Beschwichtigung statt Reformen / Bahrain sorgt für Unruhe am Golf
Geschrieben am 22-02-2011 |
Berlin / Bonn / Dubai (ots) - Die heile Welt der arabischen
Golfherrscher ist ins Wanken gekommen. Tunesien und Ägypten waren
noch weit weg, an Ärger im Jemen ist man auf der Arabischen Halbinsel
gewöhnt. Mit dem relativ modernen und toleranten Bahrain, dem
direkten Nachbarn des künftigen Fußballweltmeisterschafts-Gastgebers
Katar, sorgt nun ein reicher Golfstaat für Verunsicherung.
"Statt auf demokratische Reformen zu setzen, werden die
Golfstaaten - zumindest vorerst - mehr denn je an ihrer Politik des
Appeasements festhalten", sagt Martin Böll, der in Dubai ansässige
Golf-Korrespondent von Germany Trade & Invest. Die Subventionen der
Energiepreise würden fortgesetzt, die Lebensmittelpreise kontrolliert
und alimentiert, die Gehälter der Staatsbediensteten noch weiter
angehoben. Die Sektoren Gesundheit und Ausbildung werden weiter
gestärkt - "alles, wie gehabt, nur noch ein wenig mehr, meint Böll.
In Tunesien, Ägypten und Bahrain konnten sich die Regierungen keine
teuren Beschwichtigungsgeschenke leisten, in Katar, Kuwait, Oman,
Saudi-Arabien und den VAE glaubt man dies, dank größerer Ressourcen,
besser machen zu können.
"Selbst wenn sich die Lage in Bahrain bald beruhigen sollte, der
angerichtete Imageschaden für die Region lässt sich so schnell aber
nicht ausbügeln" sagt Böll. Potenzielle Käufer von Golfimmobilien
werden vermutlich noch vorsichtiger werden, industrielle Investoren
einen höheren Risikozuschlag einkalkulieren, die Preise für
Kreditversicherungen sind bereits gestiegen. Auch wenn die arabischen
Golf-Staaten zu Recht als ein gemeinsamer Markt gesehen werden,
dürften die Länderrisiken künftig differenzierter kalkuliert werden.
Dabei sind nicht nur soziale Spannungen zu bewerten, sondern auch die
langfristigen Geschäftsmodelle der Emirate und Staaten. Alle haben -
direkt und indirekt - eine viel zu hohe Abhängigkeit von Öl und Gas.
Lediglich Dubai hat es bislang geschafft - trotz aller Rückschläge
und dank finanzieller Hilfen aus Abu Dhabi-, ein grundsätzlich
tragfähiges Geschäftsmodell auf der Basis von Handel, Logistik und
Tourismus aufzubauen. Alle anderen haben dagegen bislang kaum
belastbare Konzepte vorzuweisen.
"Die neue Lage erfordert viel Sensibilität und sicher auch ein
konstruktives Engagement", sagt Böll und rät deutschen Unternehmen,
bei Initiativen der Deutsch-Emiratischen Industrie- und Handelskammer
(AHK) mitzumachen, die sich das Thema Ausbildung ganz groß auf die
Fahne geschrieben hat. Ausbildungsofferten können Angebote aufwerten,
weiß Böll.
Germany Trade & Invest sieht vorerst keine großen Gefahren für das
deutsche Golfgeschäft. Bahrain ist für Deutschland, rein finanziell
betrachtet bei einem Handelsvolumen von 424 Mio. Euro nur ein
marginaler Handelspartner. Der Außenhandel mit den VAE und
Saudi-Arabien ist ungleich bedeutsamer und derzeit nicht
beeinträchtigt. Deutsche Unternehmen mit Regionalinteressen sitzen
vornehmlich in Dubai.
Weitere Informationen zu Bahrain unter
http://www.presseportal.de/go2/Bahrain
Germany Trade & Invest ist die Gesellschaft für Außenwirtschaft
und Standortmarketing der Bundesrepublik Deutschland. Die
Gesellschaft berät ausländische Unternehmen, die ihre
Geschäftstätigkeit auf den deutschen Markt ausdehnen wollen. Sie
unterstützt deutsche Unternehmen, die ausländische Märkte erschließen
wollen, mit Außenwirtschaftsinformationen. Ausführliche Informationen
und Analysen zu den Entwicklungen in den arabischen Staaten gibt es
auf der Webseite www.gtai.de .
Pressekontakt:
Andreas Bilfinger
T. +49 (0)30 200 099-173
M. +49 (0)151 171 50012
F. +49 (0)30 200 099-111
Andreas.Bilfinger@gtai.com
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