tz München: Oscar-Preisträger Christoph Waltz im tz-Interview
Nicht zu nett, aber Vollprofi
Geschrieben am 27-04-2011 |
München (ots) - Hollywood gibt wieder mal ein Gastspiel in Berlin!
Mit Teenie-Idol Robert Pattinson sowie Oscar-Preisträger Christoph
Waltz, die sich in dem Zirkus-Drama "Wasser für die Elefanten" als
Rivalen um eine Frau gegenüberstehen - gespielt von Reese
Witherspoon, die sich allerdings gestern Abend zur
Deutschlandpremiere am Potsdamer Platz entschuldigen ließ. Die reich
ausgestattete Leinwandromanze von Twentieth Century Fox spielt zur
Zeit der großen amerikanischen Depression Anfang der 30er-Jahre.
Christoph Waltz gibt darin einen despotischen Zirkusdirektor, dem
jedes Mittel recht ist, seine Welt zu verteidigen. Noch in seiner
neuen Wahlheimat Los Angeles gab Waltz der tz zum Filmstart am
Donnerstag ein Interview. Von Billy Wilder stammt das Bonmot: "Die
Österreicher haben das Kunststück fertig gebracht, Beethoven zu ihrem
Landsmann und Hitler zum Deutschen zu machen." Und wahrscheinlich
wäre der scharfzüngigen Hollywoodlegende auch eine Pointe dazu
eingefallen, als die Deutschen Christoph Waltz (dank dessen deutschen
Vaters) als den ihren zu "kidnappen" versuchten. Der
Oscar-Preisträger findet das allerdings nach wie vor nicht witzig:
"Es ist lächerlich. Ich bin in Wien geboren, bin in Wien zur Schule
gegangen und habe meine Laufbahn in Wien begonnen. Wie kann man mit
einer solchen Vergangenheit Deutscher sein?", fragt er zurück - im
tz-Interview mit Hollywoodkorrespondent Dierk Sindermann. Aber Sie
haben doch einen deutschen Pass!
Christoph Waltz: Ja, aber jetzt habe ich auch einen
österreichischen. Ich hoffe, das hilft, meine Staatsbürgerschaft zu
definieren.
Als nächstes nehmen vielleicht die Schweizer Sie für sich in
Anspruch. Dann wären Sie endgültig ein Nationalheld, um den sich die
deutschsprachigen Länder streiten ...
Waltz: Vielleicht sollte ich mich geschmeichelt fühlen. Warum
nicht? Nationalhelden, die als Bösewichte berühmt sind, gibt es
selten.
Nach "Inglorious Basterds" spielen Sie ja jetzt auch in "Wasser
für die Elefanten" einen brutalen Typen ...
Waltz: Ich will kein Spezialist für Fieslinge sein. Ich spiele,
was mich interessiert. Wenn ich Parallelen zum Nazi-Major Hans Landa
gesehen hätte, hätte ich die Rolle des Zirkusdirektors August nicht
angenommen. Der versucht nur, mit allen Mitteln sein Unternehmen am
Leben zu erhalten.
... und seine Frau umzubringen ...
Waltz (zuckt dramatisch mit den Schultern): Na ja, Sie wissen ja,
wie das so geht ...
Wie betragen Sie sich eigentlich zu Hause, wenn Sie Bösewichte
spielen?
Waltz: Nicht anders, als wenn ich keine spiele (grinst). Nein, im
Ernst, ich bin kein gewalttätiger Mensch.
Haben Sie Tiere?
Waltz: Nein. Aber wenn ich welche hätte, würde ich sie nicht
prügeln. Falls Ihre Frage darauf abzielte.
Die war ganz unschuldig gestellt. Sie sind immer so zurückhaltend
mit Ihrem Privatleben. Wir wollten nur ein bisschen etwas über ihr
Zuhause erfahren. Und Ihre Frau ...
Waltz: Auch die verprügle ich nicht (kneift ein Auge zu). Ich bin
ganz nett zu ihr.
Kochen Sie?
Waltz: So nett nun wieder auch nicht.
Zurück zu den Tieren. In "Wasser für die Elefanten" mussten Sie
mit Tigern und Löwen umgehen. Und Sie schienen sich nicht zu
fürchten. War das echt oder gespielt?
Waltz (lacht): In diesem Fall hätte das keinen Unterschied
gemacht. Der Löwe war das wildeste Biest, dem ich je begegnet bin. Es
hat seinen Grund, dass er Major heißt. Im Film ist er - dank
Computer-Technik - zahnlos, aber nicht in Wirklichkeit. Wenn man von
dem nur einen Schritt entfernt steht, kriegt man es mit der Angst zu
tun.
Hatten Sie eine Ahnung, was Sie mit Ihrer Rolle als Direktor und
Dompteur erwartete?
Waltz: Ja. Ich bin zur Vorbereitung mit dem Schweizer Zirkus Knie
durch die Lande gezogen. Ich hoffe, ich habe den Profis nicht zu sehr
im Wege gestanden. Gott sei Dank haben Sie mir keine schrecklichen
Pflichten zugeteilt - wie Mist schaufeln. Ich hätte mich verpflichtet
gefühlt, es zu tun.
Verzeihen Sie den Übergang: Wie viele Filme haben Sie in Ihrer
Laufbahn gemacht oder nicht gemacht und im Nachhinein Ihre
Entscheidung bereut?
Waltz: Eine ganze Reihe. Aber Gott sei Dank habe ich ein kurzes
Gedächtnis.
Gibt Ihnen der Erfolg in Hollywood mehr Freiheit?
Waltz: Ich habe heutzutage mehr Freiheit, Entscheidungen zu
treffen und etwas zu sagen - auf das dann auch jemand hört.
Und wie steht es mit dem Geld?
Waltz (lacht): Das hilft. (Wird ernst). Ich brauche nicht mehr wie
früher einen Film nach dem anderen zu machen, um überleben zu können.
Pressekontakt:
tz München
Redaktion
Telefon: 089 5306 505
politik@tz-online.de
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