Neue OZ: Kommentar zu Verbraucher / Einkommen / Statistik
Geschrieben am 08-12-2010 |
Osnabrück (ots) - Höchste Zeit
Der Plan war ganz anders: Nach dem Zusammenbruch der DDR sollten
die wirtschaftlich maroden neuen Bundesländer innerhalb weniger Jahre
zum florierenden Westen aufschließen. 20 Jahre nach der deutschen
Einheit ist dieses Ziel immer noch nicht erreicht. Schlimmer noch:
Der Lohnabstand zwischen Ost und West wächst.
Allerdings ist die Lohnkluft nicht in erster Linie Ausdruck der
wirtschaftlichen Schwäche des Ostens, sondern das Ergebnis
ostdeutscher Tarifpolitik. Seit zwei Jahrzehnten machen viele
westdeutsche Unternehmen ein Engagement im Osten von Zugeständnissen
der Gewerkschaft in der Tarifpolitik abhängig. So haben selbst
florierende Konzerne wie Volkswagen im Osten Tarif-Abschlüsse
ausgehandelt, die deutlich unter Westniveau liegen. Die einfache
Formel heißt: Weniger Lohn für gleiche Arbeit. Die Folgen treten in
den fünf neuen Ländern von Jahr zu Jahr immer deutlicher zutage.
Zudem hat weniger als jeder zweite ostdeutsche Arbeitnehmer einen
Tarifvertrag. Automatische Lohnsteigerungen sind damit
ausgeschlossen, während im Westen vielerorts die Löhne wachsen. Die
Flucht junger Leute Richtung Westen wird sich deshalb künftig sogar
verstärken. Diese Entwicklung könnten die Gewerkschaften abschwächen,
indem sie endlich Tarifverträge auf West-Niveau abschließen. Nur wenn
die Lohntüte im Westen nicht automatisch voller ist als im Osten,
werden junge Leute ihre berufliche Zukunft nicht in Bayern sehen -
sondern in Sachsen.
Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung
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