WAZ: Kostenpfusch am Bau - Kommentar von Jens Dirksen
Geschrieben am 29-11-2010 |
Essen (ots) - Es gehört schon fast zur Folklore von Kulturbauten,
dass sie teurer werden als geplant. Eine Verdoppelung sitzt immer
locker drin, bei der Hamburger Elbphilharmonie wurden aus
anfänglichen 189 Millionen weit mehr als 500 Millionen. Ende offen.
Das liegt zum einen an der notorischen Schönrechnerei solcher
Projekte in der Planung; sie sichert die Zustimmung der Politik. Es
liegt aber zum anderen daran, dass beim Bauen der öffentlichen Hand
oft die organisierte Verantwortungslosigkeit regiert. Wie man es
anders macht, zeigt der Neubau des Essener Museums Folkwang,
finanziert und überwacht von der Krupp-Stiftung. Der Kostenrahmen von
55 Millionen Euro wurde eingehalten - geht doch! Die Krux beim
Dortmunder U-Turm, dessen Gesamtkosten inzwischen die
50-Millionen-Grenze überschritten haben, lag darin, dass in Altbauten
immer teure Überraschungen lauern. Das ist, weil jeder kluge
Architekt das einkalkuliert, keine Rechtfertigung für
Kostenexplosionen. Aber es wirft die Frage auf, ob wir allmählich
genug Industrieruinen im Land zu Denkmälern umgebaut haben, die dann
aus lauter Angst vor der Leere mit Kultur bespielt werden müssen.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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