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Westdeutsche Zeitung: Fachkräftemangel = von Martin Vogler

Geschrieben am 18-07-2011

Düsseldorf (ots) - Von Madrid nach Mettmann und von Valencia nach
Viersen. Warum sollen qualifizierte Spanier oder andere nicht in
Deutschland arbeiten? In ihren Heimatländern läge ihr Wissen brach.
Mangels Job würden sie nicht gefordert, Fähigkeiten würden
verkümmern. In Deutschland hingegen können sie Geld verdienen und
sich eine Existenz aufbauen. Insofern ist die Aufregung darüber, dass
die Bundesagentur für Arbeit jetzt sogar offensiv im Ausland um junge
Ingenieure, Mediziner oder IT-Spezialisten wirbt, nur schwer zu
verstehen.

Die Anwerbe-Gegner argumentierten moralisierend, dass Staaten,
denen es wirtschaftlich schlecht geht, ihre Besten hergeben müssen.
Das ist zu kurz gedacht. Denn Arbeiten in Deutschland bedeutet nicht
zwingend, sich radikal von der alten Heimat abzuwenden. Gerade
Top-Kräfte können später zurückkehren und als Unternehmer sogar
Arbeitsplätze schaffen. Wirklich deprimierend ist das Buhlen um
ausländische Fachleute hingegen für alle Einheimischen, die trotz
guter Ausbildung nicht unterkommen. Sie weiter zu motivieren wird
jetzt nicht einfacher. Nicht nur die Betroffenen, sondern auch
Bundesagentur und Arbeitgeber sollten darum kämpfen, dass möglichst
viele von ihnen wieder den Anschluss bekommen.

Trotz dieser Aspekte gibt es zum Werben um qualifizierte
ausländische Arbeitskräfte keine Alternative. Denn wir haben ein
vereintes Europa, pflegen auf dem Arbeitsmarkt eine sogar über den
Kontinent hinausgehende Mobilität. Genauso wie weltweit Unternehmen
beim Vertrieb im Wettbewerb stehen, wird dies immer stärker auch bei
guten Mitarbeitern geschehen. Wer da nicht mitbietet, wird global
abgehängt.

Deutschland muss sogar aufpassen, dass es nicht ins Hintertreffen
gerät. Denn manches Rekrutieren scheitert daran, dass Deutsch eine
schwer zu erlernende Sprache ist und bei weitem nicht die weltweite
Verbreitung wie zum Beispiel Englisch hat. Außerdem liegt mit 66 000
Euro gefordertem Einstiegsgehalt die Hürde, um überhaupt in
Deutschland anheuern zu können, relativ hoch. Da müssen wir umdenken
- und wohl künftig Interessenten sogar ein Gesamtpaket inklusive
Wohnung und Kindergartenplatz anbieten.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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