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HAMBURGER ABENDBLATT: Inlandspresse, Hamburger Abendblatt zu Mordfall Dennis

Geschrieben am 15-04-2011

Hamburg (ots) - Ein Kommentar von Silvia Stammer

Nachdem der mutmaßliche Mörder des neunjährigen Dennis gefasst
ist, fällt ein Wort besonders oft: Erleichterung. Nicht nur am
Wohnort der Familie des getöteten Jungen wurde die Nachricht von der
Festnahme positiv aufgenommen. Jeder Mutter, jedem Vater ging wohl
der gleiche Ge?danke durch den Kopf: Gott sei Dank, dass dieser Mann
hinter Gittern ist und meinem Kind - und anderen - nicht mehr
gefährlich werden kann. Dass der Täter seine Opfer in Schullandheimen
und Zeltlagern suchte und fand, hatte über Jahre hinweg die
schlimmsten Ängste bei Eltern geschürt. Schon die Sorge, dass dem
Sohn oder der Tochter im Alltag etwas passieren könnte, geht ins
Innerste. Die Vorstellung jedoch, dass in einem durch Erzieher oder
Lehrer geschützten Bereich eine möglicherweise tödliche Bedrohung
lauern kann und man selbst das Kind dorthin geschickt hat, ist einer
der größtmöglichen Albträume. Oder, wie es Franz Grillparzer mal
ausgedrückt hat: Alle Unruhe des Menschen entspringt aus der
Fantasie. Der "schwarze Mann", der nachts Kinder aus dem Haus raubt,
sich an ihnen vergeht und sie umbringt - entsetzlich. Auch unter den
Fahndern der Soko Dennis, die beinahe zehn Jahre lang nicht locker
ließen und nach dem Täter suchten, waren Väter und Mütter. Manchmal
habe er selbst nicht mehr an den Erfolg geglaubt, sagt einer der
Polizisten. Aber der Familienvater machte trotzdem weiter. Über 8000
Spuren wurden verfolgt, dicke Akten angelegt, Hunderte Überstunden
angehäuft. Das ist wenig spektakulär. Doch nach jetzigem Stand ist es
dieser Hartnäckigkeit zu verdanken, dass Dennis' Mörder am Ende
gefasst werden konnte - sollten nicht im Nachhinein noch Pannen ans
Licht kommen, beispielsweise wegen der ersten Vernehmung des
Verdächtigen schon im Jahr 2007. Und wer weiß, ob nicht durch den
dauerhaften Ermittlungsdruck weitere Taten des in Hamburg lebenden
Mannes verhindert worden sind. Es war diesmal keine DNA-Spur, die zum
Erfolg führte. Es war der wiederholte Versuch, den entscheidenden
Hinweis, das wesentliche Indiz aufzuspüren. Am Ende gelang es, den
Täter zu "entmonstern", wie es Polizei und Staatsanwaltschaft
ausdrückten. Das Böse hat einen Namen. Polizeiarbeit kritisch zu
hinterfragen, ist richtig und wichtig. Dazu gehört auch, zu sagen:
Das war gute Arbeit. Für die Eltern von Dennis und die Familien der
anderen Opfer gibt es seit Freitag Gewissheit. Trost gibt es für sie
nicht.



Pressekontakt:
HAMBURGER ABENDBLATT
Ressortleiter Meinung
Dr. Christoph Rind
Telefon: +49 40 347 234 57
Fax: +49 40 347 261 10
christoph.rind@abendblatt.de meinung@abendblatt.de


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