Börsen-Zeitung: Alle Jahre wieder, Kommentar von Lisa Schmelzer zum Einfluss des Wintereinbruchs auf die Luftfahrtbranche
Geschrieben am 22-12-2010 |
Frankfurt (ots) - Der Winter kommt jedes Jahr aufs Neue
überraschend - und mit ihm der Schnee. Während in den
nordeuropäischen Ländern Flughäfen und Straßenverwaltungen schon im
Oktober für die langen Wintermonate vorsorgen, wartet man in
Deutschland erst mal ab, wann und mit welchem Härtegrad der Winter
anrückt. Bricht die kalte Jahreszeit wie dieses Mal überraschend früh
und mit überraschend üppigem Schneefall an, werden mancher Flughafen,
manche Kommune und die Deutsche Bahn tatsächlich kalt erwischt. Dann
geht stunden- oder tagelang nichts mehr auf Deutschlands Straßen,
Schienen und Flughäfen.
Auch wenn der Winter alle Jahre wieder anbricht und das Land dann
auch mit mittlerweile großer Zuverlässigkeit mit Schnee überzieht,
kommt die kalte Jahreszeit für die Luftfahrtindustrie dieses Mal in
der Tat zur Unzeit. Denn nach Pilotenstreiks und aschewolkebedingter
Luftraumsperrung im Frühjahr, der Hiobsbotschaft von einer
Luftverkehrsabgabe in Deutschland und dem Chaos rund um ein
explodierendes Airbus-A380-Triebwerk schienen die Fluggesellschaften
gegen Jahresende gerade die Turbulenzen hinter sich gelassen zu
haben. Die hohe Nachfrage und die wieder anziehenden Preise sorgten
für üppig sprudelnde Erlöse. Den Wermutstropfen hoher Ölpreise
glaubten viele Gesellschaften deshalb dennoch verdauen zu können.
Erst kürzlich hatte der Luftfahrtverband IATA seine Prognose für das
Jahresergebnis 2010 kräftig erhöht.
Doch nun könnte der Schnee - je nachdem, wie sich der Winter
fortsetzt - so mancher Fluglinie kurz vor Jahresschluss noch die
Erfolgsrechnung verderben. Denn in einer margenschwachen Industrie
wie der Airline-Branche reicht wenig aus, um aus einem Jahresgewinn
einen Verlust zu machen. Die Schneefälle der vergangenen Wochen
bescheren den Unternehmen Umsatzausfälle und höhere Kosten. Zudem
treibt die kalte Witterung den Ölpreis in die Höhe. Der frühe
Wintereinbruch wiegt umso schwerer, weil er das Geschäft dieses Mal
in der wichtigen Reisezeit zum Jahresende belastet und nicht nur -
wie in den Vorjahren - den Betrieb im sowieso ruhigen ersten Quartal.
Startet das neue Jahr ebenfalls mit heftigen Schneefällen, dürften
mögliche Flugausfälle in Kombination mit der zum 1. Januar 2011
eingeführten Luftverkehrsabgabe bei vielen Airlines zum Start 2011
für Katerstimmung sorgen.
(Börsen-Zeitung, 23.12.2010)
Pressekontakt:
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Redaktion
Telefon: 069--2732-0
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