wollen außerdem versuchen, ganz gezielt den Teil des Immunsystems
durch Medikamente zu beruhigen, der die Darmlähmung verursacht", sagt
Kalff.
Originaltext: Universität Bonn
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/52098
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_52098.rss2
Pressekontakt:
Professor Dr. Jörg Kalff
0228/287-15479
kalff@uni-bonn.de
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