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Westdeutsche Zeitung: Der Beamtenbund droht mit Streiks beim Winterdienst - Ohne Gespür für die Sorgen der Menschen Ein Kommentar von Martin Vogler =

Geschrieben am 26-12-2010

Düsseldorf (ots) - Wenn es der Wirtschaft wieder besser geht,
möchten Arbeitnehmer davon profitieren. Vor allem in Deutschland.
Denn die beispiellose Konjunkturerholung hängt auch mit
Lohnzurückhaltung zusammen. Wenn die Gewerkschaften jetzt sagen: Der
Zeitpunkt für Lohnsteigerungen ist da, ist das tatsächlich nur
logisch. Und wird bei vielen Arbeitgebern durchaus auf Verständnis
stoßen. Einige, vor allem große Konzerne, haben das sogar schon von
sich aus gezeigt, indem sie vor Weihnachten ihre Mitarbeiter mit
Sonderzahlungen überraschten.

Dennoch wird das übliche Tarifverhandlungs-Geschachere beginnen.
Hohe Forderungen auf der einen Seite, wenige Zugeständnisse,
beziehungsweise in Problembranchen die Frage nach Abstrichen, auf der
anderen Seite. Am Ende wird, hoffentlich ohne Kampfmaßnahmen, ein
Kompromiss stehen. Den man, wie immer, allerdings auch einfacher
hätte erreichen können.

Vielleicht fällt das, was sich der Beamtenbund und dessen
Vorsitzender Peter Heesen am Wochenende geleistet haben, nur unter
dieses Schaulaufen. Doch selbst dann ist es instinktlos. In einer
Zeit, in der sich wegen der extremen Schneelage viele ältere Menschen
seit Wochen nicht mehr vor die Türe trauen, und Arbeitnehmer um ihren
Job bangen, weil sie täglich Gefahr laufen, zu spät im Betrieb
anzukommen, droht Heesen mit Streiks beim Winterdienst. Das zeigt,
wie traurig weit sich der Beamtenbund-Funktionär von den Sorgen der
Menschen entfernt hat.

Auch wenn Heesen als Vertreter der Beamten strenggenommen für
Angestellte nicht zuständig ist, ist die Drohung ernst. Denn
natürlich sitzt die Gewerkschaft Verdi mit im Boot.

Kopfschütteln hat sein Realitätsverlust bei zwei Ideen verdient,
die er populistisch würzt:

1. Die angestellten Lehrer in Sachsen könnten ja auch mal in den
Ausstand treten. Gerade wenn der Winterdienst ebenfalls streike, sei
das doch eine schöne Entlastung für die Schüler.

2. Auch den EDV-Angestellten der Finanzbehörden rät er zum Streik.
Das würde alle Bürger freuen, die dann keine Nachzahlungsbescheide
bekämen.

Und was bitte, Herr Heesen, ist mit all jenen, die auf
Erstattungen oder anderes Wichtige warten? Man sollte die Menschen
nicht für dumm verkaufen.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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