Landesausstellung "Der Naumburger Meister" (29. Juni bis 2. November 2011): Der Naumburg-Code - Ausstellung zu Jahrhunderte altem Rätsel
Geschrieben am 18-05-2011 |
Magdeburg (ots) - Die Haare sind streng unter einem Kopftuch
versteckt. Hinter dem halb hochgezogenen Mantelkragen verbergen sich
die Gesichtszüge einer gekrönten Frau. Schutzbedürfnis, Abweisung und
Unnahbarkeit einer stolzen und souveränen Herrscherin vermittelt
diese Szenerie. Doch der erste Eindruck täuscht. Keinem Betrachter
wird es je gelingen, dem Wunsch der erhabenen Fürstin zu entsprechen,
deren Geste zum Abstandhalten mahnt. Denn zugleich ist es unmöglich,
sich ihrem Blick zu entziehen. Zwangsläufig möchte man ihr näher
kommen, mehr erfahren von dieser anziehenden Frau, die reserviert und
kühl zu sein scheint und von der doch im selben Moment so viel
Emotionalität ausgeht.
Als schönste Frau des Mittelalters ist die Skulptur der Uta von
Naumburg in die Geschichte eingegangen. Die in der Mitte des 13.
Jahrhunderts entstandene Steinfigur steht bis heute als eine der
zwölf Stifter im Westchor des Naumburger Doms, einem einmaligen
Ensemble gotischer Kunst. Seit Jahrhunderten beflügelt sie dort die
Fantasie der Betrachter und gibt ihnen zugleich viele Rätsel auf. Die
gesamte Architektur, Skulptur, Glas-und Wandmalerei des um 1250
vollendeten Naumburger Westchors sind derart aufeinander bezogen,
dass dies nur durch die Gesamtleitung eines verantwortlichen
Bildhauer-Architekten erklärt werden kann. Doch wer war dieser
geniale Künstler, dem die großartigsten Schöpfungen der deutschen
Bildhauerkunst zu verdanken sind? Wie konnte es ihm gelingen, der
steinernen Materie soviel Lebendigkeit, Gefühl und Ausdruck
einzuhauchen? Und was veranlasste ihn dazu, die bereits zwei
Jahrhunderte zuvor verstorbene Uta mit einem Höchstmaß an
Individualität zu porträtieren? Frei nach Dan Brown könnte man diese
ungeklärten Rätsel als "Naumburg-Code" bezeichnen, den es zu
entschlüsseln gilt - sind die Werke des anonym gebliebenen
Steinbildhauers doch nicht minder beeindruckend als jene Da Vincis.
Da die Identität des Bildhauers bis heute ungeklärt ist, wurde er
nach seinem Hauptwerk, dem Westchor im Naumburger Dom, benannt und
als "Naumburger Meister" bezeichnet. Eine große kunsthistorische
Schau wird sich 2011 seinen steinernen Skulpturen widmen, die in
ihrem Inneren von Gefühlen bewegt zu sein scheinen. Unter dem Titel
"Der Naumburger Meister - Bildhauer und Architekt im Europa der
Kathedralen" findet vom 29. Juni bis zum 2. November 2011 in Naumburg
die Landesausstellung Sachsen-Anhalt statt. Sie wird gemeinsam von
der Stadt Naumburg und den Vereinigten Domstiftern zu Merseburg und
Naumburg und des Kollegiatsstifts Zeitz durchgeführt. Erstmals wird
der Großteil der mit dem Naumburger Meister in Verbindung gebrachten
Kunstwerke der Skulptur, der Schatzkunst sowie der Glas- und
Buchmalerei Frankreichs, Deutschlands, Polens, Großbritanniens,
Österreichs sowie der USA an einem Ort versammelt. Diese erste
Gesamtschau des bedeutenden Bildhauers bietet den Besuchern die
einmalige Gelegenheit, in vergleichender Perspektive selbst den
"Naumburg-Code" zu entschlüsseln.
Die Ausstellung verbindet mehrere Orte in der Domfreiheit und in
der Bürgerstadt Naumburg. Mit den Ausstellungsorten Schlösschen am
Markt, dem Dom St. Peter und St. Paul mit der Marienkirche am Dom und
der Domklausur sowie dem Stadtmuseum Hohe Lilie steht eine
Ausstellungsfläche von 2.500 Quadratmeter zur Verfügung, auf der rund
300 hochkarätige Kunstwerke präsentiert werden. Die Johanneskapelle
auf dem Domfriedhof sowie die Kapelle der Ägidienkurie erwarten die
Besucher ebenso wie der rekultivierte Domgarten mit der
mittelalterlichen Kinderdombauhütte und dem "Garten des Naumburger
Meisters" - ein Garten, der in Natur jene Pflanzenwelt zeigt, die der
Bildhauer an den Kapitellen des Lettners wiedergab.
Einen lebendigen Eindruck von der Schaffenszeit des Naumburger
Meisters bieten zudem die sechs Korrespondenzorte zur
Landesausstellung. Neben der nahe Naumburg gelegenen Schönburg laden
an der Südroute der Straße der Romanik die Neuenburg in Freyburg
(Unstrut), das Kloster Pforta in Schulpforte, die Rudelsburg in Bad
Kösen, der Merseburger Dom und der Dom in Zeitz zur Zeitreise in die
Romanik ein.
Die Landesausstellung "Der Naumburger Meister" ist
Kultur-Ticket-Partner der Deutschen Bahn. Das Kultur-Ticket-Spezial
ermöglicht eine preiswerte Bahnanreise und kostet 39 Euro in der 2.
Klasse und 59 Euro in der 1. Klasse. Das Ticket gilt - in Verbindung
mit einer Eintrittskarte für die Ausstellung - im Umkreis von 300
Kilometern, ist zuggebunden und wird verkauft, solange der Vorrat
reicht. Die An- und Abreise muss am selben Tag erfolgen.
Der Eintritt zur Landesausstellung kostet 12 Euro pro Person
(ermäßigt 8 Euro). Ausführliche Informationen zur Landesausstellung
und zum Begleitprogramm gibt es unter der Telefonnummer 03445-23 01
120 und im Internet unter www.naumburgermeister.eu .
Pressekontakt:
Vereinigte Domstifter, Kerstin Wille,
presse@naumburgermeister.eu,Tel. +49 (0)3445-23 01 122.
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