Goldgrube statt Millionengrab Textbeitrag der Deutschen Materialeffizienzagentur (demea), zur redaktionellen Verwendung freigegeben
Geschrieben am 29-11-2010 |
Berlin (ots) - Materialkosten verschlingen in produzierenden
Unternehmen jeder Größe und Branche im Durchschnitt 45 Prozent der
Kosten. Dabei ist das Einsparpotential immens und wird so zu einem
entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Die Preisträger des Deutschen
Materialeffizienz-Preises 2010 demonstrieren, wie durch intelligente,
innovative Lösungen die Materialeffizienz deutlich verbessert und
welcher Wettbewerbsvorteil sich daraus ergeben kann.
500 Milliarden Euro - diese unvorstellbar große Summe geben
deutsche Unternehmen insgesamt jährlich für Rohstoffe und Materialien
aus. Es könnten 100 Milliarden weniger sein, wenn eine höhere
Effizienz beim Umgang mit Materialien und Rohstoffen erreicht würde.
Bei Unternehmen, die etwa ihre Abfälle im Produktionsprozess
reduzieren, lägen die durchschnittlichen Einsparmöglichkeiten im
Jahr, auf das einzelne Unternehmen umgerechnet, bei 200.000 Euro. Ein
Betrag, bei dem viele Unternehmer ins Staunen geraten dürften, der
ihnen aber gleichzeitig den Schweiß auf die Stirn treibt - wie bloß
ist es möglich, so viel Geld einzusparen, ohne dabei die Qualität der
Produkte, Technologien, Services und Verfahren zu mindern und den
Aufwand exorbitant zu erhöhen? Die Frage wird umso wichtiger, weil
sich der wirtschaftliche Aufschwung derzeit auf die Rohstoffpreise
und Materialkosten auswirkt: In den vergangenen Wochen sind diese
spürbar angezogen.
Damit haben insbesondere kleine und mittlere Unternehmen zu
kämpfen - stellen doch laut Statistischem Bundesamt die
Materialkosten im Produzierenden Gewerbe mit rund 45 Prozent den mit
Abstand größten Kostenblock dar. Für Unternehmen gilt es daher, sich
nach neuen, materialsparenden Lösungen umzuschauen, um so
wettbewerbs- und konkurrenzfähig zu bleiben. Dass dies gelingt,
beweisen vier kleine und mittlere Unternehmen sowie eine
Forschungseinrichtung, die im November mit dem vom Bundesministerium
für Wirtschaft und Technologie vergebenen Deutschen
Materialeffizienz-Preis 2010 ausgezeichnet wurden.
Ob Medizintechnik, Baugewerbe, Metallindustrie oder Trenntechnik:
Die Sieger entstammen Branchen, die wenig miteinander verbindet.
Dementsprechend haben sie die unterschiedlichsten Lösungen
entwickelt, was zeigt: Materialeffizienz ist ein Thema, das
vermutlich jede Branche betrifft und das sich für beinahe jedes
Unternehmen - unabhängig von seiner Größe - bezahlt macht. Das wissen
bislang aber die Wenigsten. Nicht verwunderlich also, dass sich der
Blick zunächst auf das Personal richtet, wenn es darum geht, an der
Kostenschraube zu drehen.
Wie erfolgreich Materialeffizienz funktionieren kann, zeigt die
OPED GmbH, einer der Sieger des diesjährigen
Materialeffizienz-Preises. Die Firma aus dem bayerischen Valley
stellt Orthesen her. Dabei handelt es sich um orthopädische Schienen,
die zum Beispiel nach Sportverletzungen nur eingeschränkt
funktionsfähige Körperteile unterstützen - und zwar bis zur Heilung.
Danach sind sie meistens nicht mehr zu gebrauchen - gut für den
Patienten, aber gleichzeitig wenig materialeffizient. OPED gestaltet
daher seine Produkte so, dass sie nach einer Aufarbeitung hygienisch
einwandfrei wiederverwendet werden können. Das Unternehmen spart
dadurch 10 Tonnen Material im Jahr und beschäftigt zwei zusätzliche
Mitarbeiter - hat also sogar an Personal aufgestockt.
Neben der Praxis werden auch entscheidende Impulse aus der
Wissenschaft für eine Verbesserung der Materialeffizienz gegeben. In
diesem Jahr wurde das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit
einem Materialeffizienz-Preis vom Bundeswirtschaftsministerium
ausgezeichnet, weil es einen materialeffizienten und
klimafreundlichen Zementersatz entwickelt hat. Bei der
Zementherstellung handelt es sich gewöhnlich um einen energie- und
rohstoffintensiven Prozess. Jährlich werden in Zementwerken enorme
Mengen an Kalkstein und Gips für die Zementherstellung eingesetzt.
Die Lösung der Wissenschaftler: Sie haben ein zementäres Bindemittel
entwickelt, das kein Gramm Gips und nur etwa ein Drittel des für
herkömmlichen Zement verbrauchten Kalksteins enthält. In seinen
Eigenschaften ist es mit dem traditionellen Zement vergleichbar. Ein
weiterer positiver Effekt des Zementersatzes besteht im reduzierten
Energieverbrauch bei der Herstellung. Statt 1.450 Grad Celsius werden
nur noch 300 Grad Celsius notwendig. "Wären - in die Zukunft gedacht
- alle Zementwerke weltweit auf unserer Verfahren umgestellt, würde
jährlich eine halbe Milliarde Tonne weniger Kohlendioxid in die
Atmosphäre entweichen - mit enormen Effekten für den Klimaschutz", so
die Vision von Dr. Peter Stemmermann vom Institut für Technische
Chemie des KIT.
Mit einem ähnlich schwerwiegenden Problem aus der Baubranche hat
sich ein weiterer Materialeffizienz-Preisträger beschäftigt. Die
Cobiax Technologies GmbH aus Darmstadt entwickelt Bauteile, die
Stahlbetondecken um bis zu 35 Prozent leichter machen. Maßgeblich
dafür verantwortlich sind spezielle kugelförmige Hohlkörper aus
Kunststoff, die neben der Gewichtsreduktion weniger Erdaushub nötig
machen und dabei gleichzeitig für Raumgewinn sorgen. Und nicht nur
das: Allein im Jahr 2010 werden durch den Einsatz der Hohlkörper
voraussichtlich mehr als 17.000 Tonnen Beton und 370 Tonnen
Bewehrungsstahl eingespart.
Und auch die beiden weiteren Preisträger des
Materialeffizienz-Preises sind ein Beispiel dafür, welche
vielfältigen Potentiale in materialeffizienten Technologien und
Prozessen schlummern: So hat die PTZ Weidner aus Meßkirch eine
Trenntechnik entwickelt, die bei Fertigungsverfahren, beispielsweise
für Dichtungen und Lager, 60 Prozent Material einspart und zudem die
Bearbeitungszeit um gut vier Stunden verkürzt. Und der Firma Drahtzug
Stein combicore aus Altleiningen ist es gelungen, Kanäle ohne
nachträgliches Bohren in eine bestimmte Form und Länge zu bringen.
Dabei wird in ein Metallrohr ein bestimmtes Füllmaterial, etwa
Kochsalz, gegeben. Während das Rohr im Gussteil verbleibt, wird der
Formstoff nach dem Gießprozess mühelos und ohne Rückstände wieder
entfernt. Das spart enorme Mengen an Material.
Die Beispiele zeigen, dass sich ein effizienterer Umgang mit
Material und Rohstoffen in vielen Punkten auszahlt - Unternehmen
sparen Kosten, gewinnen Zeit und schonen die Umwelt. Wenig Material,
große Wirkung, lautet also die Devise.
Weiterführende Informationen:
www.demea.de
www.demea.de/materialeffizienzpreis
Originaltext: Deutsche Materialeffizienzagentur (demea)
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/82103
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_82103.rss2
Pressekontakt:
Ansprechpartner: Yvonne Langer
Deutsche Materialeffizienzagentur (demea)
c/o VDI/VDE Innovation + Technik GmbH
Steinplatz 1
10623 Berlin
Tel.: +49 30 310078-259
Fax: +49 30 310078-102
E-Mail: langer@demea.de
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