(Registrieren)

Neue Westfälische (Bielefeld): US-Schuldenkrise Tiefpunkt einer Präsidentschaft THOMAS J. SPANG

Geschrieben am 01-08-2011

Bielefeld (ots) - US-Präsident Barack Obama hat im Schuldenpoker
mit den Republikanern keine gute Figur gemacht. Von der verdeckten
Hand, die in anderen Krisen geschickt aus dem Hintergrund führte, war
diesmal wenig zu spüren. Obama wirkte eher wie ein Getriebener, der
scheibchenweise den Forderungen eines zu allem entschlossenen
Gegenspielers nachgab. Das Verhandlungsergebnis jedenfalls lässt
keinen anderen Rückschluss zu. Der Präsident erhielt nicht einen Cent
an neuen Steuereinnahmen. Stattdessen akzeptiert er Einsparungen von
rund 2,1 Billionen US-Dollar über die kommenden zehn Jahre. Mit einem
"ausgewogenen" Kompromiss, wie ihn Obama einmal versprach, hat dieses
Paket wenig zu tun. Realistisch betrachtet ist es ein Spardiktat, das
ihm die Rechtspopulisten der "Tea Party" abgepresst haben. Obama
machte bei den Verhandlungen mehrere grundlegende Fehler. Der
Anti-Steuer-Aktivist Grover Norquist meinte kürzlich, er sei
"angenehm schockiert" gewesen, dass der Präsident die Verlängerung
der Steuersätze George W. Bushs Ende 2010 nicht von einer Anhebung
der Schuldendecke abhängig gemacht hatte. Wie wahr. Das ganze Drama
wäre ihm und der Nation erspart geblieben. Niemals hätte Obama die
verquere Tea-Party-Logik akzeptieren dürfen, die Begleichung bereits
eingegangener Verbindlichkeiten mit künftiger Ausgabenpolitik zu
verknüpfen. Für eine Supermacht, auf deren Anleihen die Stabilität
der globalen Finanzmärkte beruht, muss die Bedienung der Gläubiger
eine Selbstverständlichkeit sein. Dass er sich der Erpressungs-taktik
unverantwortlicher Prinzipienreiter beugte, die nicht nur die
amerikanische, sondern die ganze Weltwirtschaft in Geiselhaft nahmen,
wird ihm politisch am meisten schaden. All das erklärt, warum Obama
bei einem Scheitern der Verhandlungen wenige Stunden vor Ablauf des
Countdowns zum Staatsbankrott am wenigsten zu gewinnen und am meisten
zu verlieren hatte. In den kommenden 18 Monaten bis zu den Wahlen
wird Obama in diesem Kongress nichts mehr bestellen können. Trotzdem
könnte dem Präsidenten die Krise langfristig helfen, machte das
Gebaren der Tea-Party-Republikaner den Amerikanern doch hinlänglich
den Unterschied zwischen politischem Rabaukentum und verantwortlicher
Führung deutlich. Die Rechtspopulisten haben mit den erzwungenen
Einsparungen zwar ihr Lösegeld erhalten. Beliebt machten sie sich
damit jedoch nicht. Obamas Strategen nehmen den Frust und die
Enttäuschung auf dem linken Parteiflügel über den Schuldenkompromiss
bewusst in Kauf. Je lauter die Liberalen aufschreien, desto
deutlicher kann sich der Präsident in der Mitte positionieren. Dort
werden in den USA seit Gedenken Wahlen entschieden. Umfragen zeigen,
dass Obama bei den Unabhängigen punkten konnte. Ob es ihm im November
helfen wird, bleibt abzuwarten. Im Moment steht er jedenfalls am
Tiefpunkt seiner Präsidentschaft.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

345176

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Kehrt marsch Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Eva Quadbeck: Jetzt rächt sich, dass die Regierung die Wehrpflicht im Hauruck-Verfahren abgeschafft hat. Die Bundeswehr hatte keine Zeit, die Ausbildung der jungen Menschen zu reformieren und den Wehrdienst hinreichend attraktiv im Sinne von leisten, lernen und belohnt werden zu gestalten. Gewiss: Der Alltag in einer Kaserne ist rau. Die jungen Leute, die freiwillig zur Armee gehen, spekulieren auch nicht auf einen Wellness-Aufenthalt. Aber sie wollen eine Gegenleistung für ihre Anstrengung: mehr...

  • Rheinische Post: Salafisten im Visier Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Gerhard Voogt: Seit gestern herrscht Gewissheit. Die beiden Terror-Verdächtigen aus Solingen, die bei der Einreise nach England verhaftet worden sind, gehören einem Netzwerk radikaler Salafisten an. Vieles spricht dafür, dass die Festgenommenen auf dem Weg über London nach Pakistan waren. Dort werden in den Camps der al Qaida auch Konvertiten aus Deutschland für den Heiligen Krieg ausgebildet. Die Festnahme zeigt, dass die Zusammenarbeit bei der Terrorabwehr erneut funktioniert hat. Hinweise mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Breiviks "Manifest" Osnabrück (ots) - Zurück in die Schmuddelecke Ja, Breivik hat mögliche Anschlagsziele in seinem "Manifest" benannt. Daraus aber akute Terrorgefahr abzuleiten wäre Panikmache. Bewusst wollte er den Eindruck vermitteln, für Gleichgesinnte eine Anleitung zu Angst und Schrecken verfasst zu haben. Doch gibt es diese Gleichgesinnten überhaupt? Nach bisherigem Erkenntnisstand nicht. Breivik ist alleiniger Verfechter seiner Ideologie. Seine Schrift bietet vor allem eins: Einblick in das gestörte Weltbild eines Massenmörders und wie mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Mikrokrediten Osnabrück (ots) - Nicht aus der Ferne Direktzahlungen versickern in den Zirkeln von Diktatoren. Westliches Billigfleisch beschädigt die Lebensgrundlage örtlicher Hirten. Die beliebten Kleidersammlungen haben ähnliche Tücken. Sie behindern den Aufbau einer eigenen Textilindustrie, die Einstieg in eine höhere Stufe der Wertschöpfungskette sein kann. Drei Beispiele, die zeigen, wie schwierig Entwicklungshilfe ist. Und es gibt weitere. Etwa, dass wirtschaftliche Hilfe zuweilen eher Auftragnehmern aus dem Westen unter die Arme greift. mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Internet-Bekanntschaften Osnabrück (ots) - Nicht schämen Hand aufs Herz: Wie reagieren Sie, wenn Ihnen eine gute Freundin oder ein Kollege davon vorschwärmt, die große Liebe im Netz gefunden zu haben? Schauen Sie mitleidig oder skeptisch? Nur knapp die Hälfte der Deutschen hält es für gesellschaftlich akzeptiert, wenn zwei sich im Internet verlieben. Dabei schützt ein offener Umgang mit dieser neuen Form des Kennenlernens viel besser vor gefährlichen Bekanntschaften als ein Gesetz, wie es in Großbritannien diskutiert wird. Zwar könnte sich dann mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht