Westdeutsche Zeitung: Konjunktur =
von Annette Ludwig
Geschrieben am 16-08-2011 |
Düsseldorf (ots) - Monatelang zeigte sich die deutsche Wirtschaft
immun gegen alle negativen Einflüsse. Schuldenkrise in Europa,
drohende Staatspleite in den USA, hohe Ölpreise, Turbulenzen an den
Börsen - all das konnte dem Aufschwung XXL nichts anhaben. Der Export
brummte, und die Firmenchefs präsentierten Rekordzahlen am laufenden
Band, mit denen die wenigsten Experten so kurz nach der Wirtschafts-
und Finanzkrise gerechnet hatten. Doch jetzt kommt der Dämpfer.
Überraschend ist das nicht. Warum sollte allein Deutschland resistent
sein gegen alle Störfeuer?
Dass aber ausgerechnet die Wirtschaft schwächelt, die bislang die
Konjunkturlokomotive in Europa gewesen ist, lässt die Sorgenfalten in
der von der Schuldenkrise gebeutelten Euro-Zone tiefer werden. Droht
wieder ein Rückfall in Rezessionszeiten, wenn Deutschland ein wenig
die Puste ausgeht?
Ein scharfer Absturz der Konjunktur scheint hierzulande eher
unwahrscheinlich. Vielmehr kommt die Wirtschaft wieder auf den Boden
der Tatsachen, nachdem die Gewinne vieler Unternehmen zuletzt fast
beispiellos in die Höhe geschossen waren. Normalisierung statt
Absturz - so lautet die Formel.
Doch der Abkühlung der Konjunktur einfach die kalte Schulter zu
zeigen - das wäre die falsche Strategie. Viele Euro-Länder sind
nämlich erst gar nicht aus der Krise herausgekommen. Sie konnten von
Wachstumsraten wie in Deutschland nur träumen. Im Falle einer
europaweiten Rezession wären die Staaten zudem finanziell kaum in der
Lage, noch einmal milliardenschwere Konjunkturprogramme zu stemmen
wie sie es in der Finanzkrise 2009 getan haben.
Zugleich drosseln die Staaten mit ihren scharfen Sparpaketen ihre
Investitionen, was die jeweilige Wirtschaft belasten dürfte. Insofern
wächst der Druck auf die Politiker, der Krise in Europa grundsätzlich
zu Leibe zu rücken, ohne aber die Volkswirtschaften kaputtzusparen.
Die deutschen Unternehmen sollten für eine Wachstumsdelle gut
gerüstet sein. Prall gefüllte Auftragsbücher, ordentliche
Gewinnpolster und schlanke Strukturen sind dafür die besten
Voraussetzungen. Dennoch dürften auch hierzulande die Zeiten des
Aufschwungs XXL vorerst vorbei sein.
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
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