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Südwest Presse: Kommentar zu Profiling

Geschrieben am 29-12-2010

Ulm (ots) - Männer mit Bart und - wie gefährlich - Kapuzenjacke
kennen diesen prüfenden Blick, der in die Frage "Wo wollen Sie denn
hin?" mündet. Sie sind verdächtig, weil sie zu einem Termin eilen,
etwas hastig vielleicht, weil sie spät dran sind. "Warum gerade ich?"
Die Frage empfiehlt sich nicht, wird sie doch im schlechtesten Fall
als Renitenz gewertet. Unbürgerliches Aussehen, Eile, grundloses
Herumstehen am falschen Ort - schnell gehört man zu jenen Menschen,
über die der damalige bayerische Innenminister Günther Beckstein
einst sagte, sie sähen so aus, als ob sie einer Kontrolle bedürften.
Nichts anderes als dieses generalisierte Misstrauen verbirgt sich
hinter dem Wort "Profiling", das derzeit durch die Diskussion
geistert. Es ist der verharmlosende Begriff für eine fortwährende
Rasterfahndung, mit der versucht wird, potenzielle Terroristen nach
bestimmten Merkmalen aus der großen Masse herauszufiltern. Dass
Polizisten ein geschultes Auge für Auffälligkeiten haben, ist
bekannt. Bisher ist man mit diesem Prinzip gut gefahren. Diskussionen
wie jene über das "Profiling" täuschen stattdessen darüber hinweg,
dass Personalabbau bei gleichzeitig steigender Einsatzbelastung
zunehmend zum Problem wird. "Profiling" ist kein Ausweg. Es teilt
Bürger, für die die Unschuldsvermutung gilt, allein aufgrund von
Mimik und Gestik in Risikogruppen ein. Dafür darf kein Platz sein,
will sich der Rechtsstaat nicht Sicherheitsstaat nennen lassen.



Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218


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