WAZ: Wehrbeauftragter fordert Verbot
umstrittener Rituale bei der Bundeswehr
Geschrieben am 17-05-2011 |
Essen (ots) - Umstrittene Rituale bei der Bundeswehr, wie sie
zuletzt durch den Skandal auf der Gorch Fock bekannt wurden, sollen
dienstrechtlich verboten werden. "Es gibt Dinge, die darf man nicht
mehr in dieser Form fortsetzen, auch wenn vielleicht 95 Prozent der
Rekruten sagen, das mache ihnen nichts aus", sagte der
Wehrbeauftragte des Bundestages, Hellmut Königshaus, den Zeitungen
der WAZ-Mediengruppe (Mittwochausgabe). Der FDP-Politiker, der an
diesem Donnerstag ein Jahr im Amt ist, kritisierte scharf, dass
Soldaten auf der Gorch Fock nach Landgängen die Schlüpfer der von
ihnen eroberten Frauen wie Trophäen auf einer Leine aufgehängt haben.
Königshaus: "Das Menschen- und Frauenbild, das dahinter steht, das
sind nicht die Werte, die man auf einem Schulschiff der Deutschen
Marine künftigen Offizieren vermitteln sollte." Auch die umstrittene
so genannte Äquatortaufe hält Königshaus für bedenklich. Zwar könnten
Rituale Gemeinschaftssinn stiften, sagte er. "Aber wenn verschiedene
Lebensmittel zu einer möglichst Ekel erregenden Pampe verrührt
werden, in die man getunkt wird, ist der Unterschied zu der rohen
Leber in der Kaserne von Mittenwald nicht mehr so weit." In den
genannten Fällen sieht der Anwalt der Soldaten im Parlament die
Dienstaufsicht am Zug. Königshaus: "Auch für die Marine gilt das
Grundgesetz - und das wird nicht durch Tradition begrenzt, sondern
umgekehrt." Der Liberalen-Politiker geht davon aus, dass die auch
durch einen tödlichen Sturz einer Kadettin ins Gerede gekommene Gorch
Fock nicht außer Dienst gestellt wird. "Es gibt allgemein eine starke
Neigung im Parlament, das Schiff weiter zu betreiben." Allerdings
seien weitere Verbesserungen in der Ausbildung nötig. So fehlten
noch Rettungswesten mit GPS-Transpondern, damit jemand schnell
geortet werden kann, der über Bord gegangen ist. Königshaus: "Es kann
ja nicht richtig sein, dass überall in Deutschland im Berufsleben
Unfallverhütungsvorschriften akribisch befolgt werden, nur bei der
Deutschen Marine nicht." Großen Nachholbedarf sieht der
Wehrbeauftragte auch bei der Hinterbliebenen-Versorgung bei im
Auslandseinsatz gefallenen Soldaten. Hier sei gerade bei nicht
ehelichen Lebensgemeinschaften der Anteil der prekär Versorgten
wahrscheinlich sehr hoch, weil Versorgungsansprüche fehlten.
Königshaus: "Wir müssen daher schnellstens etwas tun. Eine private
Lebensversicherung für Soldaten im Einsatz, bei der die Bundeswehr
die Prämien zahlt, würde beispielsweise eine Versorgung auch bei
nicht verheirateten Paaren gewährleisten." Mit Blick auf die
anstehende Bundeswehrreform fordert Königshaus punktuell Mehrausgaben
für die Truppe: "Es gibt Bereiche, da muss personell massiv
aufgestockt und nicht abgebaut werden." Dazu zählten der
Sanitätsdienst und die Infanterie. Königshaus: "Die
Kampfmittelbeseitiger sind regelrecht ausgelaugt, weil es zu wenige
gibt und sie zu häufig in die Einsätze müssen." Um die Komplikationen
zu bewältigen, die sich durch die frühzeitige Aussetzung der
Wehrpflicht ergeben, ohne dass die Weichen für eine ausreichende Zahl
von Freiwilligen gestellt sind, wirbt Königshaus für längere
Dienstzeiten des bestehenden Personals. "Wenn absehbar ist, dass
Nachwuchskräfte nicht in ausreichender Zahl nachrücken, darf man
ältere Jahrgänge nicht vorzeitig ausmustern. Wer länger bleiben will
und geeignet ist, soll länger bleiben dürfen."
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
332340
weitere Artikel:
- Belarus: ROG kritisiert Verurteilung der regierungskritischen Journalistin Chalip Berlin (ots) - Reporter ohne Grenzen (ROG) kritisiert das Urteil
im Prozess gegen die belarussische Journalistin Irina Chalip. Ein
Gericht in Minsk verurteilte die Korrespondentin der unabhängigen
russischen Zeitung "Nowaja Gaseta" am 16. Mai zu einer zweijährigen
Haftstrafe auf Bewährung. Die bekannte regierungskritische
Journalistin wurde für schuldig befunden, an den Demonstrationen nach
der umstrittenen Präsidentschaftswahl im Dezember 2010 teilgenommen
und damit Aktivitäten zur "Störung der öffentlichen Ordnung
organisiert und mehr...
- Europäische Kommission signalisiert Zufriedenheit mit Fortschritt der Verhandlungen über die Freihandelszone mit der Ukraine Kiew, Ukraine (ots/PRNewswire) - "Wir wollen nicht nur die
Möglichkeiten für ernste Fortschritte, die Unterzeichnung eines
Assoziationsabkommen und die Gründung einer Freihandelszone
diskutieren, sondern wir arbeiten ganz konkret daraufhin", so fasst
Stefan Füle, der EU-Kommissar für Erweiterung und europäische
Nachbarschaftspolitik, sein Treffen mit Vasyl Dzharty, dem
Premierminister der autonomen Republik Krim der Ukraine zusammen.
Diese Aussage des EU-Kommissars erfolgte zusammen mit einer
Zusage von 12 Millionen Euro, um gemeinsame mehr...
- NABU: Sicherheits-Check für Atomkraftwerke weitgehend wertlos /
Bericht ersetzt nicht klare politische Entscheidung der Regierung Berlin (ots) - "Wie erwartet war der Zeitraum für eine sorgfältige
und unabhängige Sicherheitsüberprüfung aller deutschen Atomkraftwerke
zu kurz. Zudem beruhen die heute vorgelegten Ergebnisse der
Atomkommission lediglich auf Angaben der AKW-Betreiber und sind damit
weitgehend wertlos für die nötigen Beschlüsse der Bundesregierung zum
Atomausstieg", kommentiert NABU-Präsident Olaf Tschimpke den Bericht
der Reaktorsicherheitskommission (RSK), der heute in Berlin an
Bundesumweltminister Norbert Röttgen übergeben wurde.
"Das Vertrauen mehr...
- Deutsches Atomforum: Überhasteter Atomausstieg führt zu hohen gesellschaftlichen Kosten Berlin (ots) - Die 42. Jahrestagung Kerntechnik wurde in Berlin
mit einem verkürzten und fokussierten Kongressprogramm eröffnet. Die
politischen Rahmenbedingungen der Kernenergie in Deutschland befinden
sich seit dem Tsunami und nachfolgenden Unfall im japanischen
Kernkraftwerk Fukushima Daiichi am 11. März 2011 in einem
Umbruchsprozess. Dieser wird frühestens vor der Sommerpause des
Bundestags abgeschlossen sein, wenn die Ergebnisse der
Sicherheitsüberprüfung und der Ethikkommission vorliegen und
politisch bewertet sind. Das Deutsche mehr...
- RSK-Bericht besiegelt Abschaltung der Alt-Reaktoren/ Keine Nachrüstung gegen Flugzeugabstürze möglich Hamburg (ots) - Nach Ansicht der unabhängigen
Umweltschutzorganisation Greenpeace rechtfertigt der heute vorgelegte
Bericht der Reaktorsicherheitskommission (RSK) die sofortige
Stilllegung der sieben ältesten Atomkraftwerke Brunsbüttel,
Unterweser, Biblis A und B, Philippsburg 1, Neckarwestheim 1, Isar 1
und des Pannenreaktors Krümmel. Diese Meiler sind nach den
Ergebnissen der RSK nicht gegen Flugzeugabstürze geschützt. Die
dünnen Hüllen der Alt-Reaktoren würden einem Absturz nicht
standhalten. Es käme zu katastrophalen Freisetzungen mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|