Börsen-Zeitung: Nur noch peinlich, Kommentar von Stephan Balling zur anhaltenden Ungewissheit über die Zukunftspläne von Bundesbankpräsident Axel Weber
Geschrieben am 10-02-2011 |
Frankfurt (ots) - Es ist nur noch peinlich, was Bundeskanzlerin
Angela Merkel und Bundesbankpräsident Axel Weber derzeit aufführen.
Gestern Mittag hieß es, Weber werde sich am Nachmittag über seine
berufliche Zukunft erklären. Am Nachmittag zog er zurück: Er müsse
erst mit der Kanzlerin sprechen. Es ist kaum zu glauben: Der
Bundesbankpräsident und die Bundeskanzlerin schafften es nicht, sich
nach dem Kommunikationsdesaster vom Mittwoch so weit abzusprechen,
dass sie der Öffentlichkeit zeitnah eine klare Erklärung abgeben
können.
Nun kann es ja sein, dass Merkel und Weber sich nicht am Telefon
aussprechen wollen, sondern persönlich von Angesicht zu Angesicht.
Aber dann hätte der Noch-Bundesbankpräsident eben seinen gestrigen
Termin in Wien absagen und nach Berlin fliegen müssen. So wichtig ist
das Deutsch-Österreichische Forum - bei allem Respekt - nicht. Denn
trotz der nötigen Suche nach dem Schuldigen für das Chaos darf nicht
vergessen werden: Es geht auch um Geldpolitik.
Bei keinem anderen wirtschaftspolitischen Thema spielt die
Reputation der handelnden Person eine so große Rolle wie in der
Geldpolitik. Die oberste Aufgabe eines Zentralbankchefs ist es, die
Inflationserwartungen auf einem niedrigen Niveau zu verankern. Dazu
gehört Geradlinigkeit in der Argumentation. Zwar hat Weber diese
bisher in geldpolitischen Fragen nie vermissen lassen. Aber das
derzeitige Hin und Her bei einem führenden Währungshüter Europas
führt sicher nicht gerade dazu, dass das Vertrauen in den Euro
wächst, vor allem nicht angesichts anziehender Inflationsraten.
Aber es wäre unfair, jetzt allein auf Weber einzuschlagen. Wie es
in Finanzkreisen heißt, hat er sich von der Bundesregierung nicht
richtig unterstützt gefühlt. Tatsächlich kamen aus Berlin wenige
Signale für eine Kandidatur Webers als Präsident der Europäischen
Zentralbank (EZB). Vermutlich sorgte seine Kritik an den
Euro-Rettungsschirmen dort für manchen Ärger. Gerade deshalb klingt
es aber wenig glaubhaft, wenn es aus Regierungskreisen jetzt heißt,
man habe Weber immer unterstützt. Vielmehr drängt sich ein anderer
Verdacht auf: Die Bundeskanzlerin will ihren Kopf aus der Schlinge
ziehen und alle Schuld an dem möglichen Scheitern einer deutschen
Kandidatur für die EZB-Spitze auf Weber schieben. Das sollte man ihr
nicht durchgehen lassen.
(Börsen-Zeitung, 11.2.2011)
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
315213
weitere Artikel:
- SEVEN Networks' Neue Open Channel Smartphone Technologie zur Datenoptimierung ist der Höhepunkt der Aktivitäten des Unternehmens auf dem Mobile World Congress Redwood City, Kalifornien (ots/PRNewswire) - SEVEN(R)
Networks, ein Anbieter von Real Life, Real Time(TM) Mobilfunklösungen
(http://www.seven.com), gab heute bekannt, dass seine Teilnahme am
Mobile World Congress (http://www.mobileworldcongress.com) (Stand
AV31) hervorgehoben werden wird durch die erste öffentliche
Präsentation seiner bahnbrechenden Open Channel(TM) (http://www.seve
n.com/press_releases/2011/NewSEVENSolutionOptimizesMobileAppsTraffica
ndCutsDeviceDataConsumption.html) Lösung zur Optimierung des mobile
Datenverkehrs, welche mehr...
- WAZ: Ein Debakel, auch für den Euro. Leitartikel von Thomas Wels Essen (ots) - Jeder blamiert sich selbst, so gut er kann. Seine
Demontage hat Axel Weber perfekt hinbekommen. Mal geht er, mal nicht,
dann kündigt er eine Klarstellung an, um klarzustellen, dass er
nichts klar stellt. Chaostage in der Bundesbank.
Schon im Fall des Bundesbank-Vorstands Sarrazin hat Weber nicht
glücklich agiert. Jetzt aber hat er nicht nur die Institution
beschädigt, er hat auch die Kanzlerin brüskiert. Als Kandidat für den
Chef-Posten der Deutschen Bank ist Weber raus, wobei schon die Idee
verwegen ist: Es hätte mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Axel Weber Bielefeld (ots) - Angela Merkel kann einem leid tun. Einer nach
dem anderen verabschiedet sich aus ihrer Führungsriege. Nun zieht
offenbar auch Bundesbank-Chef Axel Weber einen lukrativen Job bei der
Deutschen Bank einer unsicheren Berufung an die Spitze der
Euro-Zentralbank vor. Daran ist die Kanzlerin nicht schuldlos. Die
Art, wie sie den deutschen Vertreter in der EU-Kommission ausgewählt
hat, ist nicht vergessen. Wer einsame Entscheidungen liebt, muss sich
nicht wundern, wenn es um ihn einsam wird. Weber war dieses Spiel
offenbar mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Bundesbank / Weber Osnabrück (ots) - Schlechter Diplomat
Schwere Schlappe für Angela Merkel: Ihr Kandidat für den
EZB-Chefposten fliegt möglicherweise aus dem Rennen. Offenbar hat die
Kanzlerin den Widerstand in der Eurozone gegen den derzeitigen
Bundesbankpräsidenten unterschätzt.
Auf dem Höhepunkt der Euro-Krise hatte er sich gegen den Ankauf
von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank ausgesprochen.
Mit der Maßnahme wollte die EZB Staaten wie Griechenland und Portugal
vor der Pleite retten. Weber kritisierte den Schritt - und das mehr...
- Palringo bringt White Label Mobile Instant Messaging Service heraus San Francisco und London (ots/PRNewswire) - Palringo,
das Mobile Instant Messaging Unternehmen, gab heute die Herausgabe
seines White Label Mobile Instant Messaging Service bekannt. Palringo
Custom Solutions ist ein Managed Service, der es Betreibern,
Spezial-Service Providern und anderen Organisationen erlaubt, IM
Netzwerke mit ihrer eigenen Marke in weniger als vier Wochen zu
besitzen, während er zugleich die Konnektivität mit anderen populären
Mobile Services bietet. Palringo besitzt und verwaltet die Geräte,
bietet eine zweite Linie mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|