WAZ: In Ägypten ist der Westen gescheitert. Leitartikel von Ulrich Reitz
Geschrieben am 31-01-2011 |
Essen (ots) - In Ägypten scheitert gerade, gottlob, auch der
Westen. Mit dem Diktatoren Mubarak fährt gleichzeitig auch ein ganz
wesentlicher, so genannter "realpolitischer" Politikansatz in die
Grube. Er lautet: Im Kampf gegen den Islamismus ist alles erlaubt.
Der Kampf der westlichen Demokratien gegen die Ausbreitung des
politischen Islam ist notwendig, kein Zweifel. Aber man darf in der
Auseinandersetzung mit diesem Beelzebub eben keinen Pakt mit dem
anderen Teufel schmieden. Es ist wirklich übel, wenn auf den
Tränengasgranaten der Polizei, die sie gegen das rebellierende Volk
einsetzt, "Made in USA" steht. Jene eineinhalb bis zwei Milliarden
US-Dollar "Militärhilfe" haben eben dazu gedient, einen
Unterdrückungsapparat am Leben zu erhalten.
Die Politik der USA folgte einem aus Südamerika oder den Zeiten
des Kalten Krieges gegen das Sowjetimperium bekannten Ansatz. So, wie
seinerzeit im Kampf gegen den Kommunismus alles erlaubt war, auch
Potentaten gegen deren Völker zu fördern, ist es das heute wieder,
wenn es um den Islamismus geht.
Freiheit ist nicht teilbar. Man muss das "Realpolitikern", die auf
diplomatischem Glattparkett ihre opportunistischen Geschäfte machen,
bisweilen entgegenhalten. Weshalb brauchte es erst den Aufruhr der
entrechteten und um ihre wirtschaftlichen Chancen gebrachten Jugend
Ägyptens, bis Obama und Clinton sich zu zaghafter Distanz gegen
Mubarak bereit fanden? Hat der amerikanische Geheimdienst etwa nichts
gewusst über die zunehmend untragbaren Zustände in diesem Land? Kaum
zu glauben. Und weshalb hat der Westen wenig bis nichts getan zum
Aufbau einer demokratischen Opposition in Ägypten?
Nun heißt es, auch aus Israel, lieber Mubarak als die
Muslimbrüder. Aber wer sagt, dass dies die einzige Alternative ist?
Nach allem, was Reporter aus Ägypten berichten, ist eins glasklar:
Diese Rebellion hat mit dem Islamismus nichts zu tun, im Gegenteil.
Vielleicht weiß die Generation Facebook, die jetzt in Ägypten auf der
Straße steht, sehr genau um den Charakter des politischen Islam,
weiß, dass diese Alternative keine ist; der politische Islam verheißt
nicht menschlichen und wirtschaftlichen Fortschritt, sondern
zivilisatorischen und ökonomischen Rückschritt (ausgenommen Dubai und
Co.).
Fazit: Der Westen, in erster Linie die USA, muss eine neue
Außenpolitik erfinden. Eine, die aus Furcht vor dem Islam nicht die
Demokratie erstickt, sondern fördert. Damit die Unterdrückten nicht
auf den Gedanken kommen, den Islam verlockender zu finden als die
Freiheit.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
313277
weitere Artikel:
- WAZ: Ohne Ehrenamt geht es nicht. Kommentar von Annika Fischer Essen (ots) - Was wäre eine Gesellschaft ohne ihre freiwilligen
Helfer? Es ist weder übertrieben noch pathetisch zu sagen: nichts.
Sie würde nicht funktionieren, sie könnte es nicht. Ganz praktisch,
nicht nur im sozialen Miteinander.
Wer sollte sie ersetzen: ehrenamtliche Arbeit, deren Aufwand
allein in Deutschland über drei Millionen Vollzeit-Jobs entspricht;
4,6 Millionen Stunden, die der Bürger der Allgemeinheit einfach so
schenkt? Wer könnte sie ersetzen? Von den finanziellen Mitteln, die
dafür schon gar nicht zur Verfügung mehr...
- Scholl-Latour: "Zukunft der islamischen Staaten ungewiss" / Lüders: "Aufstände in arabischen Ländern historische Zäsur" Bonn (ots) - Bonn/Berlin, 31. Januar 2011 - Peter Scholl-Latour,
Publizist und Nahost-Experte, betrachtet die aktuellen Entwicklungen
in den arabischen Ländern als epochal. "Zum ersten Mal ist in
Tunesien ein Umbruch durch Straßenaufstände geglückt", sagte er in
der PHOENIX-Sendung UNTER DEN LINDEN. Dabei bewertete er die Rolle
der elektronischen Medien als unerwartet wichtig. Jedoch seien die
weiteren Entwicklungen nicht abzusehen. "Die Zukunft ist ungewiss.
Die Frage ist: In welche Richtung gehen die islamischen Staaten nach
dem mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Hartz-IV-Reform Bielefeld (ots) - An Schärfe mangelt es nicht im Streit um die
Hartz-IV-Gesetze. SPD-Chef Sigmar Gabriel will sich von der
Bundesregierung »nicht erpressen« lassen, Unionspolitiker nennen das
Veto der Opposition »unverantwortlich«. Nun gehören solche Töne zum
Alltag der parlamentarischen Demokratie, an dessen Ende zumeist mehr
oder minder gut austarierte Kompromisse stehen. Auch diesmal könnte
das so sein, wie Angela Merkels zur Schau gestellte Gelassenheit
ahnen lässt. Doch geht es um mehr als um das übliche Geschacher: In
der mehr...
- RNZ: Die Aufsteigerin - Kommentar zum Ministerinnen-Streit um die Fauenquote Heidelberg (ots) - Von Christian Altmeier
Ursula von der Leyen bestimmt einmal mehr die politische Agenda.
Mit ihrem Vorschlag einer gesetzlich festgelegten Frauenquote für
Unternehmen treibt sie nicht nur ihre Kabinettskollegin Kristina
Schröder vor sich her, sondern auch die Opposition. Indem die
Arbeitsministerin ihnen nach Elterngeld und Vätermonaten erneut eine
sozialpolitische Forderung stibitzt hat, bleibt SPD, Grünen und
Linken nur noch, die geforderte Quote einfach in die Höhe zu
schrauben. Familienministerin Schröder mehr...
- RNZ: Israel zittert mit Heidelberg (ots) - Von Klaus Welzel
Nicht erst seit dem 11. September 2001 funktioniert Außenpolitik
nach dem Motto: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Aber eine
Rückbesinnung auf das Datum tut in diesen Tagen Not. Denn der Feind
meines Feindes - also der Feind der Islamisten - das war zwar stets
Husni Mubarak; zumindest aus israelischer und auch aus deutscher
Sicht. Mittlerweile hat aber selbst die ägyptische Armee erkannt,
dass Mubarak nicht Teil einer Lösung des Konflikts sein kann. Er ist
das Problem selbst. Mubarak mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|