HAMBURGER ABENDBLATT: Inlandspresse, Hamburger Abendblatt zur Bundeswehrreform
Geschrieben am 18-05-2011 |
Hamburg (ots) - Ein Kommentar von Roman Heflik
Verteidigungsminister Thomas de Maizière hat der Bundeswehr
schonungslos gravierende Mängel vorgehalten, die von falschen
Strukturen bis hin zu falschem Material reichen. Das Konzept der seit
langem angekündigten Bundeswehrreform scheint allenfalls in Teilen zu
stehen - ganz anders, als de Maizières Vorgänger Karl-Theodor zu
Guttenberg noch bei seinen Rücktritt verkündet hatte. Dass es
offenbar so schlimm um die Bundeswehr steht, liegt jedoch nicht in
der Verantwortung des jungen Ex-Verteidigungsministers - sondern in
einem kollektiven und bereits seit Jahren andauerndem Versäumnis der
Bundesregierung. Sicher: Guttenberg hat die Bundeswehrreform als sein
persönliches Projekt gekapert, mit dem er sich zu profilieren suchte.
Noch bei seinem Rücktritt erklärte der Freiherr, er hinterlasse ein
bestelltes Haus. Das wäre schön gewesen für Schwarz-Gelb, denn die
Modernisierung und Verkleinerung der Bundeswehr hat das Zeug, einer
der wichtigsten Marksteine der schwarz-gelben Regierungszeit zu
werden. Nun stellt sich heraus: Die wichtigste Reform der
Bundesregierung ist immer noch eine Großbaustelle. Denn die Probleme
bleiben die alten. Dazu gehört beispielsweise der Streit darum, was
die Bundeswehr leisten soll, und was sie kosten darf. Schon seit
Jahren sind deutsche Soldaten an zahlreichen Krisenherden präsent,
nach den Wünschen mancher Außenpolitiker hätte sie auch in Libyen
Hilfe leisten sollen. Doch solche Einsätze kosten viel Geld.
Gleichzeitig aber muss die Bundeswehr nach dem Willen der
Haushaltspolitiker in den kommenden Jahren mehrere Milliarden
einsparen. Die Politik wird sich für eines dieser Ziele entscheiden
müssen, doch sie drückt sich seit Jahren darum. Weiteres Sorgenkind
ist die reformresistente Bundeswehrstruktur selbst, die einer dichten
Hecke ähnelt: Wirft man sich dagegen, federt sie zurück oder man
verheddert sich im Geäst. Für jeden Vorgang wollen zahlreiche Stellen
zuständig, aber nicht verantwortlich sein. Montieren Soldaten in
Afghanistan ein Funkgerät anders als vorgesehen in ihren Panzer,
führt das zu einem wochenlangen Pingpong zwischen den Dienststellen
in der Heimat. So tickt die gesamte Armee. Sicherheitspolitiker
kennen diese Zustände bereits seit langem - doch herangetraut an
dieses Geäst hat sich niemand. Diese Struktur umzukrempeln wird nun
eine Herkulesaufgabe für den Verteidigungsminister. Seine wichtigste
Front liegt in seinem eigenen Haus.
Pressekontakt:
HAMBURGER ABENDBLATT
Ressortleiter Meinung
Dr. Christoph Rind
Telefon: +49 40 347 234 57
Fax: +49 40 347 261 10
christoph.rind@abendblatt.de meinung@abendblatt.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
332710
weitere Artikel:
- Mittelbayerische Zeitung: Mehr Kreativität!
Kommentar zur Pflegereform Regensburg (ots) - Die Probleme in der Pflege sind erdrückend. Ja.
Und es muss schnell gehen. Deswegen hätte Daniel Bahr aber nicht
gleich bei seinem ersten Auftritt als Bundesgesundheitsminister
kapitulieren müssen. Das, was der 34-Jährige gestern von sich gab,
war mehr als enttäuschend: Aussagen wie "Ja, 2011 ist das Jahr der
Pflege" oder "Im Mittelpunkt stehen die Familien" sind zwar richtig,
zeugen aber nicht von einer besonders ausgeprägten Kompetenz oder
Motivation des "Neuen". Dabei war Bahr bis dato Parlamentarischer
Staatssekretär mehr...
- Westfalenpost: zur Bundeswehrreform Hagen (ots) - Nun ist Karl-Theodor zu Guttenberg gänzlich
entzaubert. Er ist nicht nur durch die Plagiatsaffäre moralisch
diskreditiert. Der forsche Baron hat auch fachlich als
Verteidigungsminister versagt. Seine Kalkulationen, die Grundlage für
den radikalen Umbau der Bundeswehr waren, haben sich als haltlos
erwiesen. Guttenbergs großartiges Reformprojekt war gescheitert,
als es schneidig begann. Sein Nachfolger im Amt erkannte schnell,
dass er vor einem Scherbenhaufen stand. Doch Thomas de Maizière hat
aus denkbar schlechten mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Das Internet als Kriminalitäts-Schauplatz
Mehr Vorsicht ist geboten
HUBERTUS GÄRTNER Bielefeld (ots) - Technologischer Fortschritt birgt immer Fluch
und Segen zugleich. Mit der Modernisierung von Maschinen kann viel
Zeit gespart werden. Aber diese Maschinen wachsen den Menschen auch
über den Kopf. Sie werden zur Ausbeutung benutzt, verursachen
Entfremdung, Hektik und Stress. Ähnlich ambivalent fällt die Bilanz
beim Internet aus. Einerseits eröffnet das weltweite Netz ungeahnte
Möglichkeiten. Jeder kann mit jedem in Windeseile kommunizieren und
Informationen austauschen. Ohne Internet ist das moderne Leben
undenkbar. mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Georg-Büchner-Preis für Friedrich Christian Delius
Engagierter Literat
STEFAN BRAMS Bielefeld (ots) - Seit 60 Jahren wird der Georg-Büchner-Preis
vergeben. Und immer wieder versteht es die Akademie für Sprache und
Dichtung, mit ihrer Preisentscheidung auch zu überraschen, sich nicht
an Moden und Meinungen auszurichten. So vergab sie sehr zum Erstaunen
vieler Beobachter im vergangenen Jahr Deutschlands renommiertesten
Literaturpreis an den experimentellen Sprachkünstler Reinhard Jirgl.
Und in diesem Jahr geht der Preis eben nicht an den zuvor so hoch
gehandelten Peter Kurzeck, sondern an Friedrich Christian Delius. mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Bundeswehrreform
Die große Chance
ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN Bielefeld (ots) - Es hat doch sein Gutes, dass das Kabinett von
Kanzlerin Merkel nicht nur aus Nachwuchskräften besteht. Wenn es eine
Chance gibt, die Herkulesaufgabe Bundeswehrreform zu stemmen, dann
liegt sie in den Händen von Thomas de Maizière. Der 57-jährige
Offizierssohn und Politprofi verfügt jedenfalls über das richtige
Rüstzeug: Erfahrung, Sorgfalt und Härte. Das Ziel ist groß. Eine
deutlich kleinere Armee soll international noch mehr Verantwortung
übernehmen können. Die Bundeswehr ist eine Armee im Einsatz. Die
Beschränkung mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|