Börsen-Zeitung: Mut und Härte, Kommentar von Gerhard Bläske zu den Unstimmigkeiten zwischen Deutschland und Frankreich in Sachen Europäische Wirtschaftsregierung
Geschrieben am 07-02-2011 |
Frankfurt (ots) - Seit eh und je dringt Frankreich auf eine
europäische Wirtschaftsregierung. Genauso lange sträubten sich
deutsche Regierungen - von Kohl über Schröder bis Merkel - vehement
gegen diese Idee. Staatsinterventionen, Industriepolitik und
Protektionismus à la française passen nicht mit dem deutschen
Interesse an einem freien Welthandel und der sozialen Marktwirtschaft
zusammen.
Doch obwohl Bundeskanzlerin Angela Merkel jetzt auf Frankreichs
Kurs eingeschwenkt ist und sich eine bessere Koordination der
nationalen Wirtschaftspolitiken auf die Fahne schreibt, bleibt das
Triumphgeheul in Paris auffallend leise. Denn diese Art von
Wirtschaftsregierung, die "eine deutsche Vorstellung Europas zum
Ausdruck bringt", wie es aus der Umgebung von Präsident Nicolas
Sarkozy heißt, deckt sich nicht mit den französischen Ideen. Hinter
den Kulissen ist von einem "Diktat" die Rede, auch wenn Frankreich
nach außen die Vorstellungen Berlins voll mitträgt und es sich um
einen gemeinsamen Vorstoß handelt.
Die Reaktionen auf die vor allem in Deutschland entwickelten Pläne
zeigen, dass Solidarität für die meisten anderen Europäer eine
Einbahnstraße ist. Deutschland soll zahlen, aber man selbst will
möglichst so weiterwursteln wie bisher.
In der Stunde der Wahrheit zeigt sich, wie ernst
Lippenbekenntnisse gemeint sind. Es ist nur legitim, wenn Berlin für
eine Aufstockung des Rettungsschirms Gegenleistungen verlangt: Wer
zahlt, schafft an. Doch nicht nur aus den kleineren Ländern kommen
viele Einwände, nein, auch aus Frankreich. Die völlig ungenügende
Rentenreform? Kein Nachbesserungsbedarf, trotz anhaltend hoher
Defizite. Der gesetzliche Mindestlohn, der sich an der Inflationsrate
statt an der Produktivitätsentwicklung orientiert? Nicht betroffen.
Eine Defizitbremse? Das Defizit soll ja reduziert werden. "Alles ist
verhandelbar", sagt Sarkozy.
Die Zeit der wachsweichen Kompromisse der Vergangenheit muss
vorbei sein. Gerade sie haben Europa in die Krise geführt. Es darf
nicht hundert Ausnahmen geben, es muss strenge und automatische
Sanktionen bei Verstößen geben und es darf nicht bei
Absichtserklärungen bleiben, die schon morgen Makulatur sind. Doch
offenbar hat man noch immer nichts gelernt aus der Vergangenheit.
Ohne klare Regeln und Sanktionen sollte Frau Merkel den Mut haben,
nein zu sagen.
(Börsen-Zeitung, 8.2.2011)
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
314494
weitere Artikel:
- Neue OZ: Kommentar zu Polen Osnabrück (ots) - Der Westen lockt nicht mehr jeden
Spargelfreunde müssen sich dieses Jahr in Geduld üben. Ostern ist
erst Ende April, und vorher wird das beliebte Frühlingsgemüse teuer
sein, selbst wenn es kräftig sprießen sollte. Denn sein Preis richtet
sich weniger nach der vorhandenen Menge auf den Feldern, sondern viel
stärker nach dem Angebot an bezahlbaren Erntehelfern.
Die kommen fast nur aus EU-Beitrittsländern, besonders aus Polen.
Und dort ist es Tradition, Ostern und die Vorbereitungszeit auf das
wichtigste katholische mehr...
- ConvaTec kündigt Neuzugänge in seiner Führungsriege an Skillman, New Jersey (ots/PRNewswire) - ConvaTec, ein
weltweit führender Entwickler und Vertreiber von innovativen
medizinischen Technologien für die Gesundheitsversorgung im Gemeinde-
und Krankenhausbereich, kündigte heute verschiedene Neuzugänge in
Führungspositionen des Unternehmens an.
So wurde Nino Pionati zum Präsidenten des neu ausgerichteten
Geschäftsbereichs Intercontinental ernannt, der den
Asien-Pazifik-Raum, Lateinamerika und Kanada umfasst. Diese Märkte
sind für die Wachstumsstrategie des Unternehmens auch weiterhin von mehr...
- Monster Employment Index verzeichnet 37 Prozent Jahreswachstum bei der Online-Personalnachfrage Eschborn (ots) - Der Monster Employment Index Deutschland geht im
Januar mit einem Minus von einem Prozent im Vergleich zum Vormonat
leicht zurück und fällt auf 133 Punkte. Im Vorjahresvergleich steigt
die Personalnachfrage in Deutschland um 37 Prozent. Im
Dienstleistungsbereich, insbesondere bei Kreditinstituten und
Versicherungen sowie im Rechnungs- und Steuerwesen, zeigen sich
langfristig steigende Wachstumsraten mit deutlichen Jahresgewinnen
(+51 bzw. +23 Punkte). Transport und Logistik bleibt jedoch weiterhin
der führende Sektor mehr...
- Adform und YouGov gehen eine innovative Partnerschaft ein Kopenhagen, Dänemark (ots/PRNewswire) - Das
Marktforschungsinstitut YouGov hat eine Technologieintegration mit
der gleichnamigen Plattform des Digitalmarketingunternehmens Adform
angekündigt. Die exklusive Partnerschaft bedeutet, dass Kunden vorab
testen können, welchen Eindruck ein oder mehrere Webbanner bei ihrer
Zielgruppe machen, und zwar bevor die eigentliche Werbekampagne
beginnt. Dadurch erhält der Kunde von Adform nicht nur wertvolle
Beiträge zu seinem Kampagnenmaterial , sondern kann auch die
Wirkungsweise auf seine Zielgruppen mehr...
- Abellio Deutschland: Peter Werz neuer Leiter Unternehmenskommunikation Essen (ots) - Peter Werz (48) ist neuer Leiter der
Unternehmenskommunikation der Abellio GmbH mit Sitz in Essen. Er
verantwortet seit dem 15. Januar die interne und externe
Kommunikation sowie das Marketing des privaten
Verkehrsdienstleisters. Gleichzeitig ist er Pressesprecher des
Unternehmens. Werz berichtet direkt an Bernard Kemper, Vorsitzender
der Geschäftsführung der Abellio GmbH.
Die Abellio GmbH ist einer der führenden deutschen privaten
Anbieter im öffentlichen Nahverkehr. Das Unternehmen betreibt
bundesweit Bahn- mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|