Ergotherapeuten setzen auf Methodenvielfalt bei der Behandlung von kindlichen Entwicklungsstörungen / WIdO plädiert für Studien zur Wirksamkeit einzelner Behandlungstechniken (mit Bild)
Geschrieben am 16-02-2011 |
Berlin (ots) -
Die Zahl der Kinder, die Ergotherapie erhalten, steigt
kontinuierlich. Angesichts hoher Verordnungszahlen sprechen Kritiker
von einer "Modebehandlung". Therapieziele und Methoden seien zu wenig
transparent. Was Kinder in der Ergotherapie-Praxis erwartet, zeigt
jetzt eine gemeinsame Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts
der AOK (WIdO) und der Hochschule Magdeburg-Stendal. Sie stellt der
Ergotherapie ein gutes Zeugnis aus: "Die Therapeutinnen und
Therapeuten nutzen in allen Phasen der Behandlung die zur Verfügung
stehenden Methoden engagiert und kreativ für eine individuelle
Behandlung", sagt der stellvertretende WIdO-Geschäftsführer Helmut
Schröder. Allerdings seien viele Behandlungstechniken bisher nicht
hinreichend wissenschaftlich untersucht.
Für ihre Untersuchung hatten das WIdO und die Hochschule
Magdeburg-Stendal rund 1.400 Mitglieder des Deutschen Verbandes der
Ergotherapeuten angeschrieben. Mit knapp 600 ausführlichen Antworten
war die Rücklaufquote außerordentlich hoch. Anhand eines fiktiven
typischen Behandlungsfalles legten die Teilnehmer dar, wie sie
Befunde erheben, welche Therapie sie auswählen und wie sie den
Behandlungserfolg messen.
"Wurde Ergotherapie einst für Kinder mit Behinderungen entwickelt,
so geht es heute in der Praxis eher um die Unterstützung bei
Verhaltensauffälligkeiten oder Abweichungen von der
Entwicklungsnorm", erläutert Helmut Schröder. Anhand von Daten der
AOK lasse sich zeigen, dass dies auf 86 Prozent der ärztlichen
Verordnungen für Kinder unter 14 Jahren zutrifft. "70 Prozent der
Verordnungen werden für Jungen ausgestellt. Vor allem im Übergang zur
Grundschule brauchen sie besonders häufig therapeutische
Unterstützung. Die Therapie zielt darauf ab, Motorik, Koordination,
Wahrnehmung oder Kommunikation zu verbessern - insbesondere im
Hinblick auf die Schulfähigkeit." So befinden sich von den
sechsjährigen Jungen jährlich ca.14 Prozent - mehr als in jedem
anderen Lebensalter - in ergotherapeutischer Behandlung.
Für die aktuelle Befragung wurde deshalb der "typische Fall" des
sechsjährigen Justin konstruiert. Er kann schlecht stillsitzen, tut
sich schwer mit Schere, Stiften oder Reißverschluss, fällt im
Kindergarten durch körperliche Ungeschicklichkeit auf und gerät
besonders oft mit anderen Kindern in Streit.
Das Ergebnis der Auswertung: Um den Entwicklungsstand von "Justin"
zu testen, verwenden Ergotherapeuten im Schnitt drei verschiedene
Methoden. Neun von zehn Therapeuten nutzen standardisierte Tests zur
Befunderhebung. Der vielseitigen Befunderhebung folgt eine ebenso
vielseitige Behandlung mit durchschnittlich vier Methoden. 84 Prozent
der Therapeuten setzen dabei funktionelle, handwerkliche,
spielerische und gestalterische Behandlungstechniken ein. Zumeist in
Zusammenarbeit mit den Eltern formulieren die teilnehmenden
Ergotherapeuten im Schnitt fünf Therapieziele. Im Vordergrund steht
dabei die Verbesserung der Sensomotorik, der Gleichgewichtsfunktionen
und der Haltung. Alle befragten Therapeuten überprüfen ihren
Therapieerfolg - 85 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf
der Basis der Tests, mit denen der Befund erhoben wurde.
"Die Befragung hat transparent gemacht, wie Ergotherapeutinnen und
-therapeuten arbeiten", sagt Helmut Schröder. "Die Vielfalt der
eingesetzten Befunderhebungen und Therapieansatze bei dem zu Grunde
gelegten typischen Fallbeispiel macht auch deutlich, dass es für
Kinder mit Entwicklungsstörungen keine standardisierten Abläufe gibt.
Jeder Therapeut sucht nach einem eigenen Königsweg in der Behandlung.
Das liegt sicher auch daran, dass nicht alle Behandlungstechniken
hinreichend wissenschaftlich untersucht sind."
Insgesamt zeigt die Studie, dass die ergotherapeutische Anwendung
eine große Vielfalt an ergotherapeutischen Behandlungen umfasst. Um
die Ergotherapeuten bei ihrer Arbeit zu unterstützen und die Qualität
und Wirtschaftlichkeit der Therapie zu gewährleisten, plädiert das
WIdO deshalb für eine systematische Untersuchung der Wirksamkeit
einzelner Behandlungsansätze. Diese Studien sollten mit staatlicher
Forschungsförderung an den universitären Lehrstühlen durchgeführt
werden. Leitlinien können dann den verordnenden Ärzten helfen, die
Erwartungen der jungen Patienten und deren Eltern an die Behandlungen
auch zu erfüllen.
Diese und weiteren Ergebnisse stehen zur Verfügung unter:
http://www.wido.de/heilhilfsmittel_ergo.html
Pressekontakt:
Andrea Waltersbacher
Tel.: 030/ 3 46 46-2393
Fax.: 030/ 3 46 46-2144
heilmittel@wido.bv.aok.de
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