Bitte aktuelle Fassung beachten! / Dienstag, 8. März 2011, 22.15 Uhr
37° / Ist mein Kind noch normal? / Familien im Therapiestress / Film von Katrin Wegner
Geschrieben am 17-02-2011 |
Mainz (ots) - Der 13-jährige William führt gern Selbstgespräche.
"Ich kann dann alles besser verarbeiten", sagt er. Aber seine Umwelt
stört sich daran. Schon im Kindergarten mischten sich Erzieherinnen
ein und schlugen diverse Therapien vor. Es folgte eine Odyssee von
Arzt zu Arzt. Ein Therapeut stellte die Diagnose "emotionale
Angststörung", ein anderer tippte auf "ADS" oder das "Asperger
Syndrom". Jetzt ist William auf der Haupt- und Realschule und kommt
mit seinen unmotivierten Klassenkameraden nicht zurecht: "Wollen sie
denn nichts wissen? Ich bin doch in der Schule, um zu lernen!" Ein
Intelligenztest soll nun zeigen, wie begabt William eigentlich ist
und ob er grundsätzlich falsch eingeschätzt wurde.
Williams zehnjährige Schwester Anna leidet unter einer
Leserechtschreibschwäche. "Ich hab immer gedacht, ich wäre dumm, weil
ich nicht so gut lesen und schreiben kann wie die anderen, aber jetzt
weiß ich, dass ich "LRS" habe." Sie geht einmal in der Woche zu einer
Lerntherapeutin. Ihre Eltern sind froh, dass ihrer Tochter endlich
geholfen wird. Aber sie kritisieren auch die Schule: "Früher war es
Aufgabe der Lehrer, Kindern bei Schwächen zu helfen. Heute müssen wir
die Förderung bei Therapeuten suchen und selbst bezahlen, damit
unsere Kinder mithalten können."
Laut Statistik wächst an den Schulen eine Generation von Kranken
und Verhaltensauffälligen heran. Fast die Hälfte aller Schulkinder
hat schon einmal heiltherapeutische Hilfe bekommen. 18 Prozent der
Jungen und 12 Prozent der Mädchen gelten als verhaltensauffällig.
"ADHS" wird bei mehr als 10 Prozent eines Jahrgangs diagnostiziert.
Sind unsere Kinder wirklich krank? Oder gilt nur das genormte Kind
als gesund?
Als der heute achtjährige Luca eingeschult wurde, hatte er
Schwierigkeiten, sich zu integrieren. Er störte den Unterricht und
verhielt sich wie ein Klassenclown, um die Anerkennung der anderen
Kinder zu gewinnen. Ein Psychologe vermutete, dass das Kind
hyperaktiv ist und wollte ihm auf der Stelle "Ritalin" verschreiben.
Ein anderer Experte testete Luca, erhielt aber keinen eindeutigen
Befund, der auf "ADHS" hindeutete. Lucas Mutter lehnte jede Hilfe ab.
"Mein Kind ist voller Power. In Italien würde er gar nicht auffallen,
weil dort alle so temperamentvoll sind." Das Kind wechselte an eine
kleine Grundschule. Hier zeigte Luca keine Verhaltensauffälligkeiten.
Weil das Schulhaus aufgrund von Sparmaßnahmen geschlossen werden
musste, kam Luca in eine dritte Grundschule. Hier verweigerte er sich
komplett. Die Lehrer konnten damit nicht umgehen und verfügten über
einen Wechsel in die Sonderschule. Der kleine Luca hat sich damit
abgefunden: "Ich bin nicht normal und gehe allen auf die Nerven."
Der zwölfjährige Seraphim hat viele Therapien hinter sich: Im
Kindergarten fiel er auf, weil er lieber für sich alleine spielte, in
der Grundschule hielt man sein verträumtes Wesen für krank. Die
Eltern hielten ihr Kind für normal, konnten dem Druck von außen aber
nicht standhalten. Sie suchten bei Psychologen nach Erklärungen.
Jeder diagnostizierte etwas anderes. Ein Therapeut behauptete sogar,
der Junge leide an Depressionen. Seraphim wunderte sich. "Ich lese
gerne Bücher, statt mit anderen Jungen Fußball zu spielen. Aber
Depressionen habe ich nicht. Dazu habe ich viel zu viel Spaß am
Leben." Seraphim steht weiter unter Beobachtung. Es fällt die
Vermutung, er leide an "ADS", der verträumten Variante von
Hyperaktivität. In einer Klinik muss er sich verschiedenen Tests
unterziehen. "Ich halte mich für einen ganz normalen Jungen und
hoffe, dass ich es hier endlich schriftlich bekomme, normal zu sein."
Er hat kein "ADS", sondern nur eine reduzierte
Konzentrationsfähigkeit. Für die Mutter ist es nicht leicht, ohne
klare Diagnose zu gehen. "Unsere Gesellschaft braucht Schlagwörter.
Mit "ADS" wären alle zufrieden gewesen, aber eine reduzierte
Konzentrationsfähigkeit - das ist den Leuten zu kompliziert." Erst
seitdem Seraphim eine Privatschule besucht, fühlt er sich endlich
anerkannt und respektiert. Hier steht sein Verhalten nicht mehr auf
dem Prüfstand.
"37° - Ist mein Kind noch normal?" handelt von drei Familien mit
Kindern, die auffallen, weil sie nicht der Norm entsprechen. Eine
Odyssee von Diagnosen und Therapien beginnt. Der Film beobachtet den
Alltag der Kinder in Therapie, Familie und Schule und geht der Frage
nach, wie sich die Eltern sehen, wenn sie die Entwicklung ihrer
Kinder Fachleuten überlassen, und welchen Preis die Kinder bezahlen.
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