Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Libyen
Geschrieben am 18-03-2011 |
Bielefeld (ots) - Die UN-Entscheidung für eine Flugverbotszone
über Libyen ist richtig. Die Weltgemeinschaft kann nicht sonntags
Demokratie predigen und alltags tatenlos zusehen, wie jene Menschen
massakriert werden, die den Mut haben, sich gegen einen Diktator zu
erheben. Bedauerlich, dass es so lange gedauert hat, bis diese
Erkenntnis reifte. Und um so bedauerlicher, dass Deutschland in
diesem Prozess eine so schlechte Figur gemacht hat. Statt
voranzugehen, trat das größte Land Europas als Bremser auf. Natürlich
ist die Lage in Libyen nicht eindeutig. Natürlich sind die
Konsequenzen eines militärischen Engagements zu durchdenken.
Natürlich spielen die schlechten Erfahrungen aus Afghanistan eine
Rolle, wo man sehr schnell hineingeraten ist, aber nur sehr schlecht
wieder herauskommt. Natürlich sind Vergeltungsdrohungen eines
Staatsterroristen wie Gaddafi nicht leichtfertig vom Tisch zu
wischen. Doch wer seinen Platz im Weltsicherheitsrat wert sein will,
der muss sich zu seinen Werten bekennen, wenn es gefragt ist. Deshalb
ist es wenig überzeugend, wenn die Kanzlerin sagt: »Unsere Enthaltung
ist nicht mit Neutralität zu verwechseln.« Kurios wird es gar, wenn
Frau Merkel betont, Deutschland teile die Ziele der Resolution
uneingeschränkt und glaube, dass diese Ziele absolut richtig seien.
In diesem Fall wäre ein klares Ja zum Eingreifen in Libyen ja wohl
angebracht gewesen. Die Kanzlerin wird sich sehr anstrengen müssen,
diesen Eindruck von Inkonsequenz auszubügeln. Das Gipfeltreffen zur
Libyen-Krise in Paris an diesem Samstag gibt ihr dazu Gelegenheit.
Sie sollte diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen. Dass die
Resolution ihre Wirkung nicht verfehlt, zeigt Gaddafis Erklärung, die
Waffen ruhen zu lassen. Auch wenn dem Mann nicht blind zu glauben
ist, so haben die UN ihn zumindest einmal in Zugzwang gebracht. Das
ist aber noch lange kein Anlass für Zufriedenheit. Es gilt vielmehr,
den Massenmord am Mittelmeer nachhaltig zu verhindern. Deutschland
sollte seinen Beitrag leisten, dieses Ziel zu erreichen. Und wenn
Abschreckungspolitik gegenüber dem Diktator von Tripolis ein
geeignetes Mittel ist, dann muss es eben Abschreckungspolitik sein.
Eine Sprache der Stärke und Gewalt, wie sie Gaddafi versteht. Doch
abschreckend war an der deutschen Politik bislang vor allem eines:
das Auftreten des Außenministers Guido Westerwelle, der sich in New
York wiederfand zwischen Russland, China, Indien und Brasilien.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
321832
weitere Artikel:
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Atompolitik der Kanzlerin Bielefeld (ots) - Kernenergie ja oder nein? Atomausstieg früher
oder später? Moratorium richtig oder falsch? Während wir weiter um
die Menschen in Japan bangen und beten, hat der politische Streit um
das emotionsgeladene Thema Kernenergie in Deutschland gerade erst
begonnen. Und mittendrin die Kanzlerin. Angela Merkel wird ein
Zick-Zack-Kurs in der Atompolitik vorgeworfen. Nicht nur ihre
Kritiker sehen die Glaubwürdigkeit der Kanzlerin in Gefahr. Welch
eine schwere Situation für Angela Merkel. Da nimmt sie kurz nach dem
Beben in mehr...
- Trierischer Volksfreund: Deutsche Enthaltung bei UN-Libyenresolution - Leitartikel, Trierischer Volksfreund, 19.03.2011 Trier (ots) - Was waren Guido Westerwelle und Angela Merkel stolz,
als sie im Oktober gegen starke Konkurrenz einen der nichtständigen
Sitze im UN-Sicherheitsrat ergatterten. Es war ein
Vertrauensvorschuss der Weltgemeinschaft für die Mittelmacht
Deutschland und seine schwarz-gelbe Regierung. Und was hat die damit
gemacht? Sie hat sich bei der ersten wichtigen Abstimmung enthalten.
Sie hat im Fall Libyen zum Ausdruck gebracht, dass sie eine
Flugverbotszone weder richtig findet noch falsch und dass sie eine
solche Aktion der westlichen mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Urteile / EGH / Schulen / Religion / Kruzifix Osnabrück (ots) - Nur ein Kreuzchen?
Ob in Schulen, Gerichten oder anderen öffentlichen Gebäuden, das
Kruzifix an der Wand sorgt immer wieder für Streit. Verstößt ein
Staat, der es akzeptiert, gegen Neutralitätspflichten in religiösen
Fragen? Verletzt er gar Menschenrechte? Der Europäische Gerichtshof
hat diese Frage verneint und ein bemerkenswert vielschichtiges Urteil
gefällt.
Die Kirchen können zufrieden sein, weil es dem einzelnen Staat
überlassen wird, wie er die Dinge regelt. Das Gericht bekennt sich
damit klar zu mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Soziales / Sport Osnabrück (ots) - Gut für Geist und Gesundheit
Ein sportliches Ergebnis: Der Anteil der Menschen, die in
Niedersachsen im Verein dem Ball hinterherjagen, den Schläger
schwingen, Turnschuhe anziehen oder Bahnen schwimmen, liegt deutlich
über dem bundesweiten Durchschnitt. Das Resultat ist erst einmal in
doppelter Hinsicht erfreulich. Zum einen zeigt es, dass im
Flächenland Niedersachsen das Gemeinschaftsleben funktioniert. Dafür
gebührt in erster Linie den Menschen Dank, die in Ausübung eines
Ehrenamts als Trainer und Betreuer mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Libyen Osnabrück (ots) - Mit Schwung ins Abseits
Deutschland steht am Rand. Die Bundesregierung, die so früh und so
laut nach dem Aus für Libyens Diktator Muammar al-Gaddafi gerufen
hat, tritt in dem Moment beiseite, in dem die UNO ein militärisches
Eingreifen beschließt. Klar, was das für Deutschlands Ansehen in EU,
NATO und UNO bedeutet. Es hat unter den Regierungen Schröder und
Merkel schon stark gelitten. Jetzt ist es erst mal dahin.
Allein, die Entscheidung, nicht in einen Angriffskrieg gegen
Libyen zu ziehen, ist von bestechender mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|