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Gefährliche Darmepidemie grassiert in (Nord-)Deutschland: Nierenfachärzte können die Betroffenen vor bleibenden Schäden bewahren

Geschrieben am 23-05-2011

Berlin (ots) - Seit dem Wochenende grassiert eine gefährliche
Darminfektion, die durch den Erreger enterohämorraghische Escherichia
coli (EHEC) ausgelöst wird. Derzeit ist besonders das norddeutsche
Gebiet betroffen, aber erste Fälle wurden bereits aus anderen
Bundesländern gemeldet.

Der Erreger EHEC macht sich zunächst durch schwere Durchfälle
bemerkbar, ist aber viel gefährlicher als ein herkömmlicher
Darminfekt, da er im Körper ein Toxin freisetzt, das zur Hämolyse,
dem Abbau von roten Blutkörperchen (Erythrozyten), führt. Als Folge
tritt dann neben der Blutarmut (Anämie) ein Nierenversagen auf, da
die feinen Blutgefäße der Niere durch die Abbauprodukte verkleben.
Derzeit werden besorgniserregend viele Fälle dieses
hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS), darunter versteht man das
gemeinsame Auftreten von Nierenversagen, Anämie und Mangel an
Blutplättchen (Thrombozytopenie), verzeichnet. In Folge des HUS
können auch andere Organe geschädigt werden, so erleiden die
Betroffenen oft eine gefährliche Schwellung des Gehirns. Viele der
beobachteten Fälle hatten schwere, lebensbedrohliche Verläufe
genommen.

Durch ein sogenanntes Aphereseverfahren wird der Heilungsprozess
wesentlich unterstützt. Das Verfahren, das sonst häufig bei
Autoimmunerkrankungen zum Einsatz kommt, eliminiert die schädlichen
Stoffe im Blut und ersetzt körpereigenes Blutplasma. Wenn die
Patienten zeitnah eine solche "Blutwäsche" erhalten, sind
lebensbedrohliche Komplikationen wie Hirnödeme und Schäden wie das
bleibende Nierenversagen abwendbar.

Die Apherese wird von Nephrologen (Nierenfachärzte) durchgeführt.
Derzeit sind die Apherese-Kapazitäten in den betroffenen Gebieten
nahezu erschöpft. Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN)
hat ein Netzwerk geschaffen, um Patienten aus den stark betroffenen
Regionen zu Nephrologen anderer Regionen zu überweisen und so die
Versorgung sicherzustellen. Zudem wurden die Behörden eingeschaltet
und derzeit werden auch Aphesesemaschinen in die nephrologischen
Zentren in Norddeutschland eingeflogen, um dort die Kapazitäten
aufzustocken.

So kann die DGfN die Versorgung der Betroffenen derzeit
sicherstellen. Um eine weiterer Ausbreitung des Erregers zu
verhindern, wird die Bevölkerung aufgerufen, besondere
Hygienemaßnahmen einzuhalten. Der Erreger wird vermutlich durch
Tierkot bzw. direkten Kontakt mit Tieren übertragen, kann aber auch
durch kontaminierte Lebensmittel wie Rohmilch oder Rindfleisch
übertragen werden. Eine direkte Ansteckung von Mensch zu Mensch ist
in der Akutphase ebenfalls möglich. Auch wenn die genaue
Erregerquelle für die aktuelle Epidemie noch nicht bekannt ist, rät
die DGfN dringend zu folgenden Vorsichtsmaßnahmen:

- Auf Rohmilch und Rohmilchprodukte verzichten.
- Kopfgedünktes Gemüse (häufig sind das Bio-Produkte) gut waschen,
wenn möglich kochen.
- Kein rohes Fleisch essen, darauf achten, dass das Fleisch gut
durchgebraten/-gekocht ist.



Für weitere Informationen und Interviewanfragen:

Pressestelle der DGfN:
Dr. Bettina Albers
Tel.: 03643/ 776423,
albers@albersconcept.de


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