HAMBURGER ABENDBLATT: Inlandpresse, Hamburger Abendblatt,zur Entwicklung in Tunesien
Geschrieben am 16-01-2011 |
Hamburg (ots) - Der halsstarrige tunesische Autokrat Ben Ali hat
sich ins saudi-arabische Exil gerettet. In seiner Heimat und in den
arabischen Nachbarstaaten träumen die Menschen von Freiheit,
Demokratie und einem besseren Leben. In Tunesien hat eine neue Zeit
begonnen. Allerdings ist noch völlig unklar, was sie dem Land, seinen
Menschen, der Region und Europa bringen wird. Denn der Sturz des
Diktators war allenfalls ein erster kleiner Schritt. Seine
Gefolgsleute befinden sich nach wie vor im Land und an den
Schalthebeln der Macht. Oppositionelle sind seit Jahren im Ausland
oder hatten zu Hause kaum Gelegenheit, sich zu organisieren. Eine
breite bürgerliche Schicht, die Träger eines stabilen demokratischen
Aufbruchs sein könnte, ist nicht vorhanden. Die tief wurzelnde
Korruption und die verbreitete Vetternwirtschaft werden nicht über
Nacht und von allein verschwinden. Dennoch ist die Lage zwar
schwierig, aber nicht aussichtslos. Wer auch immer in Tunis regiert,
muss größtes Interesse an stabilen Verhältnissen haben, weil sonst
der wichtigste Wirtschaftszweig, der Tourismus, zusammenbricht. Und
anders als in vielen anderen Staaten der Region wird der Protest
nicht von religiösen Fanatikern befeuert oder gar angeführt.
Zumindest noch nicht. Tunesien steht vor der Chance, sich als erstes
arabisches Land zu demokratisieren. Direkt vor unserer Haustür. Und
Europa muss größtes Interesse daran haben, dass dieses Experiment
gelingt und zum Vorbild für die Nachbarn wird. Denn scheitern die
Menschen in Tunesien oder versinkt das Land im Chaos und reißt seine
Nachbarn vielleicht mit in einen Strudel der Gewalt, steht auch für
uns viel auf dem Spiel: Gas- und Ölpipelines, gigantische
Solarprojekte in der Sahara, die Kontrolle der Flüchtlingsströme aus
Schwarzafrika und dem Maghreb selbst. Radikale Islamisten könnten die
Situation nutzen und ihre Quartiere quasi vor den Toren der
westlichen Welt aufschlagen. Bisher war es für den Westen relativ
einfach, mit den Herrschern der Region Verträge zu schließen. Seien
diese auch noch so fragwürdiger Herkunft - es gab halt keine anderen.
Doch die Sicherheit und Stabilität, die die Diktatoren der Region
angeblich garantierten, hat sich als äußert brüchig erwiesen. Nun
gilt es, Demokratie und die eigenen Werte wesentlich entschiedener zu
vertreten. "Augen zu und durch" kann nicht mehr die einzige Devise im
Umgang mit arabischen Despoten sein.
Pressekontakt:
HAMBURGER ABENDBLATT
Ressortleiter Meinung
Dr. Christoph Rind
Telefon: +49 40 347 234 57
Fax: +49 40 347 261 10
christoph.rind@abendblatt.de meinung@abendblatt.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
310672
weitere Artikel:
- Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zu Tunesien Stuttgart (ots) - Tunesien zeigt, wie fatal die deutsche
Außenpolitik in Nordafrika danebenlag. Sie hat gegenüber den
autoritären Regimen in etlichen Urlaubsparadiesen der Deutschen beide
Augen zugedrückt. Ob in Tunesien, Ägypten, Marokko oder Algerien: Die
Deutschen haben nie die Konfrontation gesucht mit Regimen, die offen
demokratische Werte verachten
Pressekontakt:
Stuttgarter Nachrichten
Chef vom Dienst
Joachim Volk
Telefon: 0711 / 7205 - 7110
cvd@stn.zgs.de mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Frankreichs Rechte mit neuer Führung
Geliftet
PETER HEUSCH, TOURS Bielefeld (ots) - Angeblich gibt es nur einen einzigen
innenpolitischen Gegner, den Frankreichs Staatsoberhaupt Nicolas
Sarkozy fürchtet: Marine Le Pen. Ihre Kür zur neuen Chefin des
rechtsextremen Front National aber bringt die Blondine mit der
rauchigen Stimme auch als Kandidatin für die Präsidentschaftswahlen
in Stellung. Tatsächlich gehört sie dem äußerst kleinen Personenkreis
an, der Sarkozy 2012 um ein zweites Mandat bringen könnte. Jean-Marie
Le Pen, Marines Vater und Vorgänger an der FN-Spitze, gelang es 2002,
ganz Europa zu mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Unruhen in Tunesien
Schwieriger Weg zur Freiheit
RALPH SCHULZE, MADRID Bielefeld (ots) - Der Sturz des Diktators Ben Ali macht in
Tunesien mit Glück den Weg zu mehr Demokratie frei, verknüpft mit der
Hoffnung, dass eine von allen demokratischen Kräften getragene
Übergangsregierung dem nordafrikanischen Land wieder Stabilität geben
kann. Und dass die Tage der Anarchie, Gewalt und Plünderungen, welche
der Flucht des Despoten folgten, schnell vorüber sind. Doch noch
stehen den Tunesiern schwierige Zeiten bevor, mit Machtkämpfen,
Rückschlägen und Ungewissheiten. Denn weder Interimspräsident Mebazaa
noch Regierungschef mehr...
- Westdeutsche Zeitung: CDU =
Von Lothar Leuschen Düsseldorf (ots) - Die CDU ist auf dem Weg der Gesundung. Und in
der Mainzer Erklärung steht, welche Therapie ihr dabei hilft: Politik
für die Wirtschaft und für den Industriestandort führte letztlich
dazu, dass Deutschland bisher blendend durch die Krise gekommen ist
und der Rest der Welt sich verwundert die Augen reibt. Schon deshalb
gibt es für die Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzende Angela Merkel
auch überhaupt keinen Grund, den Kurs zu ändern. Zumal sie Woche für
Woche sehen kann, wie sich die Umfragewerte ihrer Partei verbessern. mehr...
- Der Tagesspiegel: Kommentar zur Schulreform in Berlin Berlin (ots) - Der seit 2001 regierende rot-rote Senat hat trotz
der Flut an Neuerungen das zentrale Problem nicht gelöst: Dass Berlin
zwar hervorragende Schulen hat, die beim Pisa-Test an der Spitze
liegen, aber auch abgrundtief schlechte. Bildungsgerechtigkeit
herrscht nicht in Berlin. Die meisten Eltern aber wissen, dass
Schulqualität entscheidend für die Zukunft ihres Kindes ist und
drängen auf gute Schulen. Deswegen müssen Lehranstalten in sozial
schwächeren Bezirken befürchten, ganz abgehängt zu werden. Vor allem,
wenn auch mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|