Börsen-Zeitung: Schaler Beigeschmack, Kommentar von Bernd Neubacher zu den Bestrebungen deutscher Banken, sich vom Staat abzunabeln
Geschrieben am 14-04-2011 |
Frankfurt (ots) - Deutschlands Banken nabeln sich ab vom Staat.
Die Commerzbank wirbt im Zuge einer bedingten Vorabplatzierung neuer
Anteilscheine knapp 6 Mrd. Euro ein und dürfte damit die größte
Kapitalerhöhung, die Deutschland je sah, schon mehr oder weniger im
Sack haben: Auf Basis des Preises für die Pflichtumtauschanleihe
sowie ihres Aktienkurses wird die Bank nach der Hauptversammlung
Anfang Mai auf einen Börsenwert von knapp 12 Mrd. Euro kommen. Da
lassen sich die zum angestrebten Gesamtvolumen von 11 Mrd. Euro noch
fehlenden 5,3 Mrd. sicher leichter einwerben, als wenn man, wie noch
vor wenigen Tagen, ankündigt, mal eben das rund 1,4-Fache der eigenen
Marktkapitalisierung aufzunehmen.
Bei solchen Dimensionen geht die Emission der Aareal Bank für 269
Mill. Euro fast schon als Rundungsfehler durch. Dennoch: Der
Immobilienfinanzierer stockt das Grundkapital um 40% auf, um Wachstum
zu finanzieren, das Kapital zu stärken und auch stille Einlagen des
Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (Soffin) reduzieren zu können.
Die Emanzipation der Institute ist zu begrüßen. Warum bleibt dann
dennoch ein schaler Nachgeschmack? Weil beide Banken die Staatshilfe
ausnutzen können.
Natürlich muss die Commerzbank schon im Interesse der Aktionäre
schnell tilgen und damit verhindern, dass die Kosten zur Bedienung
der Soffin-Einlagen den Gewinn aufzehren und die Tilgung der
Staatshilfe letztlich vereiteln. Klar ist aber auch, dass die Bank,
die schon 2009 und 2010 die Einlagen nicht bedienen musste, es mit
der Rückzahlung des größten Teils der Einlagen auch deshalb eilig
hat, weil dies den Gehaltsdeckel von jährlich 500000 Euro je
Mitarbeiter oder Vorstand hebt.
Dagegen hat die Aareal, deren Vorstand laut Soffin-Vereinbarung
nur 2009 und 2010 der Gehaltsgrenze unterlag, umso mehr Zeit mit dem
Exit - die Einlage soll erst einmal nur um 75 Mill. auf 300 Mill.
Euro sinken. Dabei ist die Emission der Wiesbadener, anders als die
Rekapitalisierung der Commerzbank, ein offensiver Schritt, der helfen
soll, geschwächten Konkurrenten Marktanteile abzunehmen. Sicher, das
Institut hat den Soffin stets bedient. Wenn es nun aber eine
Verdopplung der Eigenkapitalrendite avisiert und keine Anstalten
macht, das Ende der Staatsstütze zu terminieren, muss der innere
Blindenhund jedes Ordnungspolitikers knurren. Von Commerzbank und
Aareal kann der Soffin damit lernen, was er mit seinen Vereinbarungen
falsch gemacht hat.
(Börsen-Zeitung, 15.4.2011)
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Telefon: 069--2732-0
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