Westdeutsche Zeitung: Der Umweltsprit, der keiner ist =
Von Vera Zischke
Geschrieben am 29-03-2011 |
Düsseldorf (ots) - Der Biosprit E 10 sollte Deutschland nur Gutes
bringen: mehr Unabhängigkeit vom Erdöl und weniger CO2-Abgase. Nach
zwei Monaten sieht die Bilanz dagegen bitter aus. Er hat vor allem
viel gekostet und nichts gebracht. Die Mineralölkonzerne haben nach
eigener Aussage inzwischen 300 Millionen Euro in die Umrüstung ihrer
Tankstellen gesteckt und versucht, den Sprit mit der Brechstange
durchzusetzen. Zunächst erhöhten sie drastisch die Preise für
herkömmliches Super: Jetzt versucht es Shell sogar mit einer E
10-Versicherung. Das ist ein Marketingcoup, der als letzter
verzweifelter Versuch zu verstehen ist. Die Verbraucher fühlten sich
bislang völlig zu Recht gegängelt und weigern sich, den Sprit zu
tanken. Aber nicht nur aus Trotz gegenüber den Ölkonzernen. Eine
Umfrage des Mineralölwirtschaftsverbandes ergab: 50 Prozent der
Tankstellenkunden lehnen E 10 ab, weil sie nicht bevormundet werden
wollen. 46 Prozent tanken ihn nicht, weil sie glauben, dass er der
Umwelt schadet. Genau das ist das Problem des Kraftstoffes: Viele
würden ihn sicherlich tanken, wenn sie überzeugt wären, damit etwas
Gutes für die Umwelt zu tun. Genau das Gegenteil scheint aber der
Fall zu sein. Je mehr darüber debattiert wird, desto klarer wird,
dass Treibstoff aus Biomasse gar nicht ökologisch sein kann. Er
forciert den Anbau schädlicher Monokulturen, verschlingt
landwirtschaftliche Flächen und Unmengen kostbaren Wassers. Er treibt
Lebensmittelpreise in die Höhe und führt zu fragwürdigen
Subventionsprogrammen. Bis heute hat es die Bundesregierung nicht
geschafft, nachvollziehbar zu erklären, warum E 10 trotzdem der
richtige Weg ist. Die nun erneut aufkeimende Ethik-Debatte ist daher
wichtig und kommt zur richtigen Zeit. Denn ausgestanden ist die
missglückte Einführung des Biosprits für Konzerne und Regierung noch
lange nicht, auch wenn in den vergangenen Wochen andere Themen
dominierten. Eine neue Debatte könnte die Regierung endlich dazu
zwingen, sich der andauernden Skepsis der Verbraucher zu stellen. Sie
sollte Fakten präsentieren statt Imagekampagnen anzukündigen. Und im
Zweifelsfall ihre Entscheidung revidieren - auch wenn keine
Landtagswahlen anstehen.
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
323615
weitere Artikel:
- Mittelbayerische Zeitung: Gefangen im Netz
Leitartikel zur Energiewende Regensburg (ots) - Jetzt muss es schnell gehen. Am 15. März begann
das Atomkraftwerk in Fukushima, außer Kontrolle zu geraten. Selbiges
ist damit den (bisherigen) Befürwortern der Kernkraft mit ihrem
Energiekonzept widerfahren. Aus, vorbei - die Atomkraft in
Deutschland ist tot. Deren inzwischen so eindeutig negative
Strahlkraft auf ihre Befürworter lässt nun in Baden-Württemberg einen
Grünen Ministerpräsident werden - klarer kann eine Botschaft nicht
ausfallen. Ja, die Deutschen wünschen sich die sofortige
Energiewende, eine ökologisch mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Integration / Islam / Konferenz Osnabrück (ots) - Risse im Fundament
Die Islamkonferenz war noch nie ein Ort wuchtiger Beschlüsse.
Weder unter Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, noch unter seinem
Nachfolger Thomas de Maizière gelangen große Würfe der
Integrationspolitik. Dennoch hatten die Treffen ihren Sinn. Es ging
um einen Dialog auf Augenhöhe, ein besseres gegenseitiges Verständnis
als Fundament für behutsame Fortschritte. Seit gestern hat das
Fundament tiefe Risse. Hans-Peter Friedrich hat es bei seinem ersten
Auftritt in der Islamkonferenz schwer mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Libyen / Konflikte Osnabrück (ots) - Absurder Kontrast
Der Kontrast wirkt fast absurd: Auf der einen Seite steht der
fanatische Diktator, der sich offenbar keinen Deut um sein Volk
schert. Mit Anzeichen von Wahnsinn schreit er herum, sobald er
öffentlich in Erscheinung tritt. Ihm gegenüber die Chef-Diplomaten
dieser Welt, die dann am besten sind, wenn sie nach ihren eigenen
Regeln spielen können: reden, vielleicht ein bisschen drohen, aber
lieber überzeugen. Davon ausgehen, dass gute Argumente noch immer
geholfen haben. Unter ihnen natürlich Guido mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu EU / Klonfleisch / Verbraucher Osnabrück (ots) - Vertrauen missbraucht
Dies ist ein schwarzer Tag für den Verbraucherschutz in Europa.
Schnitzel, Hackfleisch, Milch und Käse von Rindern und Schweinen, die
als Nachfahren geklonter Tiere in den Ställen stehen, dürfen weiter
in den Supermärkten innerhalb der EU angeboten werden, ohne dass der
Käufer auf dem Etikett von der umstrittenen Herkunft erfährt.
Ein Skandal, denn noch ist nicht zweifelsfrei bewiesen, dass diese
genetisch manipulierten Lebensmittel völlig ungefährlich für Menschen
sind. Schließlich kommt mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Innenpolitik / Stuttgart 21 Osnabrück (ots) - Auf einmal alles ganz plötzlich
Wenige Tage nach den jüngsten Landtagswahlen ist klar: Wer die
Folgen herunterspielt, liegt verkehrt. In der Union mögen sie
zeitversetzt wirken. Aber sie werden kommen. Die Bahn streicht schon
die Segel und lässt Stuttgart 21 ruhen. Ganz plötzlich, obwohl sie im
Herbst noch auf einer angeblichen Alternativlosigkeit des
Milliardenprojektes beharrte.
Und die FDP? Ohne die Sicherheitsüberprüfung aller Kernkraftwerke
abzuwarten, ist für sie klar, dass alte Meiler auf Dauer vom mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|