Monika Hauser ist "Europäerin des Jahres 2011" (mit Bild)
Geschrieben am 13-01-2011 |
Stuttgart (ots) -
Magazin Reader's Digest zeichnet Ärztin aus Köln für ihren
weltweiten Einsatz für Opfer sexueller Gewalt in Kriegsgebieten aus
Sie setzt sich seit Jahren in den Kriegsgebieten der Welt für
Überlebende sexueller Gewalt ein, jetzt wird Monika Hauser für dieses
unermüdliche Engagement erneut geehrt. Die 51-jährige Ärztin aus Köln
ist vom Magazin Reader's Digest als "Europäerin des Jahres 2011"
ausgewählt worden und ist damit die 16. Preisträgerin dieser jährlich
verliehenen Auszeichnung. "Es gibt eine Ärztin für die Augen, für die
Ohren, für das Herz. Für die Seele haben wir in Ihnen eine gefunden",
schrieb eine ungenannt bleiben wollende Frau aus dem Kosovo voller
Anerkennung und Dankbarkeit über Monika Hauser.
Seit 1996 wählen die Chefredakteure der 19 europäischen Ausgaben
von Reader's Digest Persönlichkeiten, die am besten die Traditionen
und Werte Europas verkörpern, zum "Europäer des Jahres". Die mit 5000
Euro dotierte Auszeichnung wird Monika Hauser in den nächsten Monaten
offiziell übergeben. Die 19 europäischen Ausgaben des Magazins
Reader's Digest stellen die "Europäerin des Jahres 2011" zeitgleich
in der Februar-Ausgabe vor, die am 24. Januar (Deutschland,
Österreich) bzw. 28. Januar (Schweiz) erscheint. Dabei wird klar, wie
bewundernswert und zugleich gefährlich der Einsatz der in der Schweiz
aufgewachsenen Italienerin ist. Ob auf dem Balkan, in Afghanistan, in
Liberia, oder in der Demokratischen Republik Kongo: Hauser und ihre
Organisation "medica mondiale" helfen weltweit.
Ihre Arbeit als Aktivistin begann Ende 1992, als im Zuge des
Balkankrieges unvorstellbare Gräueltaten bekannt wurden. Monika
Hauser erfuhr damals von muslimischen Flüchtlingsfrauen, wie diese
von serbischen Soldaten vergewaltigt worden waren. "Ich erkannte,
dass ich etwas tun musste. Ich fühlte es einfach. Ich wusste, dass
diese Frauen einen Ort der Einfühlsamkeit brauchten, wohin sie gehen
konnten." Hauser entschied sich, ihren Lebensplan zu ändern, um
Überlebenden sexueller Gewalt solidarisch zur Seite zu stehen. Sie
fuhr in die zentralbosnische Industriestadt Zenica und baute dort
1993 ein Therapiezentrum auf, in dem Betroffene eine medizinische und
psychologische Hilfe erhielten.
Dabei schaffte sie es, 20 bosnische Ärztinnen, Psychologinnen und
Krankenschwestern zur Mitarbeit zu gewinnen sowie finanzielle Hilfe
durch Spenden aus Deutschland zu erhalten. "Die Frauen, die zu dem
Zentrum kamen, waren durch Vergewaltigungen und die wochen- bis
monatelange Gefangenschaft und Flucht schwer traumatisiert." Die
Opfer, berichtet Monika Hauser in der Februar-Ausgabe von Reader's
Digest, hätten unter Albträumen, Panikattacken und körperlichen
Schmerzen gelitten. "Statt Schutz und Unterstützung erfuhren viele
eine soziale Ausgrenzung und Diskriminierung."
Auch sie selbst geriet im Zuge ihrer Einsätze immer wieder in
Gefahr. Während der Fahrt mit einem Bus durch Bosnien zwang eine
kroatische Miliz die Fahrgäste auszusteigen und teilte sie in zwei
Gruppen auf: zum einen Kroaten und Ausländer, zum anderen Muslime.
Monika Hauser musste unwillkürlich an die Selektionsrampen des
einstigen Konzentrationslagers Auschwitz denken. Mit Mut und
Hartnäckigkeit schaffte sie es, eine sie begleitende muslimische
Kollegin vor Schlimmerem zu bewahren. Später erfuhr Hauser, dass die
anderen muslimischen Fahrgäste in ein Lager gebracht und einige
Frauen dort vergewaltigt worden waren. "Diese Episode verfolgte mich
noch lange Zeit danach", erzählt sie, verheiratete Mutter eines
14-jährigen Sohnes, im Rückblick.
"medica mondiale" ist heute weltweit aktiv. Nach inoffiziellen
Angaben konnte Hausers Organisation in den vergangenen Jahren
zwischen 70.000 und 100.000 Frauen helfen, die Opfer von
Vergewaltigungen oder anderen Formen sexualisierter Gewalt geworden
waren.
Ende der 90-er Jahre gründete ihre Organisation infolge der vielen
Vergewaltigungen während des Kosovo-Krieges ein Beratungs- und
Ambulanz-Zentrum in der Stadt Gjakova, im Jahr 2000 kam ein
Therapiezentrum in der albanischen Hauptstadt Tirana hinzu. Zwei
Jahre später weitet sie das Engagement ihrer Hilfsorganisation medica
mondiale auf Afghanistan, 2006 auf Liberia aus. Zugleich wurden
Kooperationen zur Unterstützung traumatisierter Frauen und Mädchen
mit Partnerorganisationen in anderen Ländern aufgebaut: in der
Demokratischen Republik Kongo, in Uganda und Israel - um nur einige
Bespiele zu nennen. Frauen aus vielen Ländern bezeugen, dass sich ihr
Leben dank der engagierten Gynäkologin und ihres Netzwerks verändert
hat.
Parallel zur medizinischen und psychologischen Hilfe sowie der
rechtlichen Beratung von Vergewaltigungsopfern fordert Monika Hauser
bei Vorträgen und Konferenzen die Regierenden in aller Welt immer
wieder auf, mehr als bisher die Rechte der Frauen zu achten. "Häufig
werden Frauen in der Nachkriegszeit schlechter behandelt als während
des Kriegs. In der Regel nimmt in Nachkriegsgesellschaften die Gewalt
gegen Frauen sogar zu", so die "Europäerin des Jahres 2011". So sei
für eine afghanische Frau nicht mehr die Vergewaltigung während des
Krieges das Hauptproblem, "sondern ein Vater, der von seiner Tochter
verlangt, einen 20 Jahre älteren Mann zu heiraten. Oder es ist der
Ehemann, der sie schlägt und vergewaltigt."
Die Tatsache, dass viele Männer für solche Taten nicht bestraft
werden, macht Monika Hauser wütend. Am Beispiel der Demokratischen
Republik Kongo fordert sie deshalb von der europäischen Politik mehr
Entschlossenheit und politischen Willen: "Es wäre so einfach. Die
europäischen Länder sind die Geldgeber. Also kann mir doch niemand
erzählen, dass sie keinen Einfluss haben."
Für weitere Informationen zu diesem Reader's Digest-Thema stehen
wir Ihnen gerne zur Verfügung. Die Februar-Ausgabe von Reader's
Digest Deutschland ist ab 24. Januar an zentralen Kiosken erhältlich.
Die Preisträger früherer Jahre
Die folgenden 15 Persönlichkeiten waren die Vorgänger von Monika
Hauser als "Europäer des Jahres". Sie wurden gebeten, einen
Kandidaten für die Auszeichnung 2011 zu nominieren. Aus dem Kreis der
Nominierten wählten die Chefredakteure von Reader's Digest die
Preisträgerin:
2010: Iana Matei, Rumänien, Einsatz gegen Menschenhandel und
Zwangsprostitution
2009: Joachim Franz, Deutschland, Sportler und Aktivist gegen
HIV/Aids
2008: Maria Nowak, Frankreich, Hilfe durch Kleinstkredite
2007: Prof. Dr. Ruedi Lüthy, Schweiz, Aids-Spezialist in Simbabwe
2006: Ayaan Hirsi Ali, Niederlande, Einsatz für Rechte
muslimischer Frauen
2005: Dr. Leonid Roshal, Russland, Arzt und Vermittler beim
Geiseldrama von Beslan
2004: Peter Eigen, Deutschland, Gründer von Transparency
International
2003: Simon Pánek, Tschechien, Gründer der Hilfsorganisation
People in Need
2002: Eva Joly, Frankreich, Richterin im Skandal um Elf-Aquitaine
2001: Linus Benedict Torvalds, Finnland, Erfinder des
Betriebssystems Linux
2000: Paul van Buitenen, Niederlande, Aufdecker eines EU-Betrugs
1999: Dr. Inge Genefke, Dänemark, Ärztin, Kampf für Folteropfer
1998: Pete Goss, Großbritannien, rettete einen Ertrinkenden bei
einer Regatta
1997: Frederic Hauge, Norwegen, Aktivist gegen Atom-Müll
1996: Pater Imre Kozma, Ungarn, Einsatz für Obdachlose und alte
Menschen
Foto von Monika Hauser sowie der Artikel aus der Februar-Ausgabe
von Reader's Digest zum Download: http://www.readersdigest.de Auf
"Unternehmen" und dann auf "Service für Journalisten" klicken (Rubrik
Magazin Reader's Digest)
Pressekontakt:
Reader's Digest Deutschland: Verlag Das Beste GmbH
Öffentlichkeitsarbeit, Uwe Horn
Vordernbergstraße 6, 70191 Stuttgart
Tel.: +49 (0)711 / 6602-521, Fax: +49 (0)711 / 6602-160,
E-mail: presse@readersdigest.de
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