Neues Deutschland: zu den Entwicklungen in Libyen
Geschrieben am 21-02-2011 |
Berlin (ots) - Nun brennt auch in Gaddafis Volksstaat die Luft und
nicht nur diese. Der Revolutionsführer ist ähnlich seinen westlich
und östlich von ihm bereits gestürzten Amtskollegen über viele Jahre
ignorant und selbstherrlich über Bedürfnisse und Befindlichkeiten
seiner Bürger hinweggegangen. Es bedurfte nicht einmal eines inneren
Anlasses, die Beispiele der Nachbarn genügten, um lange aufgestauten
Frust ausbrechen zu lassen. Warum? US-amerikanische
Schurkentheorien taugen wenig zur Erklärung. Libyens Bevölkerung
leidet weder unter Hunger noch anderen sozialen Notlagen. Aber die
gesellschaftliche Entwicklung scheint zum Stillstand gekommen; nicht
erst dieser Tage, sondern schon vor einigen Jahren. Gaddafis Grüne
Fibel, millionenfach verbreitetes Pamphlet der Idee einer
alternativen islamischen Gesellschaft, ließ manch konservativer
arabischer Regierung in den 70er und 80er Jahren den Schreck in die
Glieder fahren. Der USA lebenslange Feindschaft erwarb sich der
Libyer, indem er Wheelus schloss, ihren größten Flottenstützpunkt im
Mittelmeer. Immer wieder überraschte Gaddafi mit Botschaften über
Libyens Vereinigung mit anderen Staaten oder Visionen, immer
mindestens ganz Afrika betreffend und vorgetragen in ausgesuchter
Exzentrizität. Letzteres kennzeichnet seinen Stil bis heute.
Allerdings ist die Politik auf der Strecke geblieben. Seine Bürger
konnte er offenbar nicht noch einmal von sich überzeugen.
Pressekontakt:
Neues Deutschland
Redaktion / CvD
Telefon: 030/2978-1721
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