Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Landtagswahlen
Geschrieben am 27-03-2011 |
Bielefeld (ots) - Dieser Wahlabend wird in die Geschichtsbücher
eingehen: Den Grünen ist nicht weniger als ein historischer Triumph
gelungen. In Baden-Württemberg könnte der 62-jährige Winfried
Kretschmann tatsächlich der erste grüne Ministerpräsident
Deutschlands werden. In Rheinland-Pfalz springen die Grünen von der
außerparlamentarischen Opposition direkt auf die Regierungsbank.
Damit sind die Grünen nun insgesamt in 15 von 16 Landtagen vertreten.
Zweifelsohne hat keine Partei so sehr von der Debatte um die
Atomkraft profitiert wie die Grünen. Das allein aber kann den
Höhenflug nicht erklären. Keine Frage: An diesem 27. März ist die
Republik ein Stück grüner geworden. Nun allerdings muss die Partei
beweisen, dass sie die Erwartungen gerade ihrer neuen Wähler auch
erfüllen kann. Der FDP ist das nach einer ähnlichen Erfolgsserie
gründlich misslungen. Gerade das Schicksal der Liberalen dürfte den
Grünen Warnung und Mahnung zugleich sein.
Wo ein Sieger alles und alle überstrahlt, muss es auch Verlierer
geben. Gestern gab es außer den Grünen fast nur Verlierer. Der größte
ist zweifelsohne Stefan Mappus. Nach 58-jähriger Regentschaft muss
die CDU in Baden-Württemberg in die Opposition, und das hat viel mit
dem Noch-Ministerpräsidenten Mappus zu tun. In den gerade einmal 14
Monaten seiner Regierungszeit hat er beinahe alles falsch gemacht,
was falsch zu machen war. Er hat sich als Konservativer zu
stilisieren versucht, weil er hier eine Lücke in der Union vermutete.
Er hat wie kein Anderer für die Atomkraft gestritten. Kein Wunder,
dass ihm die energiepolitische Wende nach der Atomkatastrophe von
Japan am allerwenigsten abgenommen wurde. Vor allem aber hat Mappus
beim Streit um das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 jedes politische
Gespür vermissen lassen; dramatisch sein Missmanagement. Heiner
Geißler konnte zwar schlichten, doch das Vertrauen in den
Regierungschef war weg. Unfassbar angesichts der ökonomischen
Rahmendaten und der politischen Tradition im Schwabenland. Dieser
Vertrauensverlust war für Mappus der Anfang vom Ende, nicht Fukushima
- auch wenn der 44-Jährige das anders darzustellen versucht. Mappus
könnte den größten Teil seiner politischen Karriere schon hinter sich
haben. Seine Zukunft in der Union ist mehr als ungewiss.
Ganz anders dagegen die Situation der CDU-Spitzenfrau Julia
Klöckner in Rheinland-Pfalz. Die 38-Jährige hat die Werte ihrer
Partei stabilisiert. Zu mehr als einem Achtungserfolg reichte es zwar
nicht, doch Klöckners Zeit könnte noch kommen. Ihr Abschneiden nimmt
auch für Kanzlerin Angela Merkel und die Bundes-CDU etwas Druck vom
Kessel. Zwar wird das Debakel in Baden-Württemberg zu heftigen
innerparteilichen Auseinandersetzungen führen. Entlastend dürfte für
Angela Merkel allerdings wirken, dass in Stefan Mappus ein
Hauptschuldiger schon ausgemacht ist.
FDP-Chef Guido Westerwelle hingegen hat so einen Buhmann nicht
vorzuweisen. Die Liberalen sind nur äußerst knapp am totalen Desaster
vorbeigeschlittert. Personelle Konsequenzen für den Parteichef sowie
für die Fraktionsvorsitzende Birgit Homburger - spätestens beim
Bundesparteitag im Mai - sind damit noch keineswegs ausgeschlossen.
Die SPD schließlich ist allenfalls ein Sieger zweiter Klasse.
Allein, dass die Sozialdemokraten in Baden-Württemberg nicht mehr als
ihr schlechtestes Ergebnis aller Zeiten zur historischen Wachablösung
beisteuern konnten, spricht Bände. »Grün-Rot« und »Juniorpartner«
sind Begriffe, an die man sich sicher erst gewöhnen muss in der SPD.
Auch in Rheinland-Pfalz sind die Verluste für Ministerpräsident Kurt
Beck dramatisch. Die Alleinregierung ist dahin, noch dazu fällt der
Vorsprung auf die CDU denkbar knapp aus. Echte Erfolge sehen ganz
sicher anders aus.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
323200
weitere Artikel:
- LVZ: SPD traut Merkel nicht Schröders Mut zu Neuwahlen zu / Oppermann: SPD wird mit ihren Themen bei den nächsten Wahlen der Gewinner sein Leipzig (ots) - Nach ihrer "historischen Niederlage" für
Schwarz-Gelb in Baden-Württemberg traut die SPD der CDU-Vorsitzenden
und Bundeskanzlerin nicht den Weg zu Neuwahlen im Bund zu. Der erste
Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas
Oppermann, sagte der "Leipziger Volkszeitung" (Montag-Ausgabe): "Ich
rechne nicht mit Neuwahlen." Das sei zwar "nicht gut für unser Land,
aber die Regierung Merkel ist schließlich demokratisch gewählt".
Schwarz-Gelb habe, so vermutet Oppermann, "so große Angst vor
Neuwahlen, mehr...
- Rheinische Post: Junge Union mahnt "klare Linie" in Bundesregierung an Düsseldorf (ots) - Der Vorsitzende der Jungen Union in
Nordrhein-Westfalen, Sven Volmering, fordert als Konsequenz aus der
Wahlniederlage der CDU in Baden-Württemberg eine stringente
Regierungspolitik in Berlin und eine Rückbesinnung auf den Markenkern
der Partei. "Wichtig für kommende Wahlauseinandersetzungen ist, dass
die Regierungskoalition, und hier insbesondere die FDP, ihr
Erscheinungsbild deutlich verbessert und eine klare Linie deutlich
wird", sagte Volmering der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen
Post" (Montagsausgabe). mehr...
- Rheinische Post: Wohnungsgesellschaft LEG plant Blockverkäufe Düsseldorf (ots) - Die vor drei Jahren privatisierte
Wohnungsgesellschaft LEG will nun doch größere Wohnungsbestände im
Paket weiterverkaufen. "In den engen, uns gemäß Sozialcharta
erlaubten Grenzen versuchen wir jetzt, ein paar Bestände en bloc zu
verkaufen", sagte LEG-Geschäftsführer Thomas Hegel der "Rheinischen
Post" (Montagausgabe). Als Begründung führte er an, dass der
Weiterverkauf von Wohnungen an Mieter bislang hinter den Erwartungen
zurückgeblieben sei. Die von den neuen Eigentümern erwartete Rendite
liegt laut Hegel langfristig mehr...
- Rheinische Post: NRW-CDU bekräftigt Forderung nach Neuwahlen Düsseldorf (ots) - Der Generalsekretär der nordrhein-westfälischen
CDU. Oliver Wittke, hat das Wahlergebnis der Union in
Baden-Württemberg als "schwere Niederlage" bezeichnet. "Darüber
trösten auch nicht die Gewinne in Rheinland-Pfalz hinweg", sagte
Wittke der "Rheinischen Post" (Montagausgabe). Das Ergebnis ändere
aber nichts an der Entschlossenheit der NRW-CDU, Neuwahlen zu
verlangen, wenn Rot-Grün keinen verfassungsgemäßen Haushalt für 2011
vorlegen könne. "Dann gibt es wieder eine Klage vor dem
Verfassungsgerichtshof, und mehr...
- LVZ: Mißfelder: "CDU darf nicht wie ein Besiegter am Boden liegen bleiben" / Schwarz-Gelb müsse handwerkliche Fehler beenden und Einigkeit zeigen Leipzig (ots) - Ein Ende der handwerklichen Fehler im
Regierungsbetrieb und ein neues Gemeinschaftsbild der Geschlossenheit
von Schwarz-Gelb hat das Präsidiumsmitglied der CDU, Philipp
Mißfelder, gefordert. In einem Interview mit der "Leipziger
Volkszeitung" (Montag-Ausgabe) sagte Mißfelder, der auch Vorsitzender
der Jungen Union ist: "Für den Bund bedeutet das Ergebnis, dass
Schwarz-Gelb nach den vergangenen Wochen zeigen muss, wofür wir
stehen, wo wir hinwollen. Wir haben jetzt eine Frontstellung
Schwarz-Gelb gegen Grün-Rot. Handwerkliche mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|