Börsen-Zeitung: Ganz sanft, Kommentar zur Schuldenkrise von Detlef Fechtner
Geschrieben am 17-05-2011 |
Frankfurt (ots) - Das Treffen von Europas Finanzministern hat zwei
bemerkenswerte Einsichten geliefert - und natürlich haben beide
miteinander zu tun. Erstens bröckelt die Ablehnungsfront gegen eine
Umschuldung. Deutschland denkt laut über die Einbeziehung privater
Gläubiger bei Laufzeitverlängerungen nach. Die Niederlande berichten,
die Debatte über eine Umschuldung laufe bereits. Und Luxemburg
schließt bestimmte Formen davon nicht mehr aus.
Aber Vorsicht: Die Tatsache, dass sich der Ton ändert, heißt noch
nicht, dass eine Umschuldung beschlossene Sache ist. Schließlich gibt
es noch genug Euro-Staaten, die es lieber sehen würden, Athen einen
Nachschuss zu gewähren - in Form eines "Griechenland II"-Pakets.
Das führt zur zweiten wichtigen Beobachtung dieses Treffens. Der
Interessengegensatz zwischen Regierungen, die Hilfe benötigen, und
denen, die dafür haften, wird immer sichtbarer. Die Kluft wächst:
Triple-A gegen den Rest der Euro-Welt.
Die Nehmerstaaten stehen ohnehin zu Hause schwer unter Druck. Aber
auch die Geberstaaten sehen sich in ihrer Heimat wachsender Kritik
ausgesetzt. Der Aufstieg der Wahren Finnen ist für andere
Triple-A-Staaten ein Warnsignal - etwa für Österreichs Regierung, die
Angst hat, dass dem Rechtspopulisten Heinz-Christian Strache noch
mehr Wähler zulaufen.
Insofern ist es nicht unbedingt das Ergebnis volkswirtschaftlicher
Einsicht, dass in den finanziell solideren Regierungen darüber
nachgedacht wird, wie ein zu Hause schwer vermittelbarer Nachschlag
für die Griechen vermieden werden kann - und damit der Eindruck, man
werfe Geld in ein Fass ohne Boden.
Vieles spricht daher dafür, dass weder alles allein auf ein
zweites Hilfspaket hinausläuft noch einzig auf einen glatten,
schnellen Schuldenschnitt. Vielmehr werden sich wohl alle
Euro-Regierungen um eine Korblösung bemühen, die jedem Beteiligten
die Chance lässt, das Gesamtpaket vor dem heimischen Publikum zu
verkaufen.
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich somit etwas Grundlegendes
geändert. Europas Regierungen werden heute weniger von den Märkten
getrieben als vielmehr von der öffentlichen Meinung. Ein Beleg für
den Versuch, dem breiten Publikum zu gefallen, ist die Neigung zur
begrifflichen Schönfärberei. Tilgungsaufschub heißt seit neuestem
"Neuprofilierung". Und wenn schon von Umschuldung die Rede sein muss,
dann wird versucht, sie mit unaufgeregten Attributen sprachlich zu
entdramatisieren - freiwillig soll sie sein und ganz sanft. Na, wenn
das mal funktioniert.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
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