Mittelbayerische Zeitung: Gute Besserung
Leitartikel der Mittelbayerischen Zeitung zur Euro-Krise
Geschrieben am 14-02-2011 |
Regensburg (ots) - Es ist ruhig geworden um den Euro, sehr ruhig
sogar. Im vergangen Jahr noch als Problemkind, Wackel-Währung oder
schlicht als Irrtum gebrandmarkt, scheinen seine Kritiker verstummt
zu sein. Alles wieder gut? Mitnichten. Der Schein trügt. Im selben
Tempo, mit dem die Schuldenuhren ticken, schwelt die Euro-Krise
weiter. Nur sind die Kameras und Mikrophone vom Brandherd abgezogen.
Statt mit Transparenz und Empathie aus der prekären Lage zu steuern,
gaben sich Regierungschefs wie Notenbanker bisher lediglich große
Mühe, die Schuldenberge hinter derart komplexen Sprach- und
Maßnahmen-Konstrukten zu verstecken, dass Spötter hier schon die
nächste Blasenbildung sahen. Zumindest ist Konsens, dass Sparen das
Gebot der Stunde ist. Damit hat es sich dann aber mit der
Gemeinsamkeit. Die Lage in den Ländern klafft auseinander: Während in
Deutschland der Aufschwung kein Ende zu nehmen scheint, sparen sich
Portugal und Spanien in die Rezession. Irlands Bankensystem marode zu
nennen, ist immer noch eine Beschönigung. Und in Italien hat
Ministerpräsident Berlusconi zu allem Lust, außer den Schuldenberg
seines Landes abzubauen. Kein Wunder also, dass unter
Finanzmarktakteuren und Beobachtern die Besorgnis wächst. Deutlich zu
hören ist mittlerweile der Ruf der EU-Kommission nach Ausweitung des
Rettungsschirms. Wahrscheinlicher Hintergrund: Die EU-Kommission
fürchtet, dass über kurz oder lang weitere Länder Notkredite
benötigen. Im Fall Griechenland macht bereits das Wort Umschuldung
die Runde. Das heißt nichts anderes, als dass das Land zumindest
einen Teil seiner Schulden nicht begleichen kann. In erster Linie
davon betroffen wären Banken, Versicherungen oder Pensionskassen. Die
meisten dieser Konzerne könnten diesen "Haircut" wohl stemmen.
Allerdings würden sie sich in Windeseile von den Anleihen
verabschieden - und nicht nur von den griechischen. Das würden alle
Nehmer-Länder mit höheren Zinsen bezahlen. Dabei strapazieren
Steuererhöhungen, Sparpakete und Ausgabenkürzungen schon heute die
Geduld deren Bürger. Diktate nach dem Motto "Wer zahlt, schafft an,"
sind also nicht angebracht. Ziel sollte es sein, den klammen Ländern
stärker zu helfen, unter Aufsicht - aber in Eigenregie - ihre
Finanzen in Ordnung zu bringen. Ein europäischer Währungsfonds in
Nachfolge des Rettungsschirms könnte dafür das geeignete Mittel sein.
Er gäbe diesen Ländern das, was die Finanzmärkte nicht haben: Zeit,
um die Haushalte zu konsolidieren, ohne dabei das eigene Wachstum
vollends abzuwürgen. Aber auch eine derart sanfte Lösung wäre für die
Bürger der Geber-Länder Deutschland, Frankreich, Österreich oder den
Beneluxländern nicht zum Nulltarif zu haben. Die Basis für einen
solchen Währungsfonds wird von den Euro-Profiteuren kommen müssen -
ob durch höhere Garantiesummen, Nachschusspflichten oder schlicht in
bar. Die Kunst ist es nun, die Perspektive für eine derartige
Solidargemeinschaft den Gebern wie den Empfängern behutsam
näherzubringen, ohne dabei Zeit zu verlieren. Dem Euro sitzen weiter
die Investoren im Nacken, deren Geduld mit dem latenten
Schuldenanhäufen täglich zu Ende sein kann. Verlieren sie den Glauben
an eine schnelle Genesung des Euro, wird es umgehend wieder brenzlig.
Eine gute Besserung ist dann sicher nicht wahrscheinlicher.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
315732
weitere Artikel:
- Mittelbayerische Zeitung: Am Problem vorbei
Kommentar zur Pflege Regensburg (ots) - Kuren, Seelsorge und Zuschläge für die Rente:
Das sind die Ansätze des Bundesgesundheitsministers, um die Situation
pflegender Angehöriger zu verbessern. Die Vorschläge sind vielleicht
gut gemeint - das strukturelle Problem lösen sie allerdings nicht.
Denn wer sich um einen pflegebedürftigen Angehörigen kümmert, muss in
den meisten Fällen auf ein eigenes Berufsleben verzichten. Die
Vereinbarkeit von häuslicher Pflege und Beruf ist beinahe unmöglich.
Pflegende Angehörige leisten harte Arbeit und überdies einen
großartigen mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zur Kinder-Studie Halle (ots) - Menschen müssen nicht mehr aus wirtschaftlichen
Gründen für Nachwuchs sorgen, weil soziale Systeme die Aufgaben der
Großfamilien übernommen haben. Und sie können die Fortpflanzung
einfach und wirksam mittels Verhütung unterbinden. Damit ist aus der
selbstverständlichen Kinderaufzucht eine Option geworden, zu der man
sich entschließt - oder nicht. Beides ist legitim. Doch ist eine
Gesellschaft, deren Menschen sich massenhaft der Fortpflanzung
verweigern, zum Siechtum verdammt. Sie beraubt sich der
volkswirtschaftlichen mehr...
- Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 15. Februar 2011 die aktuelle Forsa-Geburtenstudie: Bremen (ots) - Privatrisiko Kind
von Joerg Helge Wagner
Es stimmt ja leider alles: Kinder sind verbunden mit Verzicht,
Verlust individueller Freiheit, Karriere-Risiken - bei Frauen häufig
auch mit dem Karriereende, wenn es nicht bei einem bleibt. Kinder
kosten Geld, schlafen nicht durch und sind dafür am Wochenende ab
6.30 Uhr glockenwach. Sie verursachen Wäscheberge, pubertieren und
sind auch vorher schon phasenweise unausstehlich. Gesellschaftliche
Anerkennung für die eigenen Reproduktionsbemühungen dürfen Eltern in
Deutschland mehr...
- Ostsee-Zeitung: OSTSEE-ZEITUNG Rostock zu Mubarak Rostock (ots) - Während jeder zweite Ägypter von weniger als zwei
Dollar am Tag leben muss, soll der Clan von Ex-Präsident Mubarak über
ein Vermögen von 70 Milliarden Dollar verfügen. Ein Skandal. Nicht
nur für die bestohlene ägyptische Nation, sondern auch für
demokratische Länder wie Großbritannien oder die Schweiz, die sich
durch die Diktatoren-Milliarden noch immer korrumpieren lassen. Auch
wenn einige Anleger-Staaten die Konten Mubaraks inzwischen gesperrt
haben, ist es beschämend, wie leichtfertig Banken und Immobilienbüros
solche mehr...
- Ostsee-Zeitung: OSTSEE-ZEITUNG Rostock zu Pflege Rostock (ots) - Mit den zusätzlichen Hilfen, die
Gesundheitsminister Philipp Rösler in Aussicht gestellt hat, springt
er viel zu kurz. Erholungskuren, ein bisschen mehr Rente, weniger
Papierkrieg: Damit werden nur Löcher gestopft und Schäden repariert.
Gebot aber wäre es, diesen Schäden vorzubeugen durch Schulung und
umfangreiche Unterstützung pflegender Angehöriger. Auch wenn das
heute teurer ist.
Pressekontakt:
Ostsee-Zeitung
Thomas Pult
Telefon: +49 (0381) 365-439
thomas.pult@ostsee-zeitung.de mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|