Ostsee-Zeitung: Kommentar zum 50. Jahrestag des Mauerbaus
Geschrieben am 12-08-2011 |
Rostock (ots) - Es kann keine zwei Meinungen über die
innerdeutsche Grenze geben. Ein Land, das seine Leute mit Mauer,
Schießbefehl und Stacheldraht in Schach hält, das Familien
voneinander trennt, das Kinder von Menschen, die dieses Land
verlassen wollen, in Heime sperrt, hat selbst sein Todesurteil
gefällt. "Freiheitswillen kann man weder ein- noch aussperren", hat
Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher (82) gesagt. Doch während wir
in diesen Tagen die Überwindung der Schandmauer bejubeln, schaufelt
man in Griechenland einen 30 Meter langen Sperrgraben, um Flüchtlinge
davon abzuhalten, nach Europa zu kommen. Während Deutschland seine
Freiheit feiert, baut Europa wieder eine Mauer. Mit drei Meter hohen
Grenzzäunen. Mit Stacheldraht. Und täglich sterben Flüchtlinge vor
unseren Toren. Allein in diesem Jahr, in nur sechs Monaten, sind im
Mittelmeer 1820 Tote registriert worden. Und jeder Einzelne sollte
uns so dauern wie jeder der 1400 Mauertoten in knapp 40 Jahren. Nach
wie vor lehnen es die großen Binnenländer ab, Flüchtlinge auf die
EU-Staaten aufzuteilen, allen voran Deutschland. Gerade Deutschland!
Mit unseren Grenz-Erfahrungen sollten wir uns dafür einsetzen,
Flüchtlinge menschenwürdig zu behandeln. Dafür ein Zeichen zu setzen,
wäre eine angemessene Form, des 50.Jahrestages des Mauerbaus zu
gedenken.
Pressekontakt:
Ostsee-Zeitung
Jan-Peter Schröder
Telefon: +49 (0381) 365-439
jan-peter.schroeder@ostsee-zeitung.de
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