Neue OZ: Kommentar zu Geschichte / Mauerbau
Geschrieben am 14-08-2011 |
Osnabrück (ots) - Die ganze Wahrheit
Ja, leider: Es gehört zur ganzen Wahrheit, dass gerade im Westen
Deutschlands viele die Mauer im Laufe der Jahre als unabänderlich
hinnahmen. Erst Resignation, dann Gleichgültigkeit gegenüber jenen,
die unter der Teilung litten, hatten die flammende Empörung des 13.
August 1961 verdrängt. Zu Recht nennt dies Bundespräsident Christian
Wulff beschämend. Er empörte sich schon als Jugendlicher über die
SED-Diktatur und schwamm gegen den Strom. Das ist ein Teil seines
Werdegangs als Konservativer, wohl auch deshalb wirkt er echt mit der
dringenden Mahnung, bei der Verteidigung der Freiheit nicht
nachzulassen.
Bewegend auch der Auftritt von Jürgen Litfin. Der Bruder des
ersten Mauertoten liest auf der Gedenkfeier zum Mauerbau aus dem
Totenbuch, das Namen und Schicksale von 136 Opfern nennt. Das Unrecht
der SED-Diktatur zeigt hier seine kaum fassbare Dimension.
Umso unfassbarer ist, wenn jetzt die Linken-Vorsitzende die Mauer
schönredet und sich so von Verantwortung freispricht. Dass ein Teil
der Linken auf dem Parteitag am Wochenende die Schweigeminute für
Mauertote boykottiert, ist eine unerträgliche Verhöhnung der Opfer.
Parteichefin Gesine Lötzsch, die die DDR-Vergangenheit verklärt, hat
ihnen den Boden bereitet. Sie will in Mecklenburg-Vorpommern Wähler
fangen - und hat ihre Partei entlarvt. Wer heute so spricht, benutzt
die Argumente der einstigen Täter. Sosehr sich Lötzsch auch müht, das
ist nicht zu entschärfen.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: 0541/310 207
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