Lausitzer Rundschau: Fachlich stümperhaft
Zur Debatte über Mängel bei der Bundeswehr-Reform
Geschrieben am 27-02-2011 |
Cottbus (ots) - Ja, es gibt Wichtigeres als die Plagiatsaffäre von
Karl-Theodor zu Guttenberg. Das ist sein ureigenster Aufgabenbereich,
die Bundeswehr. Bislang haben Guttenbergs politische Anhänger
erfolgreich die Auffassung genährt, dass der Adelsspross zwar einen
miserablen Doktor abgibt, aber dafür einen umso besseren
Verteidigungsminister. Doch diese Haltelinie droht nun ebenfalls zu
zerfasern. Es zeigt sich nämlich immer mehr, dass die
Bundeswehrreform mit heißer Nadel gestrickt ist. Die Liste der
ungeklärten Fragen fängt bei der Finanzierung des Truppenumbaus an
und hört bei der Nachwuchsgewinnung noch lange nicht auf. Sogar im
Kanzleramt herrscht Unmut über Guttenbergs Reform-Management: Des
Ministers Vorschläge böten nur eine "sehr rudimentäre und
unausgewogene Grundlage" für die Neuordnung der Streitkräfte, heißt
es in einer Expertise aus Angela Merkels Machtzentrale. Im Klartext:
Hier ist viel handwerkliche Stümperhaftigkeit im Spiel. Wer sich vor
Augen hält, dass der Minister nun mit einer hastigen Anzeigenkampagne
jene personellen Lücken zu füllen sucht, die durch die Abschaffung
der Wehrpflicht entstehen, wird diesen Eindruck schwerlich entkräften
können. Noch schlimmer wiegt die Tatsache, dass die strategischen
Ziele der militärischen Neuausrichtung weiter im Dunkel liegen.
Bislang hat Guttenberg das Schrumpfen der Truppe nur mit dem
allgemeinen Sparzwang begründet. Und selbst das könnte sich noch als
Windei entpuppen, denn eine Berufsarmee ist nicht zum Nulltarif zu
haben. Solche Herausforderungen zu meistern, verlangt dann auch
deutlich mehr politische Qualität, als sich von einem offensichtlich
erschlichenen Doktortitel zu distanzieren.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
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