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Von den Besten lernen / Oliver Wyman-Studie "Purchasing Best Practice Benchmarking"

Geschrieben am 24-02-2011

München (ots) -

- Deutsche Einkaufschefs sehen klare Defizite in ihrer Abteilung
- Verbesserungen in den einzelnen Bereichen des Einkaufs müssen
gezielt aufeinander abgestimmt werden

In vielen deutschen Unternehmen wird die Bedeutung des Einkaufs
nach wie vor unterschätzt. Oftmals suboptimal aufgestellt, bleibt ein
hohes Maß an Einsparungen ungenutzt. Für die nachhaltige Steigerung
der Leistungsfähigkeit von Einkaufsabteilungen müssen neben der
ganzheitlichen Betrachtung aller relevanten Dimensionen vor allem
diejenigen Parameter identifiziert werden, die das höchste
Verbesserungspotenzial aufweisen. Darüber hinaus sollte der Einkauf
auf Vorstands- beziehungsweise Geschäftsführungsebene angesiedelt
sein. Was unterentwickelte Einkaufsorganisationen von den Besten
lernen können, hat Oliver Wyman im Rahmen seiner Studie "Purchasing
Best Practice Benchmarking" ermittelt.

Rund 35 Milliarden Euro haben produzierende Unternehmen in
Deutschland in den vergangenen zwölf Monaten mangels leistungsfähiger
Einkaufsorganisationen verschenkt. Auch Einkaufschefs selbst sehen
klare Defizite in ihrem Bereich. So bewerten fast zwei Drittel der
von Oliver Wyman befragten Einkaufsleiter ihre Abteilung als
unterentwickelt. Lediglich 14 Prozent sind mit der Leistungsfähigkeit
zufrieden. Darüber hinaus ergibt die Studie, dass Low-Performer
weniger als die Hälfte ihres Einkaufsvolumens regelmäßig auf
Möglichkeiten zur Kostensenkung prüfen und optimieren und hieraus
auch nur halb so viele Einsparungen erzielen wie Top-Performer.
"Diese Unternehmen lassen viel Geld liegen", sagt Christian Heiss,
Partner bei Oliver Wyman. "Ein leistungsfähigerer Einkauf könnte das
Vierfache seiner bisherigen Einsparungen realisieren." Die zusätzlich
verfügbaren Mittel würden den Unternehmen deutlich mehr Spielraum
bescheren. Bei den Low-Performern ließen sich so etwa das Ergebnis
oder die Budgets für Forschung und Entwicklung um mehr als 25 Prozent
steigern. Alternativ könnten Lohnerhöhungen von knapp sieben Prozent
abgefedert werden.

Einzelprojekte reichen im Einkauf nicht aus

Die Gründe für den hohen Anteil unterentwickelter
Einkaufsorganisationen sind vielfältig. So ist der Einkauf in
Deutschland nach wie vor oft unterbewertet. Er kommt in vielen
Unternehmen gemessen an Forschung und Entwicklung, Produktion oder
Vertrieb, die durchweg hohe Priorität genießen, erst an zweiter
Stelle. Entsprechend sind im Vergleich zu Entwicklungs- oder
Produktionschefs bislang nur wenige Einkaufsleiter zum CEO ernannt
worden. Auch existiert häufig kein eigenständiges Vorstandsressort
Einkauf. Die Oliver Wyman-Studie zeigt, dass selbst in Unternehmen
mit geringer eigener Wertschöpfung die Einkaufsorganisationen einen
niedrigen Reifegrad aufweisen. Dabei verantworten sie aufgrund des
hohen Anteils an Zukäufen den weitaus größten Kostenblock im
Unternehmen. "Dass der Einkauf immense Bedeutung für den
Unternehmenserfolg hat, bleibt noch immer weitgehend
unberücksichtigt", sagt Tobias Sitte, Associate Partner bei Oliver
Wyman. "Oft wird er lediglich als ausführendes Organ gesehen, statt
ihn als wesentlichen Ergebnistreiber aufzuwerten."

In vielen Unternehmen stehen die Einkaufsabteilungen nur in
Krisenzeiten im Fokus. Zwar tragen sie dann wesentlich dazu bei,
geforderte Einsparungen schnell zu realisieren, doch handelt es sich
dabei in der Regel um Einzelaktionen, die unter hohem Zeitdruck
stattfinden und lediglich zu punktuellen Verbesserungen führen. Hinzu
kommt, dass viele Einkaufsabteilungen historisch entlang wechselnder
Anforderungen gewachsen sind. So gibt es beispielsweise kaum klare
Vorgaben hinsichtlich der Fähigkeiten, die ein guter Einkäufer
mitbringen muss.

Nur wenige Einkaufsorganisationen haben heute in ihrem Bereich die
nötige Transparenz, um signifikante Verbesserungen zu realisieren.
Während in der Produktion Kenngrößen wie Durchlaufquoten, Ausschuss
oder Maschinenauslastungen Aufschluss darüber geben, wo
Optimierungspotenzial besteht, gestaltet sich dies im Einkauf
schwieriger. Das Benchmarking von Oliver Wyman zeigt zum einen, dass
Unternehmen, die ihr Einkaufsvolumen nur zu einem geringen Anteil
durch regelmäßige Optimierungsprojekte adressieren, häufig Schwächen
in den Kategorien Organisation und Prozesse haben. Zum anderen müssen
Unternehmen, die mit den durchgeführten Verbesserungsmaßnahmen zu
geringe Einsparungen realisieren, sich vor allem in den Bereichen
Organisation sowie Systeme und Tools steigern.

Kleine Ursachen große Wirkung

Von den Top-Performern zu lernen heißt, Einkaufsabteilungen
ganzheitlich entlang aller relevanten Dimensionen - Strategie,
Mitarbeiter, Organisation, Prozesse, Systeme - zu betrachten und
weiterzuentwickeln. "Der Einkauf muss als Ganzes zusammenspielen", so
Sitte. "Um ein maximales Ergebnis zu erzielen, gilt es Verbesserungen
in den einzelnen Bereichen systematisch aufeinander abzustimmen."
Mitarbeiter in neuen Tools zu schulen, mit denen mehr Transparenz bei
Lieferantenangeboten entsteht, nutzt nur, wenn das IT-System die für
die Analysen benötigten Daten auch zur Verfügung stellt. Die
Transparenz wiederum bleibt ohne Wirkung, wenn die Einkäufer diese in
Verhandlungen nicht geschickt nutzen. Und eine sauber definierte
Low-Cost-Country-Einkaufsstrategie macht nur dann Sinn, wenn sie auch
von Einkäufern mit Leben gefüllt werden kann, die gut genug Englisch
sprechen.

Deshalb müssen die jeweiligen Schwächen im Detail ermittelt und
systematisch ausgewertet werden. Steht fest, an welchen Stellen der
größte Nachholbedarf besteht, lässt sich in der Regel mit wenig
Aufwand schnell eine deutliche Steigerung der Gesamtperformance
erzielen. Dazu gehört beispielsweise, den Einkauf frühzeitig in die
Produktentwicklung einzubeziehen. Auf diese Weise können seine
kommerziellen Möglichkeiten weitaus besser ausgeschöpft werden.
Zeiten wirtschaftlicher Stabilität müssen konsequent dazu genutzt
werden, um über die optimale Organisation und Aufstellung der
Einkaufsabteilung nachzudenken, Prozesse gezielt weiterzuentwickeln
und den Einkauf dadurch nachhaltig auf bessere Ergebnisse
auszurichten. "Es geht nicht darum, den Einkauf neu zu erfinden",
betont Berater Heiss. "Häufig muss nur an kleinen Rädchen gedreht
werden, um enorme Wirkung zu erzielen."

Die Studie

Im Rahmen des "Purchasing Best Practice Benchmarking" hat Oliver
Wyman untersucht, welchen Einfluss der Reifegrad von
Einkaufsorganisationen auf deren Leistungsfähigkeit hat. Entlang der
Dimensionen Strategie, Mitarbeiter, Organisation, Prozesse und
Systeme wurde mithilfe eines umfangreichen Fragenkatalogs ermittelt,
wie gut eine Einkaufsabteilung im Vergleich zu Unternehmen innerhalb,
aber auch außerhalb der eigenen Branche aufgestellt ist. Im Anschluss
wurde analysiert, wie sich ein hoher Reifegrad auf die erzielten
Ergebnisse auswirkt. Befragt wurden rund 300 Einkaufsleiter
produzierender Unternehmen in Deutschland.



Pressekontakt:
Andrea Steverding
Oliver Wyman
Tel.: 089 939 49 763
andrea.steverding@oliverwyman.com
www.oliverwyman.com/de


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