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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Bischofskonferenz:

Geschrieben am 17-03-2011

Bielefeld (ots) - Die Vollversammlung der katholischen Bischöfe
Deutschlands in dieser Woche in Paderborn hat Zeichen gesetzt, hohe,
vielleicht zu hohe Erwartungen enttäuscht und Klarstellungen
gebracht. Der symbolische Akt tiefer Buße und selbstkritischer Umkehr
zum Auftakt war ein starkes und glaubwürdiges Signal. Mehr als 2000
Gläubige haben dem beigewohnt und die Ernsthaftigkeit des Anliegens
gespürt. Ja, diese Kirche leidet schwer unter dem sexuellen
Missbrauch Schutzbefohlener. Sie schämt sich dafür und sagt das auch.
Zugleich ist allen bewusst, dass die Verletzungen durch nichts
wiedergutgemacht werden können, nicht durch fromme Worte und nicht
mit dem Scheckbuch. Aber Kirche, gleich welcher Konfession übrigens,
zeigt an dieser Stelle auch, dass sie mit Schuld und Verantwortung
anders umzugehen weiß als staatliche oder sonstige Institutionen.
Niemand sagt, dass das Kapitel Missbrauch jetzt abgehakt und
schlussendlich erledigt sei. Aber eine Wegmarke ist erreicht. Im
Spannungsfeld zwischen radikalen Reformern und besorgten Bewahrern
des Glaubens tun sich die Bischöfe schwer. Der in Paderborn
konkretisierte Dialogprozess ist für viele eine Enttäuschung, weil er
kaum über die existierenden Gremien und Gesprächsmöglichkeiten hinaus
geht. Allerdings zeigt der Verweis auf das Vorhandene auch, dass es
viele Mitwirkungsmöglichkeiten gibt. Niemand in der katholischen
Kirche würde bedauern, wenn das noch offensiver genutzt wird.
Wirklich problematisch aber bleibt, dass weltkirchliche Fragen
ausgeschlossen sein sollen. Das versteht kein Laie. Der Zölibat und
die Rolle der Frauen sind nicht nur hierzulande ein Problem. Auch die
Frage, wie weit demokratische Mitentscheidung in Glaubensfragen
reichen kann, stellt sich weltweit. Leider entsteht der Eindruck, als
wollten die deutschen Bischöfe nicht auch Botschafter in Rom sein. In
der Ökumene bereitet sich die katholische Kirche auf den 500.
Jahrestag der Reformation 2017 vor. Das könnte zu dem spannendsten
Projekt der nächsten Jahre werden. Der Geburtstag der einen, ist die
schmerzliche Erinnerung der anderen an eine bis heute währende
Kirchenspaltung. Eine breite Diskussion darüber, wie viele der 95
Thesen des Reformators überhaupt noch ein Problem darstellen, ist
vorstellbar. Auch der glasklare Blick auf das Trennende ist möglich,
ohne dass es zu Anfeindungen früherer Zeiten kommt. Unerheblich
sollte sein, ob die damalige Exkommunikation, der Rauswurf Martin
Luthers aus der katholischen Kirche, noch von Belang ist. Erzbischof
Robert Zollitsch hat jedenfalls seinen Frieden mit Luther schon
gemacht. Er hält eine Neubewertung des Reformators als Zeuge des
Glaubens für möglich, vor allem »wenn man sein ursprüngliches
Reformanliegen in den Blick nimmt«. Wie wahr: Das war auch so eine
Art Kirchenvolksbewegung.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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