Neue OZ: Kommentar zu Neuer Plenartrakt des niedersächsischen Landtag
Geschrieben am 15-12-2010 |
Osnabrück (ots) - Das wird keiner wagen
Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Vor der Landtagswahl
Anfang 2013 rücken kein Bagger und keine Abrissbirne gegen den
maroden Plenartrakt des niedersächsischen Landtags vor. Mit Blick auf
die schroffen Auseinandersetzungen um das Bahnprojekt Stuttgart 21
wird es kein Politiker wagen, ausgerechnet im Wahlkampf den
umstrittenen Abriss des Oesterlen-Klotzes zu starten.
Fraglich erscheint sogar, ob es überhaupt gelingt, den
Plenarbereich durch einen gläsernen Neubau zu ersetzen. Zwar ist
kürzlich ein Volksbegehren gegen das Projekt mit kläglichen 2900
statt der 25 000 benötigten Unterschriften gescheitert; mit den
Oppositionsparteien, dem hannoverschen Bildungsbürgertum und anderen
Protestgruppen könnte sich aber solch massiver Druck aufbauen, dass
die Befürworter des Projekts kapitulieren. Zumal im Regierungslager
nicht nur helle Begeisterung über den tempelartigen Entwurf eines
Neubaus herrscht.
Aber was dann? Die Betonburg, in der das Parlament jetzt unter
miserablen Bedingungen tagt, ist dringend erneuerungsbedürftig. Ein
Umbau im Bestand kann jedoch zum Fass ohne Boden werden - ohne
Denkmalschutz pur zu gewährleisten. Gibt es aber nur eine notdürftige
Minilösung, muss sich das Land zu Recht vorhalten lassen, Planern nun
schon zweimal mit imposanten, aber nicht umgesetzten
Architektenwettbewerben eine Nase gedreht zu haben.
Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung
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