(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Nur ein erster Schritt, Kommentar von Lisa Schmelzer zum angekündigten Wechsel an der Spitze von Air Berlin

Geschrieben am 18-08-2011

Frankfurt (ots) - Der Rückzug von Joachim Hunold von der
Air-Berlin-Spitze ist ein lange überfälliger Schritt - und deshalb
spielt es auch nur am Rande eine Rolle, ob es sich tatsächlich um
einen Rücktritt oder doch einen Rausschmiss handelt. Für Letzteres
spricht, dass der Schritt erfolgt, bevor ein Nachfolger gefunden ist.
Für einen Rücktritt spricht, dass Hunold im Board of Directors
bleiben wird.

Allein der Wechsel an der Spitze garantiert allerdings noch nicht,
dass der Verlustbringer Air Berlin die Kurve kriegt. Das
Restrukturierungsprogramm "Shape & Size" kann zwar unter Interims-CEO
Hartmut Mehdorn an Konturen gewinnen, für einen echten Neuanfang
steht der ehemalige Deutsche-Bahn-Chef aber keinesfalls. Zumal, wenn
Hunold im Hintergrund weiter die Fäden zieht.

Air Berlin braucht zudem mehr als ein Restrukturierungsprogramm.
Die Nummer 2 auf dem deutschen Luftverkehrsmarkt hat eine umfassende
strategische Überarbeitung nötig. Bisher sah die Strategie
permanentes Wachstum vor allem über Zukäufe und großvolumige
Flugzeugbestellungen vor. Immer mehr neue Geschäftsfelder kamen dazu
und wurden an das Unternehmen angedockt. In der Folge tanzt Air
Berlin mittlerweile auf zu vielen Hochzeiten und hat Mühe, alle
Flugzeuge zu füllen. Das Chartergeschäft von zweit- und drittrangigen
Flughäfen aus gehört ebenso zum Angebot wie Reisen für
Geschäftskunden oder Langstrecken-Destinationen von den großen
Airports aus. Geht wegen der Nordafrika-Krise Geschäft verloren, wird
auf Teufel komm raus Kapazität in Richtung Spanien umgelenkt. Das
Überangebot im Spanienverkehr erschwert nun allen Fluglinien,
inklusive Air Berlin selbst, profitables Wirtschaften, was Hunold
selbst gestern beklagte. Alles in allem gleicht der strategische Kurs
von Air Berlin schon länger einem Irrflug.

Wer auch immer bei der Fluglinie das Steuerruder übernimmt, wird
erst einmal gründlich ausmisten müssen. Welches Geschäft verspricht
auskömmliche Renditen, welches operiert seit Jahren in den roten
Zahlen und muss eingedampft oder ganz dichtgemacht werden? Erste
zaghafte Schritte werden mit den angekündigten Streckenstreichungen
bereits unternommen, weitere müssen folgen.

Will der Aufsichtsrat um den ehemaligen Metro-Chef Hans-Joachim
Körber allerdings einen erstklassigen CEO-Kandidaten für Air Berlin
gewinnen, ist eines jetzt schon klar: Ein solcher wird einen
Non-Executive Director Joachim Hunold, der mit hineinregiert, nicht
akzeptieren.

(Börsen-Zeitung, 19.8.2011)



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

347866

weitere Artikel:
  • WAZ: Mehdorn darf wieder kehren - Kommentar von Wolfgang Mulke Essen (ots) - Das Rezept kommt Bahnkunden bekannt vor. Strecken werden stillgelegt, Landeplätze aufgegeben und ein harter Sparkurs aufgelegt. So will Air Berlin mit dem neuen Chef Hartmut Mehdorn in die schwarzen Zahlen zurückfliegen. Bei der Bahn hat Mehdorn schon unter Beweis gestellt, wie die Bilanz mit derlei Mitteln in Ordnung gebracht werden kann. Vor allem die Kunden mussten darunter leiden. Hoffentlich wird der Preis für die Passagiere nicht zu hoch, indem der Service verschlechtert wird. Doch Air Berlin muss sich dringend mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zu Air Berlin Stuttgart (ots) - Gewiss, die tagelange Sperrung des Luftraums wegen der Aschewolke über Island hat das Unternehmen hart getroffen, ebenso die deutsche Luftverkehrsabgabe und die ständig steigenden Kerosinpreise. Doch mit solchen Problemen haben andere Anbieter auch zu kämpfen, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Air Berlin krankt daran, für einen Billiganbieter zu hohe Kosten zu haben und dennoch nicht als ebenbürtiger Konkurrent für Luxuslinien wahrgenommen zu werden. Es ist kein Zufall, dass es sowohl der marktschreierischen mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Markt um Computerspiele Osnabrück (ots) - In den Kinderschuhen Die erste mit Computerspielen groß gewordene Generation ist längst erwachsen - und lässt auch im fortgeschrittenen Alter nicht die Finger von den Daddelknöpfen. Der deutsche Computerspieler ist im Durchschnitt 31 Jahre alt. Kein Wunder, sind der Versuchung doch kaum noch Grenzen gesetzt. Nicht nur, dass Konsolen die Wohnzimmer erobert haben, Smartphones, Tablet-PC und mobiles Internet laden überall zum Spielen ein: in der Bahn, an der Haltestelle und im Strandkorb. Von Online- und Handyspielen mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Air Berlin / Luftverkehr Osnabrück (ots) - Branche im Umbruch Bei Air Berlin geht es um mehr als den Abtritt eines Unternehmers, der in den vergangenen 20 Jahren einen spektakulären und beeindruckenden Weg gegangen ist. Denn zuallererst verweist die Lage darauf, dass der gesamte Markt im Umbruch ist. Andere Gesellschaften, auch ausländische, auch größere, haben in letzter Zeit ebenfalls Probleme gehabt. Sie gingen pleite, wurden verkauft oder legten Sparprogramme auf. Was sich bei Air Berlin abzeichnet, ist damit kein Einzelfall und letztlich nur mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar: Hunolds Werk verdient Respekt Düsseldorf (ots) - Mit dem Rücktritt von Air-Berlin-Chef Joachim Hunold verliert die deutsche Wirtschaft einen der letzten Manager dieser Art: Einen streitbaren Querkopf, der an nichts mehr als an sein eigenes Bauchgefühl glaubt, der mit unvorstellbarer Energie über Jahrzehnte hinweg persönliche Ziele verfolgt, sich dabei mit allen Mitteln den Weg freiräumt und Bedenkenträger selten ernst nimmt. Diese charakterliche Unbedingtheit hat ihn groß gemacht. Es war ein Glücksfall für die deutsche Luftfahrt, dass er diese Kraft in den Aufbau mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht