Neues Deutschland: zu gewendeten Sichten von Politikern auf AKW vor und nach der Katastrophe in Japan
Geschrieben am 16-03-2011 |
Berlin (ots) - Um den Verbleib in der Stuttgarter Staatskanzlei
muss er noch kämpfen - seine bereits unter Beweis gesetzten
Fähigkeiten als »Wendehals« haben Stefan Mappus indes schon vorab die
Auszeichnung des Naturschutzbundes als »Vogel des Jahres 2011«
eingebracht. Gerecht ist das nicht. Denn Baden-Württembergs
CDU-Ministerpräsident ist nur ein Vertreter einer ganzen Spezies von
Unions-Politikern, die in Sachen Atomkraft binnen Tagen eine
atemberaubende Wende hingelegt haben. Bayerns Ministerpräsident Horst
Seehofer und sein Umweltminister Markus Söder etwa standen Mappus bei
ihren jahrelangen atomaren Lobgesängen und der geradezu euphorisch
vertretenen Laufzeitverlängerung wegen angeblicher Sicherheit
heimischer Kernkraftwerke in keiner Weise nach - und versuchen sich
jetzt gemeinsam mit der Kanzlerin an die Spitze der Anti-AKW-Bewegung
zu setzen. Derlei augenscheinliches Wendevermögen entbehrt zwar
nicht einer gewissen Peinlichkeit, ist aber nicht erst seit Herbst
1989, sondern seit Konrad Adenauer gängiges Politikermuster. Die
besondere Beweglichkeit von Hälsen hat freilich mit den darauf
sitzenden Köpfen zu tun. Ginge es um neue Einsichten, wäre das in
Ordnung und auch Konservativen zuzubilligen. Doch zu fürchten steht,
die Verrenkungen um die Atomenergie haben lediglich mit der Angst zu
tun, dass nach den Landtagswahlen in der Union eine neue K-Frage
gestellt werden könnte. Die nach dem künftigen Kopf.
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