46% der deutschen Wirtschaftslenker fürchten europäischen Flächenbrand durch Schuldenkrise
Geschrieben am 14-07-2011 |
München (ots) - Booz & Company-Studie zeigt zudem Skepsis der
Top-Manager gegenüber EU-Erweiterung
Aktuelle Schuldenkrise ändert jedoch nichts an positiver
Langfristprognose für europäischen Integrationsprozess /
Konzernführer fordern von der EU straffere und diszipliniertere
Geld-, Budget- und Industriepolitik / Ohne staatliche
Wachstumsimpulse kein Turnaround / Protektionismus als Reaktion auf
die Eurokrise führt in wirtschaftspolitische Sackgasse
Aufgrund von Schuldenkrise und Euroschwäche sieht aktuell nur noch
knapp jeder zweite europäische Topmanager (46%) die EU in einer
grundsätzlich starken wirtschafts- und machtpolitischen Position. In
Deutschland schätzen das 49% der befragten Konzernlenker so ein. Vor
dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen in Griechenland, Italien,
Irland oder Portugal sind im europäischen Durchschnitt fast zwei
Drittel (65%) der Befragten in Sorge über die politische und
wirtschaftliche Situation in Europa. Beinahe jeder zweite deutsche
Wirtschaftslenker (46%) schätzt die Haushaltsschieflage in einigen
Mitgliedsstaaten als kritisch oder gar alarmierend ein und fürchtet
ein Übergreifen der Schuldenkrise auf die Realwirtschaft. Die
langfristigen Zukunftsprognosen fallen dagegen in den meisten
Führungsetagen positiv aus: Im europäischen Durchschnitt glauben 61%
- in Deutschland sogar 65% der Befragten, dass die EU auch im Jahr
2030 immer noch eine wichtige Position im globalen Machtgefüge
einnimmt. Mehr als die Hälfte (54%) der europäischen und sogar 65%
der deutschen Unternehmensführer steht einer Erweiterung der EU um
die Türkei skeptisch gegenüber und erachtet die Aufnahme neuer
Mitgliedsstaaten nicht als das geeignete Mittel, um neue
Wachstumsimpulse für den Wirtschaftsraum zu bringen. Das sind die
zentralen Ergebnisse der Studie "Revitalising the European Dream".
Für diese hat die internationale Strategieberatung Booz & Company
zusammen mit der Business School INSEAD mehr als 2.000 Top-Manager
der führenden europäischen Unternehmen - darunter 240 aus Deutschland
- befragt.
Balance zwischen Wachstumsimpulsen und Budgetkontrolle gefordert
"Geübte Strategen nehmen gerade in einem turbulenten Umfeld eine
längerfristige Perspektive auf politische Rahmenbedingungen ein. Sie
erkennen auch in krisenhaften Situationen sich daraus ergebende
wirtschaftliche Chancen für ihr Unternehmen", sagt Dr. Klaus-Peter
Gushurst, Partner und Sprecher der Geschäftsführung von Booz &
Company im deutschsprachigen Raum. "Die europäische Wirtschaftselite
sieht die EU in einem fundamentalen Wandel begriffen. Laut unserer
Studie ist sie bereit, diesen Veränderungsprozess konstruktiv zu
begleiten." Fast einhellig fordern die Top-Entscheider der Konzerne
allerdings von den EU-Politikern eine wesentlich straffere Geld-,
Budget- und Industriepolitik. Top-Manager erwarten eine harte sowie
deutlich konsistentere Politik statt des anlassbezogenen Aktionismus
der letzten Monate. Insbesondere wird die Verwässerung der
Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) mit Besorgnis gesehen.
Die wirtschaftliche Erholung der Eurozone hänge maßgeblich davon
ab, die richtige Balance zwischen Wachstumsimpulsen und
Budgetkontrolle zu finden und gleichzeitig die dringend notwendigen
Investitionen in Bildung und F&E nicht zu vernachlässigen. Eine
breite Mehrheit (85%) in den europäischen Führungsetagen glaubt, dass
die EU bei ihren Mitgliedsstaaten niedrigere sowie nachhaltige
Verschuldungsgrenzen einziehen sollte. Nur so könne Europa
langfristig auf den Wachstumspfad zurückkehren und sich im globalen
Wettbewerb gegenüber aufstrebenden Wirtschaftsmächten wie China und
Indien behaupten.
Unterschiedliche Sichtweise auf Budgetdisziplin
Die Booz & Company-Studie belegt außerdem: Die Unternehmenslenker
erachten weiterhin die europäische Integration als einziges Mittel,
um sich als Wirtschaftsraum im globalen Kontext erfolgreich zu
positionieren. "Klar ist aber auch, dass sich die EU an einem
Scheideweg befindet", sagt Gushurst. "Die Vertrauenskrise kann
überwunden werden, aber es ist entscheidend, dass die
Verantwortlichen in der EU wie in der EZB jetzt die richtigen Weichen
stellen." Allerdings divergiert diese Sichtweise auf die richtigen
Maßnahmen sehr stark - je nachdem aus welchem Mitgliedsland die
Unternehmensführer kommen. Diejenigen aus Staaten mit einem niedrigen
Verschuldungsgrad wie Deutschland, Dänemark oder Schweden halten
Budgetdisziplin für deutlich wichtiger als diejenigen aus stärker
verschuldeten Mitgliedstaaten wie Belgien, Griechenland oder Italien.
Klare Absage an Protektionismus
Auch die Frage nach den richtigen Impulsen für den Außenhandel
führte zu interessanten Ergebnissen: Lediglich einer von zehn
Befragten favorisierte protektionistische Maßnahmen gegenüber dem
freien Handel mit Nicht-EU-Staaten. "Schutzzölle oder gar eine
Abschottung des Marktes, beispielsweise gegen Übernahmen von
europäischen Unternehmen aus Nicht-EU-Staaten, wären ein
fundamentaler Irrweg. Die europäische Politik muss vielmehr für
Konstanz und Fortschritt bei der politischen und wirtschaftlichen
Integration sorgen. Sonst wird Europa im globalen Wettbewerb
langfristig zurückfallen", so das klare Fazit von Gushurst.
Über Booz & Company:
Booz & Company ist mit mehr als 3.300 Mitarbeitern in 60 Büros auf
allen Kontinenten eine der weltweit führenden Strategieberatungen. Zu
den Klienten gehören erfolgreiche Unternehmen sowie Regierungen und
Organisationen.
Unser Gründer Edwin Booz formulierte bereits 1914 die Grundlagen
der Unternehmensberatung. Heute arbeiten wir weltweit eng mit unseren
Klienten zusammen, um die Herausforderungen globaler Märkte zu
meistern und nachhaltiges Wachstum zu schaffen. Dazu kombinieren wir
einzigartiges Marktwissen sowie tiefe funktionale Expertise mit einem
praxisnahen Ansatz. Unser einziges Ziel: unseren Klienten jederzeit
den entscheidenden Vorteil zu schaffen - Essential Advantage.
Informationen zu unserem Management-Magazin strategy+business finden
Sie unter: www.strategy-business.com .
Rückfragen und weitere Informationen:
Susanne Mathony
Director Marketing & Communications Europe
Tel.: 089 / 54 52 5 550 oder 0170 / 22 38 550
Fax: 089 / 54 52 5 602
Email: Susanne.Mathony@booz.com
Internet: www.booz.com/de
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