HAMBURGER ABENDBLATT: Inlandspresse, Hamburger Abendblatt zum Euro und zu Wulffs Kritik
Geschrieben am 24-08-2011 |
Hamburg (ots) - Ein Kommentar von Egbert Nießler
Märkte reagieren hektisch und auf alles und jeden: Die Äußerung
des greisen ehemaligen US-Notenbankchefs Alan Greenspan, der Euro
werde zusammenbrechen, ließ dessen Kurs umgehend sinken. Finden sich
gerade keine ähnlich gewichtigen Behauptungen, reagieren Börsianer
notfalls auch auf den Wasserstand des Titicacasees oder die Farbe des
Sonnenuntergangs. Insofern hat Bundespräsident Christian Wulff
absolut recht, wenn er von der Politik verlangt, sich nicht vom
unberechenbaren Auf und Ab an der Börse abhängig zu machen; wenn er
fordert zu agieren, statt zu reagieren, und der aus den Fugen
geratenen Bankenwelt vernünftige Leitplanken einzuziehen. Wacker
gesprochen! Nur eben nicht so leicht umzusetzen. Denn das Problem mit
den Finanzmärkten ist im Zweifel das kleinere. Das entscheidende sind
die Schuldenberge, die nicht etwa nur Griechenland und Co. angehäuft
haben, sondern auch Deutschland und Frankreich. Als er noch
Ministerpräsident in Niedersachsen war, konnte Wulff die
Verschuldungsspirale seines Bundeslandes auch nicht stoppen. Im
Gegenteil. Nun sind die Gestaltungsmöglichkeiten eines
Landespolitikers begrenzt, aber dieses Argument können auch Staats-
und Regierungschefs in Anspruch nehmen, deren Länder Mitglied
internationaler Bündnisse sind - etwa des Euro-Raumes. Und angesichts
desolater Haushalte auch mal unpopuläre Entscheidungen zu treffen,
wie es Wulff jetzt fordert, führt in besseren Zeiten unmittelbar in
die nächste Wahlniederlage. Selbst in Krisenzeiten wie diesen werden
sie eher scheibchenweise und auf Umwegen zustande kommen. Das liegt
nicht nur am Interesse der Handelnden an ihrem politischen Überleben,
sondern auch an komplizierten und langwierigen Entscheidungswegen und
daran, dass niemand ein Patentrezept hat. Immerhin aber bietet die
Krise die Möglichkeit, überhaupt entscheidende Kurskorrekturen am
bisherigen Euro-Weg vorzunehmen und möglicherweise auch Schritte zur
Konsolidierung der Staatshaushalte einzuleiten. Das ist die Chance,
die nicht vergeben werden darf. Anderenfalls droht Greenspan recht zu
behalten.
Pressekontakt:
HAMBURGER ABENDBLATT
Ressortleiter Meinung
Dr. Christoph Rind
Telefon: +49 40 347 234 57
Fax: +49 40 347 261 10
christoph.rind@abendblatt.de meinung@abendblatt.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
348655
weitere Artikel:
- Frankfurter Neue Presse: EZB begeht fortgesetzten Rechtsbruch - FDP-Bundestagsabgeordneter Frank Schäffler unterstützt Bundespräsident Wulff Frankfurt am Main (ots) - Der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank
Schäffler begrüßt die Aussagen von Bundespräsident Christian Wulff
zur Euro-Schuldenkrise. "Die EZB begeht einen fortgesetzten
Rechtsbruch, indem sie Staatsanleihen überschuldeter Euroländer
aufkauft und damit die Schulden sozialisiert", sagte er der
Frankfurter Neuen Presse (Donnerstagsausgabe). Schäffler hält es für
möglich, dass die Koalition in ihren eigenen Reihen künftig keine
Mehrheit mehr für weitere Rettungsaktionen findet.
Pressekontakt:
Frankfurter Neue mehr...
- Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zu Merkel Stuttgart (ots) - Unmut weht nicht mehr nur durch hintere
Parteireihen. Die Stimmung in der Wirtschaft ist schlecht. Ursula von
der Leyen bietet sich - im weiten Mantel der Loyalität - am
Kabinettstisch als Speerspitze der Merkel-Skeptiker an. (...) Sogar
der Bundespräsident sieht sich veranlasst, der Politik (also auch
Merkel) leise vorzuwerfen, sie verspiele Vertrauen und sei nicht Herr
der Lage. Möglich, dass Merkel in der CDU demnächst erstmals als
Kanzlerin infrage gestellt wird.
Pressekontakt:
Stuttgarter Nachrichten
Chef mehr...
- WAZ: Überfordert
- Kommentar von Walter Bau Essen (ots) - Der Finanzminister fordert einen Blankoscheck für
Brüssel beim Euro-Rettungsschirm; der Präsident des Bundestags sieht
sogleich die Rechte des Parlaments in Gefahr; der Bundespräsident
wiederum rügt das Krisenmanagement der Euro-Länder insgesamt;
zwischendurch will sich eine Ministerin mit der originellen Idee
profilieren, finanzschwache Staaten sollten Milliardenkredite mit
ihren Goldreserven absichern; und die FDP arbeitet sich zäh am neuen
Feindbild Euro-Bonds ab. Vielstimmiger, unharmonischer und schriller
könnte mehr...
- WAZ: Skandalöser Zustand
- Kommentar von Frank Preuß Essen (ots) - Verbrecher setzen sich ins Ausland ab, um der
Strafverfolgung zu entgehen. Südamerika ist ein besonders beliebtes
Ziel. Wenn einer von dort nach Deutschland flieht, durchkreuzt das
unsere gewohnte Sichtweise: Wir bieten einem Verurteilten
Unterschlupf, der mit einem Haftbefehl von Interpol gejagt wird? Wie
geht denn das? Hartmut Hopp gehörte zu den führenden Köpfen der
sektenartigen Deutschen-Siedlung Colonia Dignidad. Jahrzehntelang
haben sie dort gefoltert und gemordet, deutsche und chilenische
Kinder tausendfach mehr...
- Frankfurter Neue Presse: Ein bisschen Köhler. Chefredakteur Rainer M. Gefeller über die Rede des Bundespräsidenten Frankfurt am Main (ots) - Und jetzt gibt er plötzlich und
unerwartet den Super-Köhler, greift Währungshüter, Banker und
Europa-Politiker an - zu einem Zeitpunkt, da die Mehrheit der
Deutschen den Regierenden eine Bewältigung der Schulden-Krise nicht
zutraut. Einen Angriff auf Angela Merkel allerdings gönnt sich Wulff
nicht; dennoch könnte er all jenen in der Regierungskoalition aus der
Seele gesprochen haben, die ein wachsendes Unbehagen an den immer
neuen Euro-Rettungs-Plänen der Kanzlerin umtreibt. Ein bisschen
Aufruhr gegen Merkel mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|