Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Börsenkrise
Geschrieben am 07-08-2011 |
Bielefeld (ots) - Viele Amerikaner beneiden uns: Deutschlands
Wirtschaft wächst, der Export boomt, die Arbeitslosigkeit sinkt, und
die Staatsverschuldung bleibt moderat. Während die USA an schwacher
Konjunktur, hoher Arbeitslosigkeit und gefährlicher Verschuldung
leiden, ist Deutschland ein Vorzeigeland. Amerika bestaunt das zweite
»Wirtschaftswunder« und versucht, von unserem Erfolg zu lernen. Dies
war zumindest die Stimmung, als Kanzlerin Angela Merkel jüngst in
Washington hofiert wurde. Wie soll man nun die Panik verstehen, die
inzwischen auch unsere Börse nach unten reißt? Denn die Daten
hierzulande sind doch prächtig: Mit 3,5 Prozent Wachstum steht
Deutschland gut da, und auch die chinesische Nachfrage bleibt stark.
Ein rationaler Grund zur Panik ist nicht zu erkennen. Bleibt das
Irrationale, das Psychologische und Spekulative. Blasen und Crashs
gehören zum Wesen der Börse. Das System kennt keine Logik und wird
von Zufall, Spekulation, Hochrechnungen und Trends bestimmt. Oft
verhalten sich die Börsen anders als erwartet, wobei Neid und Gier
die Spekulation anheizen. Doch nicht alles ist unlogisch: So kann man
gut nachvollziehen, warum die Rating-Agentur Standard & Poor's die
Bonität der USA herabstuft. Denn die USA befinden sich tatsächlich im
Niedergang: Die Schulden, militärische Überdehnung und schlechte
Konjunktur bedrohen seit langem die wirtschaftliche Stabilität der
Welt. Beim Streit um die Neuverschuldung hat der radikale Flügel der
Republikaner den Staatsbankrott in Kauf genommen und sich wie
Politpiraten verhalten. Derart viel Verantwortungslosigkeit kann in
der Tat die Welt, Europa und die Börsen in Angst und Schrecken
versetzen. Ein Staat USA, der in den Bankrott geht, wird zur
Bananenrepublik und verliert seinen seriösen Status als Weltmacht.
Präsident Barack Obama versucht, politisches Kapital aus der
Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit zu schlagen: Das Etat-Gerangel
habe zu lange gedauert, die Republikaner seien schuld am Debakel.
Doch die Opposition wehrt sich und meint, der Präsident hätte sofort
mehr Kürzungen genehmigen sollen. Während somit die politische
Schlammschlacht weitergeht, sinkt das Vertrauen von Anlegern und
Märkten. Amerikas Ruf ist beschädigt: Die schlechte Konjunktur und
hohe Verschuldung verringern den Glauben an die politische und
wirtschaftliche Kraft der letzten Supermacht. Kein Wunder, dass immer
mehr Menschen die USA für dekadent halten. All dies gibt keinen Grund
zur Schadenfreude: Die schwachen USA schaden auch uns. Doch wir
können aus dem US-Debakel lernen: Sinnlose Verschuldungen und
ideologische Blockierungen beschädigen die Demokratie, den Wohlstand
und die europäische Einheit. Somit sollten wir den Gürtel enger
schnallen, rational denken und unseren Idealen treu bleiben - und das
heißt primär: Europa, den Euro und die europäische Solidarität vor
dem Niedergang bewahren. So könnte auch Amerika von uns lernen.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
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