Expertengruppe baut Deutschlands größte Datenbank zum "Diabetischen Fußsyndrom" auf / Neues Instrument zur Bewertung von Therapiemaßnamen zum DFS / Grundlage für neue Therapieempfehlungen
Geschrieben am 01-12-2010 |
Berlin (ots) - Alle 19 Minuten wird in Deutschland bei einem
Diabetiker ein Fuß oder ein Bein amputiert oder teilamputiert. Mit
knapp 28.000 Amputationen pro Jahr gehört das Diabetische Fußsyndrom
(DFS) zu den gefürchtesten Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus.
Um die Therapieoptionen und Heilungschancen für die rund 200.000
Diabetiker mit DFS in Deutschland zu verbessern, hat sich um den
Diabetologen Dr. med. Alexander Risse, Leiter des Diabeteszentrums am
Klinikum Dortmund, eine Expertengruppe "Diabetisches Fußsyndrom"
formiert. Die interdisziplinäre Gruppe will Deutschlands größtes
Register zum Diabetischen Fußsyndrom aufbauen. Eine unabhängige
Datenbank, die sämtliche therapierelevante Daten aus ganz Deutschland
erfasst, gibt es bislang nicht. Geplant ist, dass künftig alle
Schwerpunktkliniken ihre Daten kontinuierlich zur Verfügung stellen.
"Wir benötigen dringend eine fundierte Datenlage zum Diabetischen
Fußsyndorm, um angewandte therapeutische Maßnahmen vernünftig
evaluieren zu können", sagt der Sprecher der Gruppe Dr. Alexander
Risse. "Ziel ist es, die Datenlage in Deutschland signifikant zu
verbessern und später auch Therapieempfehlungen auszusprechen." Risse
und seine Mitstreiter, zu denen Diabetologen, Angiologen, Chirurgen,
Hygieniker, Mikrobiologen Physiotherapeuten, Wundmanager und
Gesundheitsökonomen gehören, erhoffen sich langfristig ein
verbessertes Therapiemanagement.
Die Wundversorgung beim Diabetischen Fuß ist meist langwierig und
aufwändig. "Bei infizierten Wunden sind oft tägliche Verbandwechsel
notwendig", berichtet Prof. Dr. Axel Kramer, Direktor des Instituts
für Hygiene und Umweltmedizin an der Uniklinik Greifswald. "Für die
Therapie mit antiseptischen Lösungen bzw. den unterstützenden Einsatz
antimikrobieller Wunddressings sind Antiseptika mit einer hohen
therapeutischen Breite auszuwählen. Die antiseptische Therapie ist
nur dann erfolgversprechend, sie in einen überwachten klinischen
Behandlungspfad integriert ist."
Doch das ist nicht immer der Fall. Einer Studie (1) zu Folge ist
die Wundversorgung in Deutschland ein Sorgenkind: Obwohl vier
Millionen Patienten an chronischen Wunden leiden, beurteilen nur 16
Prozent der befragten Ärzte die Wundversorgung als gut bis sehr gut.
Mehr als 40 Prozent der Patienten kommen erst gar nicht in den Genuss
einer modernen Wundversorgung.
Aus Sicht des Gefäßchirurgen Dr. Dipl. Oec. Colin M. Krüger vom
Vivantes Humboldt-KIinikum in Berlin ist der Aufbau einer umfassenden
Datenbank zum Diabetische Fußsyndrom längst überfällig: "Der
Diabetische Fuß stellt ein zunehmendes Behandlungsfeld in der
Gefäßchirurgie dar. Doch bislang können wir nicht auf unabhängige,
fachübergreifende Daten zurückgreifen. Die Datenbank ist deshalb ein
entscheidender Schritt, um langfristig das Therapiemanagement zu
optimieren."
Die neue Datenbank wird auch Kosten-Nutzen-Bewertungen
ermöglichen. Experten erwarten, dass sich die Zahl der Diabetiker in
Deutschland von heute rund sechs Mio. bis zum Jahr 2030 verdoppeln
wird. Entsprechend steigen auch die Kosten, die im Zusammenhang mit
Diabetes stehen. "Diabetes und seine Folgeerkrankungen belasten
bereits heute die Krankenkassen, die Solidargemeinschaft und die
Volkswirtschaft erheblich", sagt der Medizinökonom Prof. Dr. Dr.
Wilfried von Eiff, Centrum für Krankenhaus Management an der
Universität Münster. "Besonderes Augenmerk ist auf die Tatsache zu
legen, dass die Amputationshäufigkeit von diabetischen
Fußulzerationen von der Einbindung der Patienten in feste Vorsorge-,
Betreuungs- und DMP-Programme abhängt. Umso wichtiger ist es, ein
Instrument zu entwickeln, mit dem man die Kosten-Nutzen-Relation von
Behandlungsmaßnahmen evaluieren kann."
Über das Diabetische Fußsyndrom (DFS)
Die diabetische Neuropathie ist die einzige notwendige und
gleichzeitig hinreichende Bedingung des DFS. Kommt zusätzlich eine
Durchblutungsstörung hinzu, werden die Verläufe zum Teil dramatisch.
Die minutiöse Diagnose und Gewichtung der Neuropathie ist somit immer
die Grundlage jeder Prophylaxe und Therapie. Ebenso gehört die
qualifizierte angiologische Diagnostik zur den Essentials der
Versorgung. Die kleinen Gefäße am Fuß sind bei Menschen mit Diabetes
weit gestellt aufgrund der Lähmung des vegetativen Nervensystems. Bei
hohen Blutzuckerwerten über längere Zeit, erkennbar am sog.
HbA1c-Wert sind alle Bestandteile des Blutes "verzuckert", also
entweder steif (Erythrozyten) und damit Ursache einer erhöhten
Zähflüssigkeit des Blutes (Viskosität), oder aber bewegungsunfähig,
z.B. sämtlich weißen Blutkörperchen und Immunglobuline. Hierdurch
besteht eine gefährliche Abwehrschwäche des Patienten
(Immunsuppression) ähnlich wie bei AIDS. Aufgrund der Neuropathie und
Schmerzunempfindlichkeit gehen die Patienten zu spät zum Arzt, sodass
sich Infektionen bereits weit ausbreiten können. Da keine Beschwerden
geäußert werden, reagieren die primär behandelnden Ärzte in der Regel
zu spät. Durch die Fontaine-Klassifikation, die die schmerzfreie
Gehstrecke als Kriterium annimmt, wird die Schwere der
Durchblutungsstörung unterschätzt. Bei bestehender Neuropathie ist
die Gehstrecke wegen der Schmerzfreiheit unendlich lang.
Die hier kurz geschilderte Komplexität des Krankheitsbildes
erklärt die schlechten Ergebnisse der Behandlung und die hohen
Amputationsraten. Gleichzeitig wird schon hier ersichtlich, dass eine
interdisziplinäre und multiprofessionelle Therapieorganisation
unabdingbar ist. Leider verhindern die Strukturen des deutschen
Gesundheitswesens gerade eine solche Zusammenarbeit.
Pflegebedürftigkeit besteht bei 5 % der Diabetiker mit DFS nach
Zehenamputation, bei 5 % nach Vorfußamputation, bei jedem dritten
Fall nach Unterschenkel- oder Oberschenkelamputation. Innerhalb von
vier Jahren nach Amputation des ersten Beines wird bei über 50 % der
Diabetiker eine Amputation am zweiten Bein durchgeführt. Da bei
frühzeitig beginnender adäquater Therapie Amputationen vermeidbar
sind, soll mit Hilfe der Datenbank der Wissenstand einer umfassenden
Analyse unterzogen werden, um daraus Schlussfolgerungen für
Therapieoptionen patientenbezogen ableiten zu können.
1) Meinungsumfrage bei 20.000 niedergelassenen Ärzten zur
Versorgung von Patienten mit chronischen Wunden vom Institut für
Gesundheits-System-Forschung (IGSF) in Kiel (2006)
Originaltext: Medical Data Institute GmbH
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/79730
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_79730.rss2
Pressekontakt:
Beatrice Hamberger
Pressestelle Medical Data Institute
Fon: +49 (0)30 318 022 70
Fax: +49 (0)30 318 022 71
Mobil: +49 (0)173 168 99 57
E-Mail: presse@md-institute.com
www.md-institute.com
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
303887
weitere Artikel:
- Computer und Spiele - Umfrage: Jüngere halten "Verteufelung" von PC-Spielen für übertrieben Baierbrunn (ots) - Computerspiele sind bei Kindern und
Jugendlichen sehr beliebt. Doch Eltern schütteln oft nur den Kopf,
wenn die Jüngsten ihre Freizeit damit verbringen. Vor allem junge
Erwachsene können die Vorbehalte gegenüber PC-Spielen jedoch nicht
nachvollziehen. Das zeigen die Ergebnisse einer repräsentativen
Umfrage im Auftrag der "Apotheken Umschau". Zwei Drittel der 14- bis
19-Jährigen (66,9%) finden es übertrieben, wie Computerspiele
"verteufelt" werden. Bei den 20- bis 29-Jährigen ist es noch gut
jeder Zweite (51,7%). mehr...
- Fotolia übernimmt Kundenstamm von Bildagentur Polylooks / Die Bildagentur Polylooks stellt den Betrieb ein und empfiehlt Bestandskunden den Wechsel zum führenden Microstock-Bildanbieter Europas New York/Berlin (ots) - Fotolia, Europas führende
Microstock-Bildagentur, bietet den Kunden der Bildagentur Polylooks,
einem Portal der Deutschen Telekom, den kostenlosen Wechsel an. Vom
1. bis zum 15. Dezember haben alle bestehenden Polylooks Kunden die
Möglichkeit, ihr Konto inklusive Guthaben in ein Fotolia-Konto
umzuwandeln. Mit dieser partnerschaftlichen Vereinbarung reagieren
die beiden Bildanbieter auf die Einstellung des Angebots von
Polylooks zum 31. Dezember diesen Jahres.
Ab dem 1. Januar 2011 werden Besucher der mehr...
- Erst die Arbeit, dann das Vergnügen / Freizeit ist nicht immer Privatsache - Fehlverhalten kann Konsequenzen im Job haben (mit Bild) Hamburg (ots) -
- Querverweis: Bildmaterial ist abrufbar unter
http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs -
Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps - so sagt der Volksmund.
Doch von wegen: In der Realität verschwimmen die Grenzen zwischen
Privatem und Berufsleben. Aktivitäten in der Freizeit haben manchmal
unerwartete Konsequenzen am Arbeitsplatz. In welchen Fällen brisante
Hobbys oder private Fehltritte rechtliche Auswirkungen auf das
Arbeitsverhältnis haben können und was der Chef hingegen dulden muss,
das mehr...
- Sara Nuru: "Ich bin suchtgefährdet" Berlin (ots) - 1. Dezember 2010 - Topmodel Sara Nuru (21) legt
keinen Wert darauf, in Heidi Klums Fußstapfen zu treten. Im Interview
mit dem Magazin "in" (Ausgabe 49/2010 ab morgen im Handel) gibt sie
zu: "Klar hat man Ziele und Träume, aber es muss nicht ,Victoria's
Secret' oder die ,Vogue' sein. Das brauche ich nicht, um glücklich zu
sein." Ob es an der Konkurrenz aus den eigenen Reihen liegt? Die
vergangene Staffel von "Germany's Next Topmodel" hat Sara lieber
ignoriert. Sie sagt: "Ich dachte, wer mich vom Thron stößt, den schau mehr...
- Von Wolfgang Joop und medi: mediven elegance rose in limitierter Edition (mit Bild) Bayreuth (ots) -
- Querverweis: Bildmaterial wird über obs versandt und ist
abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs -
Wer Strümpfe mit medizinischer Kompression trägt, wird sie lieben.
Wer noch keine trägt, wird es ab jetzt tun - wenn man noch ein Paar
ergattert. Seit November gibt es bei vielen medizinischen
Fachhändlern die limitierte Edition mediven elegance rose.
Designer Wolfgang Joop inspirierte das Gedicht "a rose is a rose"
zu dieser einmaligen Sonderedition. Nur 20.000 Paare in mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Sonstiges
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|