Neue OZ: Kommentar zu Lokführer-Streik
Geschrieben am 19-04-2011 |
Osnabrück (ots) - Falscher Absender
Die Kritik ist richtig, sie kommt nur vom falschen Absender: Wenn
Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt der Spartengewerkschaft GDL
Machtmissbrauch vorwirft, trifft er den Nagel auf den Kopf.
Die Lokführer sitzen an einer Schaltstelle der deutschen
Wirtschaft. Verweigern ein paar Tausend Bahner die Arbeit, steht das
Land still: Pendler kommen nicht zur Arbeit und Güter nicht ans Ziel.
Kaum eine Berufsgruppe spielt ihre Macht so rücksichtslos aus. Die
Lokführer gefährden mit ihrer Scheuklappen-Mentalität die
Arbeitsplätze anderer.
Deshalb wird es höchste Zeit, dass die GDL unter den Mantel der
Bahnergewerkschaft EVG schlüpft. Dort könnte sie weiter für ihre
Rechte kämpfen, müsste aber zumindest Rücksicht auf andere
Bahn-Kollegen nehmen. Der Hundt'sche Vorwurf vom Missbrauch des
Streikrechts kann deshalb nur unterstrichen werden.
Allerdings: Die Kritik aus dem Munde des Arbeitgeberpräsidenten
ruft die immer gleichen Reflexe hervor. Donnernde Zustimmung aus den
Reihen der Arbeitgeber und Verachtung von der Gewerkschaftsseite -
ohne Rücksicht auf Inhalte. Hundt ist selbst Partei. Genau das macht
ihn im gegnerischen Lager unglaubwürdig.
Nach jahrzehntelangen Tarifauseinandersetzungen sind Rede und
Gegenrede zum Ritual verkommen. Zumal die ständig wiederkehrende
Lockführerblockade vielen schadet - und ganz wenigen nutzt.
+++
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: 0541/310 207
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